Dream Team – dieser Begriff wird sehr häufig verwendet für Mannschaften – vorwiegend auf dem Gebiet des Sports – die sich auszeichnen durch physische Stärke, Kampfgeist, Gemeinschaftsgeist; die ihr Spiel gemeinschaftlich, konzentriert und zielorientiert aufbauen und beständig eine gute Leistung abrufen können; die charismatische Fähigkeiten besitzen, die Zuschauer begeistern und in einen Euphorierausch versetzen können und die ein geheimnisvoller Zauber umgibt. Klassiker: die US-amerikanische Basketball-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen im Jahre 1992 in Barcelona.
Nun könnte man einen Streit beginnen, ob bereits ein Zusammenschluss zweier Personen bereits unter den Begriff des Teams gefasst werden kann oder ob es dazu mehrere im Sinne von mindestens drei Menschen bedarf. Verschiedene Wissenschaften machen sich seit Jahr(hundert)en daran, den Team- beziehungsweise Gruppenbegriff zu untersuchen und eine allgemeingültige Definition dafür zu entwickeln. Der leidgeprüfte Student der Rechtswissenschaften kann ein Lied davon singen, aber auch bei den Kommunikations- und Arbeitswissenschaftlern lassen sich zahlreiche Theorien dazu finden.
Dieser langatmige Vorspann dient lediglich dazu, die folgende Aussage zu begründen: mit Sven Tasnadi und Juno6 haben sich zwei Künstler und Einzelproduzenten zu einer schlagkräftigen Einheit zusammengetan, die man inzwischen durchaus als Dream Team bezeichnen darf. Beide beweisen dadurch Gemeinschaftsgeist, sie können beständig eine gute Leistung abrufen, ihre Tracks zeichnen sich durch physische Stärke aus, und dass sie zielorientiert arbeiten (können), zeigt, dass mit der “Sonar EP” inzwischen schon ihre vierte Zusammenarbeit mit Erfolg abgeschlossen wurde.
Auch als Soloproduzenten haben sie in den letzten Jahren mehrfach zu überzeugen gewusst. Sven Tasnadi konnte man unter anderem auf liebe*detail, Cargo Edition, Poker Flat oder Smallville begegnen. Scheinbar mühelos beherrscht er ein Repertoire von Deep House bis hin zu Dub Techno, seine Tracks fanden auch Eingang in mehrere Compilations, so auch auf die Metawuffmischfelge der Wighnomy Brothers. Stefan Schultz alias Juno6 war bereits auf Broque und Freude Am Tanzen unterwegs genauso wie auf Oh!Yeah!, einem kleinen Label, das er gemeinsam mit Sven Tasnadi und Daniel Stefanik betreibt.
Doch nun zur Sonar EP. Sie erschien kürzlich auf Strictly Chosen, Sublabel zu der Frankfurter Plattform Be Chosen. Mit seinem Namen knüpft das Imprint direkt an Strictly Rhythm an, das seine Hochzeit parallel zum Heranreifen des Golden Era-Basketball-Teams der USA Anfang / Mitte der Neunziger Jahre. Ein kräftiger House-Hintergrund also, vor dem das Label und auch die “Sonar EP” zu sehen ist.
Sie nimmt im Titel Bezug auf das gleichnamige Festival für (elektronische) Musik, das Jahr für Jahr die katalanische Metropole Barcelona in eine Wallfahrtstätte für Liebhaber der Feier-, Rave- und Exzesskultur verwandelt [aufgepasst: Plagiatsverdacht]. Dieses Festival einmal erlebt zu haben, ist / kann genauso prägend sein, wie ein Spiel der legendären Basketball-Mannschaft der US-Allstars, die ihren herausgehobenen Status mit dem Olympischen Gold in Barcelona 1992 untermauern konnten. Passt irgendwie alles gut zusammen: Strictly Chosen – Strictly Rhythm, Barcelona 1992, Sonar EP, Dream Team, und so weiter. Ein Hauch von “Strictly Rhythm” durchzieht denn auch die drei Tracks dieser 12″, wenn man damit ein groovebasiertes Arbeiten, eine angenehm schlichte Rhythmik und den dezenten Einsatz von Chords und Stimmfragmenten meint.
Auf “Barcelona” spielen Sven Tasnadi und Juno6 temporeich nach vorne. Beständig angetrieben durch eine steady kick, eine dumpf pochende Bassline sowie gewitterartig sich entladende Hi-Hat Shuffles. Sparsam instrumentiert ist der Track, dafür insbesondere im Breakdown effektreich ausgestattet – eine Collage aus körnigem Rauschen, hellem Flirren und undifferenzierten Zischen, Geräusche, die auch entstehen können, wenn viele Stimmen, viel Umgebungslärm aufeinander treffen. Eine Situation, wie sie auf grossen Festivals (wie beispielsweise dem Sonar) nicht untypisch ist.
Tasnadi+Juno6:Barcelona by Sven Tasnadi
“Last Goodbye” und “Brothers” sind demgegenüber sehr schnörkellose und in lobenswerter Weise klassisch in Szene gesetzte Tracks, ohne dabei aufgrund von romantischer, gar nostalgischer Anlehung an die “gute alte Zeit” an sich selbst zu scheitern.
Tasnadi+Juno6:Last goodbye by Sven Tasnadi
Tasnadi+Juno6:Brothers by Sven Tasnadi
Hoffentlich gehen die beiden, Sven Tasnadi und Juno6, noch öfters gemeinsam ins Studio! Dream Team!
English (short) version: German producers Sven Tasnadi and Juno6 hooked up together again to produce another 12″. The tracks are built around a classic house groove without being too nostalgic for the past. Straight, solid no-nonsense house music.
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