KZA – Z EP

KZA – was in unbedarften Augen wie ein Kürzel aus der Hip Hop-Welt erscheint, hinter dem sich ein Writer / Sprayer, Rapper oder flinkfingriger Turntable Wizard verborgen hält, darf durchaus auch als solches Zeichen gelten. Denn KZA steht für den Solistenauftritt eines Mannes aus dem Land der aufgehenden Sonne, Japan, der in den zurückliegenden fünf, sechs Jahren mit Force Of Nature, seinem Gemeinschaftsprojekt mit Studio- und DJ-Partner DJ Kent, die Aufmerksamkeit einer gewissen Weltöffentlichkeit mit seinen Klanglandschaften zwischen Downbeat, Electronica, NuJazz, Breakbeat und Hip Hop erregt hat.

Im Hip Hop, und da wären wir wieder bei dem Kürzel, liegen auch die musikalischen Wurzeln von DJ Kent und KZA, die Jahre vor und zeitgleich zu Force Of Nature, insbesondere jedoch in den Mitt- und Spätneunzigern, als Yotsukaido Nature die Clubs zunächst von Shibuya / Tokyo, später dann von ganz Japan eroberten.

Seine intensive Auseinandersetzung mit Hip Hop war es denn auch, die KZA immer tiefer in die Musikgeschichte eintauchen liess, beständig auf der Suche nach der Herkunft der im Hip Hop gerne verwendeten, zitierten Vocal- und Instrumental-Samples. So landete er bei Soul, Funk und Disco, und somit schliesst sich auch der Kreis. Denn auf Endless Flight, einem Tochterlabel von Mule Musiq, bestimmen discoide Einflüsse die Veröffentlichungen. In Endless Flights Artist Roster fehlt denn auch niemand, der nicht die Disco-Kugel wieder zum schillern bringen kann, sei es der Altmeister und Routinier Alexander Robotnick, seien es Produzenten und DJs wie Mugwump, Tensnake, Mark E und eben KZA.

Vor etwas mehr als einem Monat hat sein Künstleralbum “Dig And Edit” (lässt sich übrigens auch zu einem schönen Kürzel, D.A.E., zusammenfassen) das Licht der Welt erblickt, für dessen Tracks KZA seine unüberschaubare Plattensammlung durchgegangen ist, um aus den einzelnen Titeln Samples zu extrahieren und sie auf ihre Verwertbarkeit für sein LP-Projekt, das er im übrigen gemeinsam mit Kuniyuki Takahashi a.k.a. Koss anging, zu überprüfen. Das Ergebnis ist kein Edit-Album nach herkömmlichem Verständnis – Sample, Loop-Arbeit, Wiederholung der wesentlichen Elemente, Effektspielerei, neu programmierte Beats – sondern der Versuch, die Ausgangsstoffe so zu gruppieren und arrangieren, dass wirklich etwas Neues entsteht. Im Kielwasser dieses Albums erscheint nun eine Reihe Single-Auskoppelungen, Ende Oktober war es die 12″ “K EP”, nun eben die “Z EP”, und für Dezember wird die “A EP” erwartet. Da haben wir es wieder, das Kürzel KZA.

Die vorliegende EP beinhaltet drei Tracks, die meines Erachtens zu den beachtenswertesten und bestgelungenen des Albums zählen. Der Schwerpunkt von “Gothenergy” auf der A-Seite weist dabei stark in Richtung düster-rockigem EBM der 80er Jahre und hat so gar nichts von aufgehender Sonne und still träumerischem Lächeln. Ein harter, stampfender, gerader Beat und eine schwere Synthesizer-Bassline fräsen sich durch die Gehörgänge tief in die Grosshirnrinde ein. Finstere, atmosphärische Synthesizer-Flächen im Hintergrund erzeugen dort eine dunkel und bedrohlich wirkende Szenerie und wecken bei mir Erinnerungen an das Werk des spanischen Malers José Gutiérrez Solana. Auf “Capricorne“, auf der B-Seite, gewinnt die Musik von KZA an Behendigkeit und Leichtigkeit. Zwar strahlen die Soundelemente anfangs noch eine metallische Kälte aus, doch mit der ätherisch-filigranen (Vibraphon?)Melodie baut KZA eine Wärmebrücke, über die er sehr viel Gefühl in “Capricorne” einfliessen lässt. Ein sanfter Sonnenstrahl im Morgengrauen. Mit “Electronic University“, ebenfalls auf der B-Seite, führt er die auf “Capricorne” aufgebaute Stimmung fort, die Melodie gewinnt aufgrund erweiterter Harmonien an Ausdruckskraft und Beschwingtheit, ein wenig ausschweifend theatralisch, fast schon Artschool-mässig. Doch gerade deswegen reihen sich “Capricorne” und insbesondere “Electronic University” bestens ein in das (immer noch anhaltende) Cosmic Disco-Revival.

Mehr im Web:

http://forceofnature.jp/
http://www.mulemusiq.com/

P.S. Absolut emfpehlenswert ist auch die Mix-CD von KZA, “Stocks On Deck” auf MuleMusiq, http://www.discogs.com/KZA-Stocks-On-Deck/release/1827276.

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