Eigentlich ein Track, den ich mir für die nächste Ausgabe von Lost Tracks aufgehoben habe, der Tuff City Kids Remix von “Always Coming Home“. Doch als ihn Alex Dallas in in der letzten Drumpoet Community Radio Show gespielt hat, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein eigener Eintrag notwendig ist.
Zum einen wäre da Mountaineer, die es vorzustellen gilt. Dahinter verbigt sich zunächst einmal Henning Wandhoff, der Gründer dieses Musikprojekts. In den ersten Jahren seines künstlerischen Schaffens war er noch sehr do-it-yourself-mässig unterwegs. Mit der Zeit stiessen verschiedene Musiker hinzu, zunächst nur, um ihn auf Tour zu unterstützen, später als fester Bestandteil von Mountaineer. Heute ist die Formation sozusagen ein Quartett, bestehend aus dem Gründer, Alexander Richter (Gitarre), dem Instrumentalisten und Produzenten Frank Mollena und Anja Bertermann ist für die Vocals zuständig. Vor rund einem Monat hat die Band auf Leng Records mit einem Album debütiert, “The Real McQueen. Es ist ihr vierter Longplayer insgesamt. Musikalisch ordne ich sie einmal ein zwischen Mocha Coconut Frappuccino und San Francisco der späten Sechziger und frühen Siebziger Jahre als geistigem Zufluchtsort. Die blumigen Instrumentierungen, das für meinen Geschmack ausgewogene Verhältnis tief klingender, sanft-dunkler zu hell klingend lustvollen Passagen, finde ich ausgezeichnet. Und auch die rhythmischen Untermalungen, wie beispielsweise bei “Always Coming Home”, sind ausgesprochen gelungen.
Um diesen Song, “Always Coming Home“, geht es auch hier. Philip Lauer und Gerd Janson haben sich ein weiteres Mal zusammen getan, um einen Track mit ihrem gehärteten, rostfreien und scharf geschliffenen Spezialklingenstahl zu zerlegen und zu filetieren. Sie befreien ihn von der süsslich-fruchtig duftenden Blumennote, die ihn wie eine atmosphärische Hülle umgibt, schneiden die Verse, teils gesprochen, teils gesungen, heraus, und überhaupt: sie lassen die ruhig plätschernde Dramaturgie des Originals hinter sich. Dafür lassen sie ihre Neuabmischung mit einer männlichen Bassline auftreten. Männlich im Sinne von selbstbewusst und zugleich bescheiden, kraftvoll zupackend aber dennoch weich und anschmiegsam, wenn es angebracht ist. Dazu gesellen sich trockene Claps mit subtilem Nachhall. Zarte perkussive Elemente wirken wie die feinperlige Kohlensäure eines südbadischen Winzersektes – angenehm moussierend am Gaumen. Und weil’s ohne atmosphärische Schutzhülle nicht geht, tauchen die Tuff City Kids den Remix ein in eine fein strukturierte Synthie-Wolke. Schon House, an die 80er Jahre erinnernder, instrumentaler Electric Pop oder mit kosmischen Elementen spielender Disco? Wer weiss. Jedenfalls eine delikate und runde Cuvée, die auch nach Jahrzehnte langer Lagerung geniessbar ist.
Der Version Idjut von “Golden Chalk” wirkt im Vergleich dazu etwas schwach. Braucht vielleicht noch etwas Zeit zum reifen. Oder so. Was nicht heissen soll, dass die Idjut Boys konzept- und strukturlos an ihre Überarbeitung herangegangen sind. Die akustischen Komponenten wollen mir einfach nicht so leicht ins Ohr gleiten.
English (short) version: outstanding remix by Gerd Janson and Phillip Lauer under their Tuff City Kids moniker reminding us of the good ol’ days when house was more than just a name… Feed your emotions!
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