Ilija Rudman – Night People (Instruments Of Rapture IV)

Kroatien, den (vergleichsweise) jungen Adria-Staat verband ich über die letzten Jahre hinweg vielmehr mit Begriffen wie Urlaubsland, Schwellenland, EU-Beitrittskandidat denn mit elektronischer Clubmusik; vielleicht gerade noch mit Grossraumdisko-Elektrotech-Geballer im Stile der aus dem Nachbarstaat Slowenien stammenden Umek und Valentino Kanzyani, aber ganz bestimmt nicht als ein Emerging Market für (Deep) House, (Detroit) Techno oder Disco.

Umzudenken galt es für mich spätestens im Frühjahr 2006, als ich das erste Mal von einem Festival erfahren habe, das unmittelbar an der zerklüfteten Adria-Küste in Petrcane unter dem Namen “The Garden Festival” stattfinden sollte. Seit dieser Zeit lässt das musikalische Programm mir regelmässig Tränen in die Augen schiessen. Mr. Scruff, Greg Wilson, Todd Terje, die Jungs von Secretsundaze, Rub’n’Tug, Mark E, Innervisions Dixon und Freiburgs Rainer Trüby, um nur einige zu erwähnen. Den musikalischen Garten, den die beiden Veranstalter Nick Colgan und Eddie O Callaghan seit Sommer 2006 bunt und reichhaltig erblühen lassen, kann man gar nicht genug bewundern und loben.

Zum Garden Festival gesellte sich in diesem Spätsommer ausserdem das Disco 3000 Festival, dessen Line Up mich für mehrere Tage in eine schwere Entscheidungskrise hinsichtlich der Wahl zwischen lästiger Pflichterfüllung und süsser Neigung stürzte. Trus’me, Château Flight, Move D, Patrice Scott, Keith Worthy, Smallville-, Compost-, Dekmantel-Showcases, und so weiter (ich darf gar nicht daran denken, dass die grossen Festivals auf bundesdeutschem Boden ihr Programm hauptsächlich auf Leuchtknickstäbchenträger ausgerichtet haben).

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Doch dies soll hier kein Festival-Guide werden. Mir ging und geht es lediglich darum, das kleine Land Kroatien ein wenig vom Vorurteil, es friste auf dem Gebiet der elektronischen Clubmusik lediglich ein Schattendasein, zu befreien. Ebenso wenig führt dies, ein Schattendasein, jener im Titel angeführte Ilija Rudman. Seit den ersten Nullerjahren ist er produzentenmässig unterwegs, besonders auf seinem eigenen Imprint Red Music. Wie seine dort veröffentlichten Musikwerke klingen, kann ich leider nicht beschreiben, da ich diese Platten – bis jetzt – noch nicht gehört habe. Das erste Mal ins Bewusstsein rückte mir sein Name eine 12″ auf Deep Freeze Recordings, die “Under The Water EP” (http://www.discogs.com/Ilija-Rudman-Under-The-Water-EP/release/1115769), auf der er sich mit hochenergetischen Synthesizer-Bässen und unterschiedlichsten Effekten irgendwo zwischen Low Tech Punk, Synthesizer-Disco und House austobt. Danach verlor ich ihn aus den Augen, um nicht zu schreiben ich vergass ihn. Das änderte sich urplötzlich, als er Anfang diesen Jahres auf Bear Funk mit “Dance Disorder” aufwartete (http://www.discogs.com/Ilija-Rudman-Dance-Disorder/release/1626964), eine 12″, für die er Faze Action als Remixer gewinnen konnte (warum dies jedoch bei den Jungs und Mädels vom Knicken-Blog nicht so gut ankam, weiss ich auch nicht. lest selbst: http://knicken.blogspot.com/2009/03/ilija-rudman.html).

Nun ist vor kurzem auf Instruments Of Rapture, dem Vinyl only-Label der Herren Ooft/6th Borough Project/Craig Smith/The Revenge, “Night People” erschienen, eine musikalisch wassereisbunte 12″ zwischen Italo-, Cosmic- oder Space-Disco, Elektro-Funk und ersten House-Ansätzen der Mittachtziger-Jahre stehende Release. Das Original bzw. der “Garage Mix” auf der A-Seite ist ein wunderschön langsamer Ritt durch das Disco-Elektro-Funk-Gebiet am Vorabend (oder bereits im Morgengrauen) der House-Musik. Stark heruntergepitchte, aus Kick-Snare-Tom bestehende Beats, tief grummelnde Bassline, durch Echo und Hall gezogene Vocals, Cowbell-Sounds – und gut ist. Graeme Clark a.k.a. The Revenge legt auf der B-Seite das Hauptaugenmerk auf seinen von subsonischen Bässen gekennzeichneten Trademark-Groove, stripped down slo-mo disco boogie würde der Engländer wohl dazu sagen. Das 6th Borough Project verfährt in seinem “Love Rub” nicht anders. Zwei gnadenlose Tanzbodenstampfer.

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P.S. ein genialer, disco-getränkter Mix des Kroaten Ilija Rudman findet sich unter: http://soundcloud.com/ilijarudman/ilija-rudman-mix-the-severed-garden.

Tracklist:

01.The Nick Straker Band – Straight Ahead – Instrumental – Friends Records
02.The Cash – Givin My Love – Instrumental – Cash Sounds
03.More Jive Rhythm Trax – 116 Bpm – Jive
04.Pee Wee – Be My Girl – Instrumental – StreetWise
05.Funk Deluxe – This Time – Dub – Salsoul
06.Millie Scott – Ev’ry Little Bit – Dub – Fourth & Brodway
07.World Premiere – Share The Night – BreakDown Mix – Easy Street
08.Sharon Brown – I Specialize In Love – Instrumental – Profile
09.Ashford & Simpson – Street Corner – Capitol
10.Galaxy Feat. Phil Fearon – Wait Until Tonight (Drum Loop) – Island
11.Plunky & The Oneness Of Juju – Every Way But Loose – Instr.- Becket Rec
12.Inner Life – Moment Of My Life – Shep Pettibone Instr. Mix – Salsoul
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