Ihr alle kennt sicher die Erzählung “Der Hase und der Igel. Die Igel haben den Hasen in einem Wettrennen, welches der Hase herausgeforder hatte, abgezogen und über’s Ohr gehauen. Diese Geschichte hat insbesondere einen Satz geprägt: “Ich bin schon hier.”
In den vergangenen Tagen, als ich mich an das Schreiben einiger Blogeinträge machte, ging es mir genauso. Nicht selten durfte ich feststellen, dass anderenorts bereits ein Feature über exakt dieselben Tracks erschienen war, die ich mir auch für Keep-It-Deep herausgepickt hatte. Stets war jemand anderes bereits da, hatte darüber geschrieben und, so könnte man meinen, das Thema abgehandelt. Wenigstens einen Vorteil hat das “Hinterherhinken” jedoch: wie hochwertiges Rindfleisch sind die Tracks nun bestens abgehangen und zum vollen Aroma gereift. “Sun Goddess” von Kyle Hall beispielsweise ist eine dieser Platten.
Nicht mehr lange dauert es, bis der allerorten als Wunderkind bezeichnete DJ und Produzent aus Detroit in der Züricher Zukunft an den Plattentellern stehen wird. Genauer gesagt wird es am Samstag, den 04. September 2010, so weit sein. Support erhält er dabei von Alex Dallas und dem Italiener Mass.Prod. Ach hätte ich nur Zeit! Denn so sehr Einstimmigkeit besteht, was des jungen Detroiters Kompositionen auf Label wie Hyperdub, FXHE oder seiner eigenen Plattform Wild Oats betrifft, so sehr gehen die Meinungen hinsichtlich seiner DJ-Sets auseinander. Eine persönliche Einschätzung darüber abgeben kann ich – leider – nicht, da ich Kyle Hall noch nie live an den Decks erlebt habe. Über seine Skills in Sachen Selection und Arrangement habe ich lediglich aus dem einen oder anderen Mixtape sowie aus dem Mitschnitt seines Auftritts bei Sunday Best im vergangenen Jahr etwas in Erfahrung bringen können – keine ausreichende Grundlage, um eine entsprechende Wertung abgeben zu können. Die Mixtapes jedenfalls gefallen mir genauso gut wie seine Tracks.
Mit “Sun Goddess” kehrt Kyle Hall nach Gastauftritten bei Third Ear Recordings, Hyperdub und Glasstable Music (wir erinnern uns an seinen Wahnsinns-Remix für Jimmy Edgars Track “Hush”) zurück auf seine eigene Plattform, Wild Oats. Ich habe das Gefühl, dass er sich hier am allerwohlsten fühlt, ruhiger und unbeschwerter an seinen musikalischen Kleinoden arbeiten kann, als wenn er “für” ein anderes Label produziert. Ich mag mich aber auch täuschen – beziehungsweise von der verspielten Lebensfreude blenden lassen, welche aus den Lautsprechern dringt, sobald die ersten Takte von “Solar Funk” erklingen. Hier entführt einen Kyle Hall in eine Welt voll Optimismus. Wärmende Sonnenstrahlen scheinen den Körper zu durchdringen, oder ist es doch das Knistern eines offenen Kaminfeuers, welches ein Gefühl von Sinnlichkeit und Wohlbefinden vermittelt? Getrieben vom Funk, begleitet von House und effektverliebter Elektronika, den Blaupausen eines KDJ oder Theo Parrish charmant, respektvoll und dennoch gewitzt zuwinkend. “Sun Goddess” hingegen wirkt wie ein stürmisch aufgewühltes Meer. Eine Basswelle nach der anderen brandet ans Meer, hell blitzt die Gischt aus Snare Claps vor einer undurchdringlichen Wand aus schweren Kickdrums auf, durch die sich eine Acid Synth-Line regelrecht hindurchfräst. Vor dieser Sonnengöttin muss man sich in Acht nehmen.
English (short) version: two stunning tunes by one of Detroit’s finest, Kyle Hall, re-appearing on his own imprint Wild Oats. Be carefull when listening to them, you might get lost in a stormey and ravey relationship with the “Sun Goddess” whereas Kyle Halls “Solar Funk” hits you with its intimate no-longer-platonic vibes. Dope!
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Kyle Hall – Podcast @ xlr8r
Kyle Hall – Interview @ Dummymag
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