Shan – Chord Memories

Es ist vier, vielleicht auch schon fünf Jahre her, dass ich an einem Morgen eine E-Mail in meinem Posteingang mit ungefähr folgendem Inhalt vorfand: “Hallo, ich bin Victor, seit kurzer Zeit produziere ich Musik und habe einige Tracks fertig gestellt. Ich würde Dir die Soundfiles gerne zuschicken, da mich Dein Feedback interessiert…” Er teilte mir zudem mit, dass er aus dem Raum Karlsruhe komme und immer wieder mal auf keep-it-deep vorbeischaue.

Ich antwortete ihm. Er schickte mir die Files. Ich hörte sie mir zwei, drei Mal an – und vergass, mich bei ihm zu melden. Wochen später bekam ich von ihm wieder eine E-Mail. Er habe die Stücke teilweise überarbeitet, vielleicht würden sie mir jetzt besser gefallen. Er sei immer noch an meinem Feedback interessiert.

Irgendwann haben meine beruflichen und privaten Belange diesen E-Mail-Verkehr überlagert. Sein Name, seine Musik waren unter den dicken Sedimentschichten meines Alltags begraben. Bis zu dem Tag, an dem das Frankfurter Plattenlabel The Healing Company eine Vinylschallplatte veröffentlichte: “Victor Shan – How You Want It“. Handgestempelt, einseitig bepresst, und der Track: Ruhige Bassfiguren, sauberer Drum-Groove mit dem nötigen Schub für die Tanzfläche, dazu ein wenig Streicher und etwas Acid; Präzision der Rhein-Main-Schule trifft auf US-amerikanischen House-Spirit.

Das war im Juli 2013. Da erinnerte ich mich wieder an den Austausch, den ich mit Victor Shan per E-Mail hatte. Mein Gewissen zwackte mich. Hättest Du ihm doch zurückgeschrieben, dachte ich. Aber wie das eben so ist. Im Sommer 2013 habe ich mir dann geschworen, fortan kein Release mehr von Victor Shan zu verpassen. Entsprechend freute ich mich auch über den kleinen Ritterschlag, den er mit “How You Want It” im Herbst 2013 erfuhr: Sven Väth lizensierte diesen Track für seine alljährlich erscheinende “The Sound Of The Season”-Compilation. Mehr Reichweite geht eigentlich nicht.

Dieser Tage erscheint mit “Chord Memories” seine zweite Platte, dieses Mal auf Running Back Records. Darauf begibt er sich mit schweren Dubchords, stahlharten Drums und einem scharfen Acid-Bass in das Städtelabyrinth Detroits, Chicagos und Berlins. Was für eine musikalische Entwicklung, was für ein guter Produzent!

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