Planitz – früher selbständige Ortsgemeinde, heute eingemeindeter Stadtteil der sächsischen Stadt Zwickau – wer denkt da nicht zu allererst an den Planitzer Erdbrand? Dieses Naturphänomen, der Erdbrand, entsteht in der Regel ohne menschliche Beteiligung in Regionen, die reich an fossilen Brennstoffen, Braun- oder Steinkohle, Torf, Erdöl oder Erdgas, sind. Unter Hitze- oder direkter Feuereinwirkung entzünden sich diese und brennen – teilweise auch sehr lange unerkannt – ab. Schwer löschbar ist dieses Erdfeuer, welches oftmals auch einen verheerenden Flächenbrand zu entfachen im Stande ist und alles verzehrt, was brennbar ist. Um die Entstehung des Planitzer Erdbrandes ranken sich einige Erzählungen, und wer sich damit etwas eingehender auseinander setzten möchte, möge hier weiterlesen.
So weit, so gut. Doch was hat diese mit Essens Max Heesen alias Langenberg, DJ, Produzent und Mitgründer des Labels Mild Pitch zu tun? Vielleicht ist es die Tatsache, dass die Tracks von Langenberg in ihrem Inneren eine heisse Glut tragen, die, zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, eine Glutlawine lostreten und einen Flächenbrand entfachen können. Man erinnere sich nur an “Jalousie” auf Liebe*Detail oder “Black In Black auf Drumpoet Community. Und vielleicht ist es auch nicht von ungefähr, dass die neue 12″ auf Mild Pitch den Titel “Planitz Proposals” trägt.
Denn der Titeltrack gräbt sich über nahezu neun Minuten tief in die Gehörgänge ein. Die perkussive Rhythmik spielt ihr hypnotisierendes Kraftpotenzial von Anfang an aus. Langenberg nimmt einen hier kaum merklich gefangen und bindet einen wie mit einem seidenweichen Stoffband an den Track. Zwar wäre es anfangs noch ein Leichtes sich aus dieser geschmeidigen Fessel zu befreien, doch hat man den Entschluss dazu gefasst, ist es zu spät. “Tribute” und “Dog Days“, beide auf der B-Seite, entwickeln sich schleichend, fast zähfliessend, wie ein über längere Zeit unbemerkt gebliebener Schwelbrand, der sich in der Folge zu einem intensiv brennenden Feursaum entwickelt. Killer!
Kleiner Exkurs: Mit feuilleton-artigen Beschreibungen ist das ja immer so eine Sache, sind sie doch meist ein hineininterpretiertes gedankliches Wirrwarr. Dennoch, als gedankliche Assoziation und Versprachlichungsversuch der musikalischen Stimmungen auf “Tribute” und “Dog Days”, ein Ausschnitt aus Bettina von Arnims Werk “Die Günderode”:
“Aber die große schöne Versöhnungsstille über uns – die Dämmerung, die immer breiter ward und größer, und der Nebelvorhang vor dem Weidengang vom Feldberg herab – und der Feuersaum längs dem ganzen Horizont, wie werd ich’s vergessen! – erst hingen wir einander im Arm, ganz still, und dann lag ich quer über Deinen Füßen; so dacht ich, Du schläfst, weil ich Dich hart atmen hörte, und wollt eben auch einschlafen. – Da fingst Du an zu reden (da hast Du’s in Musik gesetzt): Liebst du das Dunkel – Tauichter Nächte,…“
English (short) version: Langenberg on Mild Pitch with his second solo EP showcasing his abilty to create soundscapes with slow burning house atmospherics.
Mehr im Web:
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Mild Pitch
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Langenberg – Interview @ 2010lab.tv
Langenberg – Interview & Mix @ Bringdownthewalls
Max Heesen im Interview (gemeinsam mit Kai Schuhmacher):