Ilija Rudman – Casual Joys

Wie übersetzt man “Casual Joys” am treffendsten ins Deutsche? Eine gute Dreiviertelstunde schlage ich mich bereits mit dem Versuch, dieses Wortpaar so korrekt und so wenig holprig wie möglich in meine Muttersprache zu übertragen. Doch ohne Erfolg. “Joys” lässt sich, ganz allgemein, mit Freuden wiedergeben, wobei der Begriffsumfang mehrere Bedeutungsebenen abdeckt, angefangen von weltlichen Freuden, vergängliche Freuden, trügerische Freuden, flüchtige Freuden, himmlische Freuden, wahre Freude, dauerhafte Freude, aber auch körperliche Freuden. “Casual” kann flüchtig, ungezwungen, gelegentlich, zwanglos oder unbeständig. “Casual” begegnet mir meist in Verbindung mit irgendwelchen Dresscode-Fragen, dem “casual friday” sowie “casual sex“, Gelegenheitssex also, auch One-Night-Stand genannt.

Letztere Bedeutungsakzentuierung ist meines Erachtens auch die Richtung, die man einzuschlagen hat, um “Casual Joys” einem entsprechenden Ausdruck in der deutschen Sprache zuzuführen, nicht zuletzt, wenn man – und nun komme ich endlich zum Punkt – in die neue 12″ auf Under The Shade reinhört. Das Vocal-Sample wird einem sofort auffallen, gesungen von einer Lady mit einer leicht rauchigen Stimme. “Love me, love me“, haucht sie schmelzzart ins Mikrophon. Dass damit wohl kaum eine auf Dauer angelegte Beziehung gemeint ist, wissen wir Nachtschwärmer, die wir durchaus auch einmal einem hedonistischen Lebensstil frönen, nur zu gut.

Hinter “Casual Joys” steht der kroatische DJ und Produzent Ilija Rudman, den ich hier vor kurzem vorgestellt habe (http://keep-it-deep.blogspot.com/2009/11/ilija-rudman-night-people-instruments.html). Sein Song, auf der 12″ der Original Mix, nimmt einen mit auf eine kurze Zeitreise in die 80er-Jahre. Einprägsam sind insbesondere das hart gespielte Piano, unterstützt von einer nicht minder markanten Bassline sowie den atmosphärischen Streichersynths im Hintergrund. Pete Herbert, der britische Leftfield Disco-Head, transferiert “Casual Joys” in eine Hochgeschwindigkeits-Elektrodisco-Nummer, die mir persönlich beim blossen hören nicht ganz so zusagt. Sein Remix ist sehr auf Tanzbarkeit getrimmt, dementsprechend bedarf es für ihn auch einen standesgemässen Clubkontext.

Auch ausserhalb dieses Clubkontexts funktioniert für mich – wie schon so oft – die Interpretation des Mannes aus Birmingham, Mark E. Mit seinem Remxi festigt er ein weiteres Mal seine Führungsposition unter den gegenwärtigen Slow Motion House- und Disco-Interpreten (wobei, einmal ist es Mark E, ein anderes mal The Revenge, dann wieder Eddie C. Genial sind sie alle!). Seit gestern gibt es sein Werk auf Soundcloud unter http://soundcloud.com/under-the-shade/ilija-rudman-casual-joys-mark-e-remix zum anhören. Kompakt, groove-orientiert, und mit einer beeindruckenden Portion Energie versehen, präsentiert er die “flüchtigen Freuden“, die sich, müsste ich auf Englisch schreiben, mit lush washy synth driven slow motion house rework zusammenfassend umschreiben. Doch sag mir mal einer ein adäquates Wort für “synth driven”? Synthesizergetrieben hört sich einfach nicht gut an und wird auch den mächtigen Synthesizersounds, die Mark E in seinem Remix übereinanderschichtet, nicht gerecht. Killer tune!

Casual Sounds” erscheint zudem noch als Instrumental, und wer sich die EP auf digitalem Weg besorgt, erhält zudem noch einen Remix von Jacques Renault.

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