Somebody Scream – Resident Night, Samstag, 20. Februar 2010

Die Musikkultur eines Clubs, einer Veranstaltung(sreihe), einer einzelnen Clubnacht, definiert sich nach meinem Dafürhalten im Wesentlichen durch ihre Resident-DJs. Sie sind es nämlich, die vor Ort eine Club- und Musikkultur aufbauen, tragen und vorantreiben. Daher werden am kommenden Samstag, den 20. Februar 2010, auch die Residents der neuen Veranstaltungsreihe Somebody Scream, für Freiburgs Clubgänger, Nachtschwärmer, Musikverliebte, Disco-Bären und House-Heads, für Insider und Neugierige gleichermassen, im Drifter’s an den Plattentellern stehen, und zwar all night long. Aus diesem Anlass im Folgenden ein kleines Frage-Antwort-Spiel mit Kowski, Shaddy und Agent Schwiech:

1. Hallo Shaddy / Agent Schwiech / Kowski, seit wann legt ihr gemeinsam auf und wie kam es dazu?

Das hat sich so entwickelt, wie das eben so ist wenn man auf denselben Sound steht. Und in einer Stadt wie Freiburg läuft man sich dann schnell über den Weg. Als Nujazz eine richtig große Nummer war, haben sich Shaddy und der Agent getroffen und dann gemeinsam immer mehr aufgelegt. Das war 2001. Shaddy kam ja vom Techno und der Agent war extrem mit dem Downbeat-Virus infiziert. Der gemeinsame Nenner war House und Nujazz (wir hassen dieses Wort) und man hat zusammen gefunden, aber eher aus dem Blickwinkel: soulful music. Das vereint uns bis heute. Der Kowski ist dann genau mit seinem Geschmack –soulful Stuff – auf uns gestoßen. Oder besser die beiden alten Hasen dachten: Wow, da gibt es noch so einen Typ der Soul hat und so ist man eben zusammen gekommen.

2. Ihr steht alle nicht das erste Mal vor Publikum. Könnt ihr euch noch an euer “erstes Mal” erinnern? Wann / Wo / Wie?

Schwiech: Das war in Münster, im Jahr 2000 in einem Club namens Odeon, der Club in dem Westbam vor gefühlt 100 Jahren seine Karriere gestartet hat. Dort habe ich mit einem Kollegen eigene Partys organisiert, die wir „Superdisco“ nannten. Musikstil war Nujazz, House, Funk und Disco. Da hatte ich dann auch meine ersten Gehversuche mit zwei Plattenspielern und konnte das Mixen üben. Gestört hat es eh keinen, da wir im Schnitt vielleicht 20 Besucher hatten.

Shaddy: Bei mir was das Anfang 1993 in Tübingen. Damals war Techno das große Ding und ich hatte so 80 Platten. Ich war Member des Shell Shock DJ Teams und irgendwie sind wir da ein einen Gig gekommen. Da waren dann in einer Halle gleich 500 Leute. DJ Rok war der Main Act und ich und mein Kollege waren der Warm Up. Was auch gut war. Die Mixe waren so lala und von einem wirklichen Set konnte man nicht sprechen. Aber die Leute hatten Spass und wir haben gebrettert was das Zeugs hält ;-). Damals stand der Berliner Sound ja für die harte Schule und DJ Rok, damals noch Chefeinkäufer vom Hardwax, hat diesen dann auch praktiziert.

Kowski: 2006 habe ich gemeinsam mit ein paar Freunden im Freiburg „Z“ eine Party namens Midnight Eye organisiert. Musikalisch ging das Ganze eher in Richtung Techno, aber zu dem Zeitpunkt habe ich auch schon länger House Platten gesammelt. Natürlich war man schon Tage vorher aufgeregt und nervös. Schlussendlich war das dann aber ein super Abend. Mixing war zu dem Zeitpunkt kein Thema mehr da ich mir schon um 2000 meine ersten beiden Plattenspieler gekauft habe. Damals habe ich jedoch fast ausschließlich Hip Hop, später noch etwas Funk und Disco gesammelt. Durch Guidance mit ihrem breit gefächerten Backstock bin ich schließlich auf Deep House gestoßen.

