Miles Sagnia – The Sounds From The Abyss EP

Vor Jahren, als ich noch ein kleiner rotzfrecher Skaterjunge war, war ich in Besitz eines T-Shirts, worauf eine Ahornsirupflasche mit kleinem Henkelohr abgebildet war. Auf dem um den Flaschenbauch gewickelten Signet prangte irgendein Schriftzug mit den Worten “Skateboarding is not… (a crime, oder so etwas Ähnliches)” sowie ein rotes, siegelartiges Zeichen mit der Inschrift “100% pure“. “100% pure” – ein unmissverständliches Gütesiegel und ausgeschrieben, onehundredpercentpure, auch der Name von Keith Worthys Label Aesthetic Audio, der in der URL-Leiste erscheint, sobald man den MySpace-Account des Labels aufruft. Aesthetic Audio dient Keith Worthy hauptsächlich als Plattform, um eigene Produktionen veröffentlichen zu können, in letzter Zeit aber auch als Hub für befreundete, musikalisch gleichgesinnte Künstler wie Juju & Jordash, Rondenion oder Tony Lionni.

Und nun auch für einen Mann aus Grossbritannien namens Miles Sagnia, für mich ein völlig neuer Produzentenname. Dementsprechend weiss ich auch nicht sehr viel über ihn, lediglich die paar wenigen Informationen, die sich aus dem Informationskanal Internet herausfiltern lassen. Miles Sagnia ist demzufolge schon sehr lange, seit Anfang / Mitte der 90er Jahre, als DJ unterwegs, betreibt mit einem Toby Slade-Baker das Projekt “Living City“, hat unter diesem Namen vor ein paar Jahren erste Tracks veröffentlicht, und gründete vor nicht allzu langer Zeit sein eigenes Label, Atmospheric Existence Recordings.

Aber seien wir einmal ganz ehrlich: bedarf es dieser Informationen überhaupt? Genügt es nicht völlig, die Musik dieses Produzenten für sich, für ihn sprechen zu lassen? Denn für mich hat die “The Sounds From The Abyss EP” einen derart hohen Gefühlsgehalt, dass die drei auf ihr befindlichen Tracks unmittelbar meine Seele berühren.

Ihnen gemeinsam ist das “analogue feel”, das den Tracks Tiefe und Raum verleiht und die damit verbundene Schwierigkeit einer zeitlichen Einordnung. Jedenfalls nach meinem persönlichen Dafürhalten. Auf jeden Fall USA, nicht die Ostküste, sondern die Great Lakes-Region, nicht (Paradise) Garage, sondern Warehouse oder The Music Institute.

Changes” besticht mit anschwellenden Synthies, unterlegt und untermauert von einem satten Basskostüm. Und wenn dann noch die Xylo- oder Vibraphon-Melodie einsetzt, kann ich mich des Eindrucks nur schwer erwehren, dass “Changes” auch aus dem Umfeld eines Larry Heard, (frühen) Glenn Underground und den weiteren üblichen verdächtigen stammen könnte.

Mit “Soulhive” zieht Miles Sagnia das Tempo an. Die ihm innewohnende Atmosphäre erinnert mich sehr stark an die Clubnacht im April in Zürichs Zukunft mit Keith Worthy. “Soulhive” ist beruhigend und anregend zugleich, wohl liegt es an den sehr forsch voranschreitend programmierten Drums und den lang ausgehaltenen Keyboard-Akkorden und den lang schwingenden Synthies im Hintergrund – deren Wärme wiederum im Gegensatz zu den klirrend kalten Perkussionselementen steht.

“Relativity” schliesslich ist der ruhigtste Track auf “The Sounds From The Abyss EP”, der einen eine grenzenlose Tiefe erfahren lässt. Miles, you made my day!

Mehr im Web:

http://www.myspace.com/atmosphericexistence
http://www.myspace.com/livingcitymusic
http://www.myspace.com/onehundredpercentpure
http://www.myspace.com/worthyisdeep

P.S. Miles Sagnia betreibt unter http://atmosphericexistence.blogspot.com/ einen sehr schönen Blog, auf dem er regelmässig News zu seinem Schaffenswerk veröffentlicht. U.a. auch zwei sehr feine Mixe, die es auf http://soundcloud.com/milesatmospheric/miles-a-lateral-perspective-dj-mix und http://soundcloud.com/milesatmospheric/miles-deep-calm-mix-jul-09 zum Download gibt.

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