All City Records aus Dublin mischt schon seit etwas mehr als vier Jahren an vorderster Front mit, wenn von vertwisteten, in verknoteten Synthesizer-Klangcollagen auf Grundlage gesampleter und verfremdeter Hip Hop- oder Elektro-Funk-Beats die Rede ist. Mike Slott, Onra, Hudson Mohawke – alles keine unbekannten Namen. Würde ich gerne auch einmal live performen hören. Aber wie das halt so ist in einer Stadt, in die man fährt, um eine Auszeit zu nehmen, um sich einen kurzen Erholrlaub zu gönnen…
[Immerhin gibt es ab und an ein paar Konzerte mit Gitarrenmusik und ausladend selbstreferentiellen, jugenddepressiven und liebesenttäuschten Texten für die Cheap Monday-Jungs und -Mädels.]
Mit Krystal Klear nimmt das Label einen neuen Produzenten unter Vertrag. Er selbst stammt aus dem Nordwesten Englands, aus Manchester und steht – ebenfalls – beispielhaft für diese (neue / weitere) Produzentengeneration, die mit schwindelerregender Leichtigkeit – wie man sie bisher kaum erlebt hat – sich über Stil- und Genregrenzen hinweghebt, leichtfüssige Arrangements zwischen Disco, Funk, House, Techno und den (Half-, Two- oder Dub-)Steps zusammenzimmert. “Tried For Your Love” stellt die erste Solo-EP des Mancunian Boy dar, auf der er mit drei eigenen Tracks aufwartet. Sie beruhen auf keiner Samplegrundlage. Alles eigene Beatfragmente, Soundschnipsel und Melodieskizzen, aus denen er flammende, höchst wunderbar sternglänzende Harmonien und Rythmen schöpft und in den Raum hineinträgt. Ein Boogievibe als Nährboden für sich in Hallräumen verlaufende Bässe, akzentuierende Snares und Claps, wachsweiche Synth Pads, hier und da der Einsatz eines Filters. So einfach – eigentlich – und dennoch (oder gerade deswegen) so euphorisierend.
Die Klangkrone setzt dieser EP allerdings Hudson Mohawke mit seinem Remix von “Tried For Your Love” auf. In seiner Überarbeitung wird deutlich, dass (Tanz-)Musik stets auch eine stark geschlechtliche, sexuelle Konnotation besitzt. Anleihen an 90er-Jahre Piano House, Garage, Elektro-Boogie lassen sich heraushören, das lustvolle Drängen der Beats, die vor reiner Vitalität strotzende tonale Charakteristik des Saxophon-Solos. K.I.L.L.E.R.
English (short) version: Dope package of tracks by Manchester based producer Krystal Klear full of twisted synth stabs, melodic spins and a groove that glorifies visions of (electric) boogie and funk. The Hudson Mohawke remix is a tantalizing assemblage of synth works, layers of euphoric string instrumentals, ready-to-jack off piano keys and a rhythm that has the sort of sex appeal the dancefloors are in the need for.
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