3. Wie beurteilt ihr das Freiburger Nachtleben? Welchen Stand haben House / Techno / Disco?

Alles in allem hat unser Sound einen schweren Stand hier. Je mehr ein Track knallt und das Elektrogebruzzel im Vordergrund steht, umso mehr geht’s ab. Das typische noch härter, noch schneller, noch lauter – Phänomen halt. Soulful Clubmusic hatte es grundsätzlich noch nie so richtig leicht in Freiburg, aber das ist eigentlich auch in allen anderen Städten so. Vielleicht verlangt es der breiten Masse zu viel ab. Das ganze Dancefloor Thema ist ja auch noch Charttauglicher als vor 10 Jahren und die heutige Generation wächst einfach anders damit auf. Die Musik die wir auflegen ist halt eine absolute Nische. Das wissen wir natürlich auch und freuen uns daher wenn es uns immer wieder gelingt, mit unseren Gästen eine wirklich super Party zu feiern, fernab vom üblichen Massen Bumm Bumm Geschrabbel.

Glücklicherweise gibt es immer noch diverse Veranstaltungen, die hier die Fahne hochhalten. Dazu gehören tageins, Deep Station und natürlich unsere neue Partyreihe „Somebody Scream“.

4. Was wollt ihr mit eurer Veranstaltungsreihe “Somebody Scream” bewirken? Welche persönlichen Ziele verfolgt ihr damit?

Wir wollen den Soul in den Club zurückbringen. Klassischer House hat einen schweren Stand, funktioniert aber absolut. Generell stehen wir für Sound, der sich den Abend über aufbaut und nicht High Energy von der ersten Sekunde an. Wir wollen dass unser Publikum in das DJ Set „reinkippt“. Wir sind das Gegenteil vom rohen Gebretter. Wir wollen langsam starten – uns „eingrooven“ – und je später die Nacht ist, uns mit unseren Leuten zum Höhepunkt bewegen.

Wir halten nichts davon dass von der ersten Minute Peaktime angesagt ist. Das soll jetzt kein Diss sein, sondern ist der Standpunkt den wir vertreten. Heutzutage gibt es Clubs wie das Berghain, wo die Leute stundenlang Tanzen weil der DJ sie mit Ihrem Set mitreißt. Es gibt aber auch Clubnächte a la „Ed Banger“ die einen komplett anderen Ansatz wie wir verfolgen.

Uns ist es wichtig dass wir mit einem DJ-Set eine Stimmung aufbauen und nicht eine Rakete nach der anderen zünden. Das verbindet uns und das haben wir alle zusammen schon in diversen anderen Clubs selbst erlebt. Daher wünschen wir uns auch Publikum, das mit uns einen Abend von Anfang an erlebt und mit uns gemeinsam den Soul findet. Zu unserem Konzept gehört auch, dass wir regelmäßig Gast-DJs, die unser Verständnis von Clubkultur teilen, einladen werden.

5. Am kommenden Samstag findet die im Rahmen der “Somebody Scream” die Resident Night statt. Was wird den Clubgänger an diesem Abend erwarten?

„Kannste mal schneller spielen“ – kann man nicht erwarten. Härter auch nicht. Wir starten langsam und bauen kontinuierlich Druck auf (so lange es die P.A. zulässt). Einen Plan gibt es natürlich nicht, sondern es ist immer abhängig von unserem Publikum. Schließlich sollen wir die Leute zum tanzen bringen. Wir sind jedes Mal selbst gespannt und wünschen uns natürlich, dass unser Publikum die Musik gleich fühlt wie wir. Musikalisch ist alles dabei – neue und alte House Perlen.

6. Habt ihr einen Song / Track, mit dem wir uns auf diese Clubnacht einstimmen können?

Schwiech:

Shaddy:

Genius of Time – Same Old Place by cloud

Kowski:

Los geht’s ab 23 Uhr. Come early, leave late!

Mehr im Web:

Kowski @ MySpace
Kowski – Keep It Deep Guest Mix
Agent Schwiech @ MySpace
Shaddy @ MySpace
Soul Industries Radio Show January / February 2010 by Shaddy @ Agent Schwiech

Nach oben scrollen