Und wieder einmal der Blick über den grossen Teich, in eine Stadt, die wir gerne mit einem wehmutsvollen Blick betrachten ob ihrer Eigenschaft als langsam Verschwindende, als eine einem beständigen Auflösungs- und Zerfallsprozess Ausgesetzte. Sie kennzeichnet eine fast winterliche Apathie auf der einen sowie ein frühlingshaft drängender Geist auf der anderen Seite – so jedenfalls lesen wir es aus den verklärenden Sagenfetzen heraus, die an uns herangetragen werden. Anyway. Diese Stadt ist bekannt, und ob Soul / Funk, House / Techno, hat sie grosse Musiker hervorgebracht, hell strahlende Sterne. In deren Lichterglanz haben – leider – eine Vielzahl Musikschaffende, DJs und Produzenten, zurückzutreten, auch wenn sie im unmittelbaren Umfeld und Wirkungsbereich der anderen sich bewegen und nicht minder wunderschöne Stücke, Songs genauso wie Tracks, produzieren.
Einer von ihnen ist Marcellus Pittman. Er ist Mitglied der Formation 3 Chairs, zu der des weiteren Rick Wilhite, Kenny Dixon Jr. / Moodymann sowie Theo Parrish gehören und ist auch an des letzteren Projekt “The Rotating Assembly” mitbeteiligt. Sein eigener Sound beinhaltet unterschiedliche Einflüsse. In ihm finden sich Elemente des klassischen Jazz, Soul und Funk, die Motown-Sounds also, genauso wie sich auch experimentelle Electronica-Gebilde heraushören lassen. Dabei bleiben die Tracks von Marcellus Pittman, die er u.a. auf Theo Parrishs Label Sound Signature sowie auf Omar S’ FXHE Records veröffentlicht hat, meiner Meinung nach immer irgendwie Experimentierfeld. Und, um “seinen” Sound mit einem Wort zu umschreiben: introvertiert.
Nun also zu seiner Eastside Story, die dieser Tage auf Graham Wilsons und Domenic Cappellos Label 7th Sign Recordings veröffentlicht wird. Sie besteht aus drei Kapiteln, Tracks, mittels derer er die ganze? einen Teil? seiner Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten entfaltet. Auf “An Afternoon Delight” besticht insbesondere die Verbindung von stoisch-vertrackten, rumpelnden Beats mit warmen, schwebenden Keyboardflächen (oder ist es doch der Klang eines Fender Rhodes-Piano?), die er gemeinsam mit summendem Gesang und Richtung 8bit-/16bit-Musik weisenden Effekten zu einem zwischen meditativ und impulsiv pendelnden Soundtrack verwebt. “The Mad Underdog” mag eine leicht ironische Anspielung auf die von aussen wahrgenommene Künstlerpersönlichkeit selbst sein. Hierauf verschmelzen Techno, Electronica und House zu einem Sound, der aufgrund der rhythmisierenden, bleepigen Acid-Elemente expressive Züge aufweist. “You Want Me (Never)” schliesslich gibt einen zarten Lichtschein ab in das derzeitige (Vor-)Winterdunkel. Der Track ist voller Soul, ohne dabei in seichtes Fahrwasser abzudriften. Thumbs up!
English (short) version: Marcellus Pittman is a yet wrongly underrated producer born and bred in Detroit. His sound is characterized best with the word introvert which doesn’t mean that you won’t find a refreshing burst of levity in his tracks that are soaked with Soul, Funk and raw electronica soundscapes. His “Eastside Story” is a captivating 12″!
Mehr im Web:
Marcellus Pittman @ MySpace
Marcellus Pittman – Show @ RBMA
Marcellus Pittman – Mix @ FACT magazine
7th Sign Recordings @ MySpace
7th Sign Recordings @ Soundcloud
7th Sign Recordings