Mixed up monday (119)

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Für Aussenstehende, die das Freiburger Nachtleben nur vom Hörensagen oder von tageins her kennen, mögen meine Einträge und Ansichten zur Clubszene sicher sehr oft nach Frust klingen. In gewisser Weise stimmt das auch. Als DJ und / oder Veranstalter kann man an dieser Stadt, insbesondere an ihren Clubbetreibern verzweifeln. Das Traurige an dieser Situation sind vielleicht weniger die Mängel selbst. Manche liessen sich mit einem nur geringen finanziellen Aufwand auf Dauer beheben.

Das Traurige an dieser Situation ist die Hartnäckigkeit mancher Betreiber, mit der sie sich gegen wohlwollende Ratschläge sträuben. Als Totschlagargumente jeglicher sachlicher Diskussion ziehen sie Folgende heran: Die fehlenden finanziellen Mittel. Eine Schaumstoffunterlage oder Luftkissenpolster – suboptimale Lösungen, aber immerhin – kosten jedoch nicht die Welt. Zur Not: Gartenplatten aus dem Baumarkt. Sieht alles überhaupt nicht gut aus, erfüllt aber mehr oder weniger den Zweck, dass der Tonabnehmer die Vinylrille nicht verlässt. Hat man das Geldargument entkräftet, wird – völlig aus dem Nichts – die Anwohnerproblematik auf den Tisch gelegt. Man könne ja nicht lauter.  Doch was haben abgenutzte Tonabnehmersysteme, Feedbacks, Netzbrummen, und so weiter, mit den Anwohnern zu tun? Eben!

Bleibt noch das letzte Argument: Der Undankbarkeitsvorwurf. Man solle nicht immer gleich Kritik üben sondern dankbar sein, dass überhaupt jemand etwas mache. Psychologen raten in solchen Situationen zunächst Gemeinsamkeiten hervorzuheben. Dass man ja eigentlich am selben Strang ziehe, dass man ja nur das Gute, das Beste wolle. Und so weiter. Also: Ich freue mich, dass es Leute gibt, die sich den Arsch aufreissen. Aber das Arsch aufreissen sollte sich nicht nur in der Deko und Ähnlichem niederschlagen. Schliesslich gibt es noch Nummer vier in dieser Argumentationskette, gewissermassen ein Annex zum Undankbarkeitsvorwurf. Dieser lautet: “Ach ja, wieder der Herr Musikblogger, den kann man ja nie zufrieden stellen.” Oder das Ganze verlagert sich von Anfang an auf eine emotionale Ebene. Und da steige ich aus. An diesem Punkt angelangt, bleibt einem nichts anderes übrig, als Ruhe zu bewahren, und abwarten, bis sich das Beleidigtsein gelegt hat, um anschliessend zu versuchen, wieder so etwas wie ein Wir-Gefühl herzustellen und einen gemeinsamen Gewinn in Aussicht zu stellen. Richte das Equipment, dann haben die DJs Spass, aufzulegen, ich halte die Schnauze und du hast deine Ruhe. So könnte das kurz skizziert aussehen.

Und damit wir heute noch etwas erfreulicheres zu berichten haben, kommen wir zur Musik. Diese stammt heute – wieder einmal – von der Seite testpressing. Dort gibt es zum einen Musik zum Runterkommen, für die wochenendliche oder montägliche Endentspannung. Ausgewählt, arrangiert und aufgenommen von Chee Shimizu, der unter dem Pseudonym Discosession für das japanische Kraut-Disco-House-Leftfield-Label Crue-L merkwürdig-schöne Musik produziert und als DJ ebensolche spielt. Ist bei uns wahrscheinlich noch nicht allzu bekannt. Zum anderen hat Tiago einen frischen Mix abgeliefert, der in das Kraut-Cosmic-Disco-Umfeld von Crue-L sehr gut passt. Nerd Affair, im positiven Sinne.

Chee – Passive – Mix at testpressing

Tiago – Live Mix For Dada – Mix at testpressing

Was könnte in der Folge besser dazu passen als ein Mix aus dem Sex Tags Mania-Umfeld? Genau! Und deshalb schnell weiter zu roof.fm. Ebenfalls eine Nerd Affair im positivsten aller Sinne!

Es bleibt obskur und krautig, mit Tosh Ohta aus Bournemouth (UK), der in dieser britischen Stadt Resident der Veranstaltungsreihe Big In Japan ist. Seinen Stil beschreibt er mit “Hardcore Boogie” und “Extreme Balearica”, was fast so gut ist, wie den Megadeephousesound manch eines Freiburger DJs. Daher: Für Superlative solcher Art haben wir immer sehr viel übrig, vor allem, wenn diese von einer wirklich ausgezeichneten Selection getragen werden. Tosh Ohta, here you go!

Eine gewisse Skurrilität, eine wohltuend unpathetische Art, legen auch The Analogue Cops, also Lucretio und Marieu, an den Tag. Zusammen mit Steffi bilden sie das Projekt Third Side, das dieser Tage mit einer LP, “Unified Fields”, aufwarten wird. Roboterfunk, Maschinensoul, roh, dreckig, verschwitzt, sleazy, sexy. In ungefähr vierzehn Tagen stehen sie in Amsterdam im Rahmen des ADE an  den Decks neben Objekt, Funkineven und Pariah. These Guys heisst die Veranstaltun, den Promomix der Cops gibt’s schon jetzt.

Jetzt noch ganz schnell zu Sonic Sunset. Prescription, Nu Groove und Underground Resistance an der Seite von 100% Silk,  Aleph Music und Aesthetic Audio. Das sind die Bestandteile, aus denen Cez, Betreiber der Pop Your Funk-Podcastreihe, seinen Guest Mix aufgebaut hat. Solid.

Cez – Is It In You – Mix at Sonic Sunset

Und schliesslich noch: Der neue Aim Cast, die Podcast-Reihe von Tristen, mit der er regelmässig Künstler seines Labels Aim vorstellt. Diese Ausgabe stammt von Christopher Rau, und damit ist eigentlich schon alles gesagt: Qualitätsmusik für Qualitätsbewusste.

ENGLISH SHORT VERSION

This week’s selection is quite a bit cosmic, spaced-out, krauty and leftfield, ending up in deeper-than-deep house. Enjoy the mixes from Christopher Rau, The Analogue Cops, Tiago, DJ Fett Burger and the likes.

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