Mich umgibt eine nahezu vollkommene Finsternis. Lediglich ein paar wenige matt schimmernde Lichter dringen aus der Tiefe wie durch einen Nebelschleier hervor. Vereinzelt sehe ich eine Zigarette aufglühen. Wie von fern vernehme ich pulsierende, hypnotisierende afrikanische Trommeln. Es ist der dumpfe und sonore Bassklang einer DoumDoum, der unmittelbar am Herzschlag ansetzt und den Zuhörer in einen tranceartigen Bewusstseinszustand zu versetzen im Stande ist. Allmählich setzten ein brodelnder, funkgeladener Bass sowie der leicht zischende Klang kurz geöffneter Hi-Hats ein. Unmöglich, jetzt noch am Rand der Tanzfläche oder am Bartresen reglos stehen zu bleiben. DJ Jus-Ed, der Underground Quality Label Head, steht an den Decks des Berliner Clubs Tape und spielt einen dieser Tracks, deren Kraftpotential es vermag, die Crowd in Bewegung zu setzen, vergleichbar der elektrischen Spannung, die Elektronen in einem Leiter in Bewegung setzt und Strom fliessen lässt. Auch ich stehe unter Strom, schliesse die Augen und lasse mich treiben. Und über allem wacht der Beat einer “massive deep and downright” Kickdrum.
Underground Quality Label Night @ Tape, Freitag, 18. September 2009 – Ein kleiner Nachtrag
Stunden zuvor, an der Tür des Tape. Meine Begleitung und ich blicken in die ungläubig weit aufgerissenen Augen der Türsteher. Was wir um diese Uhrzeit denn hier verloren hätten, scheinen sie uns zu bedeuten. Zugegeben, der Club hat vor einer halben Stunde erst die Türen für die vielen Nachtschwärmer geöffnet. Es ist kurz nach halb eins, für Berliner Ausgehverhältnisse also noch sehr früh. Die Höhe meines Coolnessfaktors ist mir (nicht nur) am heutigen Abend jedochso ziemlich egal, liebe ich es doch überaus, die DJ-Sets in ihrer vollen Länge mitnehmen zu können. Und der Genuss eines feinsinnig und gefühvollen Warm Up-Sets ist unersetzlich. So stehen meine Begleitung und ich an der Bar, erfrischen uns von der langen Anreise bei Longdrinks und Vodka Shots und takten zu langsam groovenden Housebeats mit jazzigen Piano Instrumentals und zuckersüssen Diva-Vocals ein in die Underground Quality Label Night, in der uns eine bezaubernd aussehende, geheimnisvoll verführerisch lächelnde Nina Kraviz, Anton Zap, DJ Qu, Fred P a.k.a. Black Jazz Consortium, Levon Vincent und DJ Jus-Ed himself mit ihrer Plattenauswahl und beeindruckenden Mixqualitäten an den Plattentellern zu begeistern wussten.
Regelmässig versuche ich, einen Blick auf die Turntables zu werfen, erblicke Labelsignete von Cajual Records, Relief Records oder Circuit Records, Balance und Prescription Records – Namen, die meine Augen glänzen lassen – sowie eine Vielzahl White Label-Pressungen und Platten mit abgeklebten Labels. Insbesondere DJ Jus-Ed und Fred P. a.k.a. Black Jazz Consortium sorgen in den ersten Stunden – jedenfalls bei mir – für Momente absoluter Glückseligkeit, da sie alte, längst vergessene Stücke von längst vergessenen Musikern wie beispielsweise “The Voyage” von Hayden André a.k.a. Subculture, erschienen 1991 auf Strobe Records (http://www.discogs.com/Hayden-Andre-Presents-Subculture-The-Voyage-Remix/release/37182), aufgreifen und zu neuem Leben, wenigstens für diese eine Clubnacht, verhelfen.
A big thanks to: Nina Kraviz, Anton Zap, DJ Qu, Levon Vincent, Fred P. a.k.a. Black Jazz Consortium, DJ Jus-Ed, Club Tape!
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P.S. Bitte entschuldigt, dass ich nicht auf die ganze Clubnacht, auf das Set der Underground Quality-DJs insgesamt eingegangen bin, die sich in doch jeweils in recht schneller Abfolge an den Plattentellern abwechselten. Dies führte jedoch zu keiner Zeit zu einem Bruch im Spannungsbogen, der – gewissermassen intertextuell – von langsamem, soulgetränktem House über trippig reduzierte Stücke hin zu Dub- und Detroit-Techno im Stile von Deepchord, Echochord, Soultek, Quantec, Redshape und dergleichen wieder zurück führte.
P.P.S. Soweit ich mich erinnern kann, wurde auch “Channel B” von Mono Junk (http://www.discogs.com/release/712848 ,http://www.youtube.com/watch?v=arkhDyHcFpo) gespielt. Wahnsinns Track, und auf der Anlage im Club Tape kommt er gleich nochmal so gut.
P.P.P.S. Vielen Dank an Ike Mueller / Club Tape für die Bilder dieser Nacht.
It was pretty amazing to hear Hayden Andre out over a club soundsystem 🙂 DJ Qu was brilliant, although I think Fred P was my favourite set overall.
It was pretty crazy to hear M. Pittman – There’s Somebody Out There played by DJ Qu too…and mixed into Restless Nights?!
Thanks for reminding me of what a great night it was.
@ joseph: the hayden andre tune totally blew me off in the best way. fred p was my most favourite dj for this clubnight too, but this doesn’t mean that all the other members of the uq-posse weren’t excellent as well. in general, it was an outstanding night!