Kuba – Message From Earth

…is not your typical techno artist…” Diesen Spruch kann und mag ich nun endgültig nicht mehr hören oder lesen und ich reagiere gänzlich ungehalten, wenn diese Worte mir stempelgleich bei jedem aufstrebenden Künstler, bei jeder auf den Markt geschmissenen Release eines unabstreitbar ambitionierten Neuproduzenten begegnen. So beispielsweise zu lesen auf der Website des Berliner Minimal Techno-Imprints Mobilee Records zu einem ihrer Shooting Stars der vergangenen Jahre, Marczin Czubala (http://mobilee-records.de/marcin-czubala). Bei allem Respekt vor dessen elektronischer Rumfrickelei, die auf einer fein justierten Anlage mit Sicherheit auch klanglich gut rüberkommen mag. Aber unter uns: worin unterscheidet sich ein Marczin Czubala von einem Jacek Sienkiewicz von dem Produzenten-Duo Catz’n’Dogz, allesamt (nicht mehr ganz so) neue Lichter am polnischen und internationalen Techno-Himmel? Ob nun die Hall-, Delay- und sonstigen Effekte auf der 2 oder 4 kommen, ob die Hi-Hats, leicht, halb oder ganz geöffnet, in Achtel- oder Sechzentelnoten daherkommen – ich habe da immer so den Eindruck, als ob Schöpfungshöhe und Trivialität ganz nahe beieinander liegen. Bis bei Tracks aus deren Klangwerkstätten etwas aufregendes passiert, ist mir längst der Geduldsfaden gerissen, und sollte gar mein Zeitvorstellungsvermögen bereits erheblich beeinträchtigt sein. Bitte verzeiht mir mein Ungehaltensein.

Keineswegs möchte ich das künstlerische Selbstverständnis und die Qualität dieser Produzenten in Abrede stellen. Ich war nie Techno (in einem für die breiten Massen verständlichen Sinn) und schon gar nicht Minimal. Also sollte ich diesbezüglich einfach wieder stillschweigen. Vergisst man doch über all diesen ungnädigen Entäusserungen sehr schnell, dass die polnische Musiklandschaft weitaus mehr zu bieten hat, als “cutting edge minimal techno” im Fahrwasser von Hawtin & Co. So beispielsweise den jungen Kuba Sojka, der aus der nobelpreisträchtigen Region (Ober-)Schlesiens (Otto Stern, 1943, Konrad Bloch, 1963, u.v.m.), genauer aus Myslowice, einem kleinen Städtchen in unmittelbarer Nähe zu Katowice (Kattwitz) stammt.

Noch nie habe ich zuvor etwas von ihm gehört, bis ich im Verlauf des heutigen Tages, während mein Fieber von Minute zu Minute anstieg, auf diese EP stiess. Sie ist erschienen im Juni diesen Jahres auf dem 1993 von Sean Deason gegründeten und heutzutage über RushHour vertriebenen Label Matrix. Auf Matrix haben neben jenem Sean Deason, der dort teilweise auch unter seinem Pseudonym Freq in Erscheinung tritt, namhafte (Detroit-)Techno-Produzenten wie Convextion oder Arne Weinberg veröffentlicht. So ist auch grundsätzlich die Marschrichtung für “Message From Earth” vorgegeben. Auf diesem Vier-Tracker setzt sich Kuba Sojka mit dem musikalischen Erbe jener alle Entwicklungen überspannenden Stadt auseinander. So sind auf “Message From Earth” Anleihen an erste Produktionen aus dem Underground Resistance-Umfeld kaum überhörbar. Swingende Acid-Synthlines gehen hier mit epischen Flächenspielen einher. “Voice Of Soul” besticht mit einer weichen Kickdrum, die dennoch genug Punch für die Tanzfläche aufweist und stärker in die Windy City, Richtung Subwoofer, Prescription oder Balance weist. Nachvollziehbar, dass ich mich an diesem Track kaum satthören kann. “Connection” ist wieder schwer von einem Detroit-Sound beeinflusst und würde in manch einem Katalog wohl das Prädikat “Neo-Detroit” erhalten. Auf “Dance Of The Noice” begegnen uns auf einem an Basic Channel, Maurizio & Co. angelehnten Dub-Gerüst melancholische Pads, dichte Chords und schwere Bässe, die sich auch sehr gut in die Veröffentlichungspolitik von Ornaments, a.r.t.less oder Echochord einfügen würden. Insgesamt eine äusserst vielseitige EP, die mich wirklich angetriggert hat, mehr über diese junge polnische Produzentengeneration um jenen Kuba Sojka zu erfahren.

Mehr im Web:

http://www.myspace.com/kubasojkamusic
http://matrixrecords.net/
http://www.discogs.com/artist/Sean+Deason
http://www.rushhour.nl/

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