Es gibt Sonntagabende, die fühlen sich an wie Montage. Schlimmer noch. Sie lösen ein Druckgefühl auf Stirn und Wangenknochen aus. Es pocht hinter den Schläfen. Und sie schmecken nach lauwarmer Sprite. Und das trotz zwei, drei Gläser Zwulcher, einem Kaiserstühler Rotweinverschnitt aus Spätburgunder, Regent und Cabernet Sauvignon. Fernsehen statt lesen – keine gute Entscheidung. Zunächst der Tatort, der neue aus dem Saarland. Inhalt, Kamera, Schnitt, schauspielerische Leistung werden von Woche zu Woche auf ein tieferes Niveau erodiert, und das, obschon Devid Striesow eigentlich ein guter Schauspieler ist. Aber alle anderen? Wie fluffiger, leicht angetrancter Tech House. Ohne Charakter. Ohne Seele.
Im Anschluss daran: Günter Jauch. Wichtiges Thema. Falsche Besetzung. Erinnerte mich an die vielen Sommerfestivals bei uns in der Region, deren Booker über Karotte, Monika Kruse und Moonbootica nicht hinwegkommen. Die Schwarzer war schon einmal im Dezember da. Osterkorns Lanzenbruch für eine Sexismusdebatte wirkt aufgesetzt, berechnend. Die Bildredaktion seines Magazins trägt doch erheblich zur sexuellen Verobjektivierung der Frau bei. Koch-Mehrin wäre in Brüssel besser aufgehoben gewesen. Jauch flapste rum. Und so weiter. Nervte.
Diese Zeit hätte viel sinnvoller nutzen können, zum Beispiel um die wunderschönen Platten von Ricardo Esposito (“Airblade”), Johannes Beck (“Liell”), Stanley Schmidt, QY, Woolfy vs. Projections zu besprechen. Kommt noch. Diese Woche. Zum Anhören gibt es für diese Woche folgende Mixtapes:
Leo Mas auf testpressing mit einer Zusammenstellung von Proto-House/-Techno, Krautrock-, Post Punk-, Soul-Platten, darunter Mark Stewarts grossartige Interpretation von Erik Saties “Gymnopédie No. 1”. Gibt’s noch auf discogs.com, gar nicht so teuer, könnte sich jedoch schnell ändern.
Testpressing – Leo Mas – 1987 Amnesia Early Night Warm Up Music
Wir bleiben bei merkwürdiger Musik. Markus Våreid aus Norwegen steht für ausladend geschwungene Harmoniebögen, wie sie nur ein nordischer Disco-Telemarker in die Nacht zaubern kann. EPs und Album auf Prins Thomas’ Label Full Pupp und auf Maxi Discs. “Glow Of Filter & Dub“, ebendort erschienen, versprüht Frühlingserwachen. Am Mittwoch soll es in Freiburg übrigens bis zu 16 Grad warm werden. Zeit für eine Nacht mit Markus Våreid.
Markus Våreid – A Night With Markus Våreid
Anhören, dazu tanzen oder einfach nur abhängen lässt sich auch zu der Summer Madness Compilation 2012 von Yura Hlop alias SE62. Hlop sah seine Sternstunde als Produzent bereits 2009 mit “Wall Ride / The Tape” auf Home Taping Is Killing Music. SloMoDiscoHouse war damals übergross, wurde auch von mir sehr gefeiert. Wird es immer noch. Der Mix reicht allerdings über das SloMo-Kontinuum hinaus.
SE62 – Summer Madness Compilation 2012
trushmix.com steht ebenfalls für Musik jenseits eindimensionaler Kontinua. MadTeo, Finn Johannsen, Lauer, Prins Thomas haben für die dem Sex Tags Mania / Wania-Umfeld nahestehende Seite bereits einen Mix eingespielt Heute morgen hochgeladen: Ein neuer Podcast von SVN. House. Aber sowas von.
Ein kleiner Veranstaltungsausblick auf den Februar: Am Freitag, 8. Februar 2013, findet wieder eine TraxxUp-Party im Hinterhof in Basel statt. Zu den Residents Garçon, Morard und Ed Luis kommen dieses Mal: Eli Verveine aus Zürich, die soeben mit Tardis ihr eigenes Label gestartet hat sowie Kosta Athanassiadis alias XDB aus Göttingen. Metroplex Records, Veröffentlichungen auf Sistrum, Dolly und Echocord. Roher, analoger House und Techno. Ab Vinyl. Einen kleinen Vorgeschmack liefert sein Seasons Greetings Mix auf Uzuri.
XDB – Uzuri Seasons Greetings Mix
Vor fast vierzehn Tagen ging ein neuer Aimcast online. Aim, das Label des Berliner Produzenten und DJs Tristen, entwickelt sich weiterhin sehr gut, Moomins “Don’t Fly If It’s Foggy” hat es sogar in die Jahresbestenliste 2012 auf ResidentAdvisor geschafft. Ein kleines Indiz, wie es 2013 weitergehen könnte? Bevor wir in Spekulationen verfallen, zunächst einmal der Mix von Flori. Top notch!
Aim Cast 03 – Flori
Zum Abschluss noch Kirk Degiorgios Ode an das Berghain. Am 9. Februar wird er dort wieder einmal zu Gast sein. Weitere DJs im Aufgebot: Norman Nodge, Fiedel, Ben Klock, Rødhad, Sandrien, und in der Panoramabar die Label Kompakt und Apollonia. Viel Spass allen, die dort sein werden.
Kirk Degiorgio – Prelude To Berghain
ENGLISH SHORT VERSION
Today, we dig deep into, first, krauty, cosmic, balearic disco-not-disco, dance-not-dance music and, second, into raw analogue house and techno, compiled and mixed by Kirk Degiorgio, Flori, XDB and SVN.