Der “Höllentäler” ist ein regionales, vielmehr noch lokales Wetterphänomen. Es ist ein in den Abend- und Nachtstunden unmittelbar nach Sonnenuntergang aufkommender Wind in der Stadt Freiburg. Meteorologen nennen so etwas Hangabwind. Haarspalter aus der Region beharren darauf, dass man diesen Wind eigentlich “Dreisamtäler” nennen sollte. Denn erst dort, im Dreisamtal, in das Eschbach-, Wagensteig- und Höllental münden, nehme er richtig Fahrt auf. Gerade im Hochsommer kann er Windgeschwindigkeiten von bis zu 10 m/s erreichen. Das ist Windstärke 5, eine durchaus bemerkenswerte Kraft. Deshalb sorgt er im Sommer regelmässig für willkommene Abkühlung, da die Hitze in Freiburg oft unerträglich sein kann.
Weitaus weniger böig und nicht ganz so unbändig brausend, entfaltet sich die Kraft der Tracks, die der japanische Produzent Hirofumi Goto auf seine neue EP “Night Breeze” pressen liess. Dafür jedoch löst er mit “Mechanical Motion“, “Black Sky” und “Night Breeze” bei uns Musikliebhabern einen orkanartigen Applaus aus. Sie sind einfach zu gut. Auf Keith Worthys Imprint Aesthetic Audio hat der Japaner bereits veröffentlicht – “Tokyo Deep” mit dem House und Disco so wundervoll in Einklang bringenden Stück “The Beautiful Memory“. Auch unter der Flagge der niederländischen House-Bastion Rush Hour sowie auf Yore oder Still Music hat er schon Stücke veröffentlicht. Sie lassen eine Vorliebe für Sample-basiertes Arbeiten vermuten, denn Rondenion tritt auf mit MPC-Skizzen, die durch eine schlichte aber wirkungsvolle Gestaltung auffallen. Ebenso mischt er dunkle, geheimnisvolle Disco Dubs mit kantig rauhem House, der Chicago und Detroit als Referenzpunkte zu benennen weiss. Und mit “Love Is Like A Diamond” tritt er auf als Produzent gefühlvoller, lyrisch-schmelzender House-Musik, vor der auch ein Louie Vega sich ehrfurchtvoll verneigen muss.
Für den Spätsommer / Herbst 2011 hat Goto drei Tracks vorbereitet, die er über das neu gegründete Label Ragrange – dem Vernehmen nach ist es sein eigenes – an den Mann bringt. “Night Breeze” und “Black Sky” erweisen sich als Soul- beziehungsweise Funk-intensive Stücke. Bei erstgenanntem hauchen weich klingende Synth Chords dem harten, schroff puckernden Bass-Lick einen sanften, schüchternen Kuss auf. Eine locker swingende Perkussion unterstützt die Rhythmik des Tracks. Diese zeigt sich teils zurückhaltend, teils voller aufkeimender Leidenschaft. Von ihr weiss auch das Trompeten-Instrumental zu erzählen, das mal mit elegischen, mal mit sehnsüchtig energiegeladenen Tönen von einer beginnenden Liebesgeschichte erzählt, wie sie nur an einem nachtgeschützten Verführungsort entstehen kann. Der zweite Track, “Black Sky”, offenbart seine Grundlage und nährende Quelle deutlich. Tiefer Bass, dreckiger Groove, bissige Vocal-Samples und noch ein wenig Rhodes-Sound. Detroit scheint greifbar nahe, und ist doch so fern. Auf “Mechanical Motion” erhebt sich hingegen ein stampfender Rhythmus. Harmonien und Melodien treten in den Hintergrund. Und so kommt dann doch noch etwas böig auffrischender Wind auf dieser EP auf. Allerdings nicht mit abkühlender Wirkung, wie sie dem “Höllentäler” eigen ist, sondern um ein Feuer auf der Tanzfläche zu entfachen.
English (short) version: Hirofumi Goto delivers three breezing fresh house tunes on Ragrange Records, his own imprint. Don’t miss his soul-drenched, funk-infused blusey and bouncey tracks that all come in his already trademark impeccable style.
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