Woran denkt ihr, wenn ihr die Worte “Italo” und “Johnson” hört? Steigen nicht unweigerlich Bilder von bonbonfarbenen Muscle Cars, verziert mit weissen oder schwarzen Sportstreifen, vor eurem inneren Auge auf? Namen wie Dodge Charger, Ford Shelby Mustang oder Plymouth Barracuda? Werden nicht Szenen aus Nash Bridges oder Miami Vice in Erinnerung gerufen? Ein um keinen Macho-Kalauer, keine Affäre verlegener Don Johnson, der als Cool Cop Sonny Crockett einen weissen Anzug in Kombination mit T-Shirt salonfähig gemacht hat? Bikini-Miezen, die den lieben langen sonnenverwöhnten Tag nichts anderes zu tun haben, als gerade dieses plakativ zur Schau gestellte Männlichkeitsgehabe zu bewundern? Und alles wird unterlegt von kitischgem Bombast-Pop und schwulstigem Synthie-Rock?
Meine Assoziationen gingen jedenfalls stark in diese Richtung, als ich zum ersten Mal von diesem teilanonymen, unter Italo Johnson firmierenden Projekt vernommen habe. Mandelknackiger Muskelpop, cremige Erdnussbutterdisco, und über allem ein feiner Hauch von Jasmin und Orangenblüten schwebend. So oder ähnlich habe ich mir den Sound von Italo Johnson vorgestellt, auch wenn beispielsweise Hardwax von “DJ tool house tracks” sprach.
Wie sehr die eigene Erfahrung der Wirklichkeit von meiner persönlichen Vorstellung abweicht, kann jeder nachvollziehen, der die schlichten schwarzen, (hand-)bestempelten Platten dieses Projektes in den Händen hält und abspielt. Auf Italo Johnson #001 und #002 erinnert nichts an die barocke Überladenheit und dekadenten Synthie-Arrangements der 1980er-Disco-Tradition. Italo Johnson #001 und #002 kommen beide mit drei Tracks daher, die allesamt knackig, schnörkellos auf den Punkt gebracht sind und unbestechlich sowie direkt in die Beine fahren.
Persönliches Highlight ist die A-Seite der ersten Italo Johnson-Platte. Sie erstreckt sich über nahezu zehn Minuten. Die Bassdrum schlägt gleichmässig tief und dumpf, erinnert an die physiologische Bewegungsfolge eines gesunden Herzens. Eine Pulsqualität erster Güte. Dieses pulsierend treibende Bassbett werdenb eingekleidet in ein Netz aus wunderbar schwebenden Synthesizer-Klängen, in das man sich sehr leicht verstricken kann. Ein feiner, vom Lake Michigan aufkommender Wind weht durch den ersten Track der B-Seite, wohingegen man deren zweites Stück – eine majestätisch schreitende Nummer – ohne weiteres auch in ein Set der New Yorker Underground Quality- / Novel Sound- / Deconstruct-Posse um Levon Vincent, Anthony Parasole, DJ Qu oder Fred P verorten könnte.
Nach Informationen auf der Website des Projektes ist die dritte Italo Johnson-Platte in Vorbereitung. Auf diese Warte ich mit Vorfreude. Dennoch bin ich mir bewusst, dass es mit jedem weiteren Release schwerer wird, die bisherigen Qualitätsstandards aufrecht zu erhalten, gerade im Hinblick auf den punktgaren House Groove. Manch ein ähnliches Projekt hat für mich an Biss und Punch verloren, fährt nicht mehr (pro-)aktiv an der Spitze, sondern rollt lediglich noch im Hauptfeld mit. Ich bin gespannt auf die Entwicklung.
English (short) version: don’t let the project name mislead you and don’t be scared: you won’t drown in a sea of kitschey-ness when you stand in front of an Italo Johnson record. The first and second edition of this record series serves you with the – in my opinion – freshest, crunchiest and most luscious house music concentrated to the point. Watch out for the third 12″, it will be released soon.
Mehr im Web:
Italo Johnson
Italo Johnson #001 @ Diamond and Pearls
Italo Johnson #002 @ Diamond and Pearls