Peter O’Grady, das ist Joy Orbison, hat geschafft, was viele andere Produzenten vor ihm bereits erreicht haben und nach ihm ebenfalls sehr viele erreichen werden: mit nur einer einzigen Platte Unsterblichkeit erlangen. Zutritt zum walhallischen Götterhain der Clubmusik-Produzenten verschaffte er sich 2009. “Hyph / Mngo” erschien mit dem Einherbsten jenes Jahres auf Hotflush Recordings, dem Label von Paul “Scuba” Rose. Eigentlich war es ja nur dieser Track, denn dem B-Seiten-Stück “Wet Look” blieb nur die undankbare zweite Podeststufe. So wurde über die Dramaturgie und den Spannungsaufbau auf “Hyph / Mngo” so viel geschrieben, dass ausreichend Material für wenigstens drei Magisterarbeiten vorliegt, wohingegen “Wet Look” – immer noch – als zu entdeckende B-Seite gilt.
Einen solchen Heavy Hitter zu landen, ist schon schwer. Diesen mit der Folge-Release zu toppen, scheint oftmals ausgeschlossen. Joy Orbison hingegen gelang es meines Erachtens sehr gut, mit “J. Doe / Brkln Clln” und “The Shrew Would Have Cushioned The Blow” das Euphorie-Level nicht abrutschen zu lassen. Dann war es – verhältnismässig – lange still um den britischen DJ und Produzenten. Irgendwann im letzten Jahr erschienen schliesslich zwei Tracks von ihm auf Doldrums, auf denen er sich dunkler, repetitiver, vertrackter und, ja, housiger zeigte – und einige seiner Scheuklappen-Fans vor den Kopf stiess. Nicht einfach für einen noch jungen Produzenten, der nicht auf der selben Stelle treten möchte, der sich persönlich entwickelt und dieses Wachstum auch in seine Produktionsweise, in seine Musik einfliessen lassen möchte.
Jetzt meldet sich Joy Orbison zurück auf Hotflush Recordings mit einem leicht abgeänderten Pseudonym, Joy O. Als Joy O. beschreitet er einen ganz anderen Weg auf Paul Rose’s Label, der mit dem “alten” Joy Orbison gar nicht mehr viel gemein hat. Er setzt jedoch nahtlos an den beiden auf Doldrums erschienenen Tracks an. Die lang anhaltende, orgasmische Entladung und ein sanftes Weggleiten im Anschluss daran bleiben aus. Vielmehr befinden sich die beiden Stücke im beständigen Zustand der Plateauphase und brechen nach einem kurzen Euphorieschub fast schon abrupt ab, kaum dass sie den lange hinausgezögerten Höhepunkt erreicht haben.
Doch lassen wir beide Tracks erst einmal beginnen. Es fällt sofort auf, dass Joy O. weggekommen ist von den Zuckerwatte-süssen, honigklebrigen Vocal-Fragmenten, der (Neo-/Future-/Post-)Garage-Stimmung aus harten Rhythmen, zarten Flächen und eingängige, Euphorie und Depression zugleich auslösenden Harmoniebögen. “Wade In” besitzt einen starken Werkzeugcharakter. Auf diesem Stück zeigt sich Joy O. von einer schroffen, fast schon aggressiven Seite. Metallische Glockenschläge, dreckige, brachiale Bassdrum, kurze und hart angeschlagene, leicht dissonant klingende Akkorde, wirken aufkratzend, versetzen einen in Unruhe. Was man jedoch aus solchen “Tools” jedoch herausholen kann, zeigt Ramadanman / Pearson Sound – mit anderen Tracks – auf seiner Fabriclive-Compilation sehr eindrücklich.
“Jels” lässt Peter O’Grady mit einem Synthesizer-Auftakt beginnen. Damit täuscht er die Atmosphäre seines alten Materials so geschickt an, dass ihm wohl jeder auf den Leim geht. Doch Serotonin und Dopamin sind nicht umsonst ausgeschüttet. Gebraucht werden sie für die nachfolgenden Minuten. Denn Joy Orbison arbeitet aus der anfänglichen, glückgetränkten Stimmung ein wahrhaftes Rave-Monster heraus.
English (short) version: Peter O’Grady a.k.a. Joy Orbison is back on Hotflush Recordings with two raw and ravey tunes with metal midnight black soundscapes and arctic cold analogue drum patterns.
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