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Wie wird das neue Jahr? Was sind die grossen Sommer-, vielleicht sogar Jahrestrends? Welche Künstler bestimmen das Geschehen, welche haben ihren Zenit überschritten? Diese und viele andere Fragen behandeln ausgewählte Gastautoren auf Keep-it-Deep in den kommenden Tagen in teils ernster, teils humoriger Weise. Heute: Jens Wollweber, Redakteur des Online-Musikmagazins frohfroh.de aus Leipzig.
Jens Wollweber: Januar 2013. 2013? Was soll sich groß ändern? Was soll Neues kommen? Musikalisch wohl nicht soviel, wenn man Simon Reynolds glauben mag. In seinem Buch “Retromania” spricht er Pop seit den 2000ern die einstige Kraft des Fortschritts und der Auflehnung ab. Und irgendwie gehört die Clubmusik ja auch in die Pop-Tüte. Okay, Trap, Footwork, Juke. Da ging schon was in den letzten Jahren. Doch vielmehr fand tatsächlich eine Rückbesinnung statt. Analoge Kratzigkeit, hingeschmissene Arrangements, raue Deepness – lass doch mal schrauben wie früher. Auch 2013 wird ein Jahr der Reminiszenzen, ganz sicher.
Kurioserweise entwickelt sich House an den Pop-Rändern immer wankelmütiger. Leider nicht im wörtlichen Sinne. Denn die launische Ungeschliffenheit der Zitate hat ja nach wie vor ihren Reiz. Da können die Alt-Raver noch so müde abwinken. Meine Neunziger waren Mitte der 2000er. Mitten im entemotionalisierten Minimal-Nullstadium. Da wirkte die so ursprünglich wie möglich klingende House-Wärme geradezu erleuchtend. 2013 ist sie auch wieder vielerorts zur Plastik geworden. Und so wundert es kaum, dass sich so einige – siehe die bisherigen Beiträge hier – nach der dunklen, dystopischen Rauheit des Techno sehnen. Ja, bitte komm doch wieder. Obwohl die Rückkehr ja bereits seit mindestens zwei Jahren angekündigt wird und sich hier und da schon ihren Weg gebahnt hat.
Ob sich in zehn oder fünfzehn Jahren auch jemand derart wehmütig Minimal oder TechHouse zurück wünscht? Vielleicht darf man noch keine großen Sound-Revolutionen erwarten, 2013 zumindest nicht. Als Puzzleteil zur nächsten Umwälzung könnte es aber durchaus taugen. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf wird es auch ein gutes Jahr im nimmermüden Glauben, dass Pop bei aller Revival-Freude sein Fortschrittspotential nicht verloren hat.
Ortloff, Rose, Rivulet, Mikrodisko, Doumen, Kann und viele mehr – in Leipzig hat sich über die Jahre eine vielfältige und reichhaltige Musikszene aus dem Untergrund in die Labelöffentlichkeit gewagt. Informationen aus erster Hand liefert das Online-Magazin frohfroh.de. Gestartet hat es Jens Wollweber, der zudem auch Texte für das Leipziger Stadtmagazin Kreutzer, für die Leipziger Volkszeitung oder die Sächsische Zeitung verfasst.
Webseite: frohfroh.de
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Soundcloud: frohfroh.de
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