Es gibt Label, die feuern aus grossen Rohren und mit voller Kraft ihre Releases auf den Markt. Da vergeht kaum ein Monat, in dem keine 12″ oder wenigstens eine digitale EP unter deren Dach erscheint. Manche Labelbetreiber lancieren dazu noch ein Sublabel, das der Labelmutter in Sachen Häufigkeit und Menge an Veröffentlichungen in nichts nachsteht, vor allem, wenn es lediglich in digitaler Form betrieben wird. Mir jedenfalls geht es dann so, dass ich mich kaum mehr an Platten, geschweige denn einzelne Tracks darauf erinnern kann. Ist es bei der Fülle an Musik schon schwer genug, sich den musikalischen Charakter einer jeden Veröffentlichung zu merken, wie viel mehr erschweren es einem Fliessbandfabriken wie […], den Sound einzelner Releases präsent zu haben.
Anders verhält es sich hingegen bei kleinen Imprints wie beispielsweise Dérive Schallplatten, einem Gemeinschaftsprojekt der Hamburger Christian Rau und Björnski sowie dem Münchener Maximilian. Die erste 12″ auf Dérive erschien bereits 2009, es war die “Dérive Vol. 1, doch die Musik darauf ist mir immer noch so nah und allgegenwärtig, als ob ich die Stücke erst gestern gehört hätte: Christopher Raus jazzig verspielter Track “Ne Travaillez Jamais” mit seinem schwebend leichten und trotzdem meditativ ruhigem Groove; Benjamin Brunns “Developers Live” und Achim Maerz’ “Garish“, zwei langsam raumfüllende, hypnotisch treibende Stücke.
Mit Dérive Vol. 3 erscheint dieser Tage eine weitere kleine Compilation, wieder mit drei Tracks, und wieder mit dabei: Achim Maerz. Der Hamburger DJ und Produzent wird – so meine Prognose – ein starkes Jahr 2012 haben. Denn mit “Haters Gonna Hate” verfestigt er seine eigene Schaffensästhetik um einen weiteren Track. Er tritt auf mit atmosphärischen, raumfüllenden Synthesizer-Sounds und hypnotisch-monotonen Beat-Pattern, zu deren sich wiederholenden, treibenden Rhythmen sich gut abtanzen lässt.
Zum ersten Mal tritt mit Björnski ein weiterer Gründervater von Dérive Schallplatten als Produzent in Erscheinung. Für den Track “9 To 5” hat er sich mit dem Hamburger Musiker und Produzenten A Different Jimi – Mitglied von Formationen wie Egoexpress, Sand11 und Mitproduzent von DJ Phonos Album “Welcome To Wherever You’re Not – zusammen getan. Ergebnis ihrer Studioarbeit? Ein geradezu frohgemut voranschreitendes Musikstück, reichhaltig instrumentiert mit Streichern, Xylophon, Klavier und perkussiven Effekten, was dem Track einen freigeistigen Charakter verleiht; wohltuend, in Anbetracht der oftmals vorherrschenden stoischen Ernsthaftigkeit in der House-Musik.
Bleibt noch Tilman Tausendfreund mit “With You“. Mit dieser Nummer bewegt er, der sich im vergangenen Jahr mit Christopher Rau eine EP auf dem britischen Label Hypercolour geteilt hat, sich ausserhalb des gewohnten Viervierteltakt-Formrasters und bezieht Stellung zwischen experimentellem, elektronischem Hip Hop, souligen Downtempo/Broken Beats und verbreitet eine warme, erdige Atmosphäre. Schön!
English (short) version: Dérive Vol. 3 is an EP with three tracks that will burn their sound into your mind: Tilman Tausendfreund is going into some soulful hip hop with twisted electronica, Achim Maerz continues to carve out hypnotic arrangements from house, techno and dub techno, whereas label-cofounder Björnski teams up with A Different Jimi, delivering a jazz-infused blend of harmonies and subtle house grooves.
Mehr im Web:
Dérive Schallplatten @ Facebook
Achim Maerz @ Soundcloud
Achim Maerz – Mix @ Modyfier Blog
Achim Maerz – Mix @ Clubberia
Tilman Tausendfreund @ Soundcloud
A Different Jimi @ Facebook
A Different Jimi Blog