Ubbo Gronewold kommt aus Heidelberg und legt Soul, Funk, Disco und House abseits von Chart- und Trefferlisten auf. Er spielt am Samstag, 18. Februar, auf der After Art Party in Karlsruhe. Warum er Edits von Ron Hardy nur selten auflegt, erzählt er im Kurzinterview.
Was war deine erste musikalische Erinnerung?
Ubbo: Meine allererste Erinnerung war wohl die, als kleiner Junge abends im Bett zu liegen und bei offener Tür den Klängen des Radios oder Plattenspielers aus dem Wohnzimmer ein Stockwerk höher zu lauschen. Meine erste aktive Handlung war es wohl, ein Tape meines älteren Bruders, ein grün-silbernes Ferrum-Chrom-Tape von Sony, mit den aus dem Radio aufgenommenen Top-Hits des damaligen Jahres, ich schätze 1986, zu klauen und mir in Heavy Rotation zu verabreichen. Obwohl da viel Schrott drauf war, löst es noch heute ein ganz besonderes Gefühl aus wenn ich eines dieser Stücke höre.
Was ist deine liebste Guilty Pleasure-Platte?
Ubbo: Mit “liebste in Bezug auf Musik ist das ja eine echt schwierige Sache. Ganz vorne mit dabei ist auf jeden Fall “Somebody for Me” von Heavy D. & the Boyz!
Warum hast du dich für sie entschieden, was verbindest du mit ihr?
Ubbo: Mit der Platte verbinde ich, vor der Glotze zu sitzen. Allerdings nicht die eigene, wir hatten lange kein Kabelfernsehen, sondern bei Freunden und Verwandten, und mich mit den verschiedenen Formaten auf dem noch recht jungen MTV Europe vertraut zu machen. Song und Video repräsentieren einen Stil, den es heute trotz Retrowahn so nicht gibt. Nicht mehr oder nur momentan nicht ist hier die Frage. Ich empfehle kurz online ins Video zu schauen, dann bekommt man einen Eindruck. New Jack Swing! [lacht]
Es gibt auch einen Jazzlover-Mix des Stückes, den ziehe ich musikalisch dem Original noch vor. Obwohl der Song von den Lyrics her ja nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte ist, vermittelt das Ganze einen irgendwie unbekümmerten und unbeschwerten Eindruck. Ich hab gerade mal nachgeschaut wer 1989 US-Präsident war, das war gerade der Übergang von Ronald Reagan zu George Bush Senior. Naja, ein Zusammenhang muss da ja nicht zwangsläufig bestehen.
Was passiert in dir, wenn du Guilty Pleasure-Platten vor Publikum auflegst?
Ubbo: Das passiert nicht allzu oft. Am ehesten noch auf Feiern wie Geburtstagen oder Hochzeiten. Da hängt es dann von vielen Faktoren ab was emotional mit einem selbst passiert. Wie gut kennt man den oder die Gastgeber/in, welche Beziehung hat man zu ihr oder ihm. Ich ertappe mich oft dabei dass ich Guilty Pleasure-Platten, die mir wirklich am Herzen liegen, oft nicht vor fremdem Publikum spielen will, da ich sie nicht verbrennen will, ohne oder gar mit negativer Reaktion des Publikums. Wenn ich es dann doch einmal versuche und die Leute gehen drauf ab, ist es natürlich schon ein ziemlich angenehmes Gefühl!
Welche Platte hast du immer dabei, hast sie aber noch nie oder selten gespielt?
Ubbo: In der Kategorie “selten” fallen mir spontan ein paar Edits von Ron Hardy ein. Die sind so intensiv, dass sie selbst zur Peaktime oft noch too much sind oder die Tänzer teilweise auch verwirren. Manche sind ziemlich lang, verschwurbelt und auch nicht ganz leicht zu mixen. Nicht alle, aber eben manche. Da denke ich ehrlich gesagt jedes Mal: „Man müsste die Chance gehabt haben mitzuerleben, wie Hardy diese Dinger selbst eingesetzt hat!“ Wobei man dann wahrscheinlich danach das DJ-Sein an den Nagel gehängt hätte. [lacht]
ZUR PERSON: Ubbo Gronewold
“Think Charles Mingus as a teacher and Inner City as a preacher and you´re not too far away.” So beschreibt Ubbo Gronewold den programmlichen Inhalt seiner Radiosendung V-Files. Diese erscheint bei Radio Querfunk, einem freien Radio aus Karlsruhe, und ist online nachzuhören auf Gronewolds diversen Internetauftritten. Vom Jazz ausgehend spannt der Discjockey und Radiojournalist Gronewold einen Bogen zu Soul, Funk, Disco, House und Techno – ohne sich Chart- und Trefferlisten diverser Publikationen oder Onlineplattenläden verpflichtet zu fühlen. Im Städtedreieck Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim ist er regelmäßig in Clubs und Festivals zu hören. Dazu gehören neben dem Jetztmusikfestival in Mannheim auch diverse Theater- und Jazzfestivals wie Enjoy Jazz und Jazz Art.
Soundcloud: Caress Caress
Mixcloud: Caress Caress
Webseite: Caress Caress
Was: After Art Party w/ Franck Roger, Rainer Trüby, Sharokh Dini, Ubbo Gronewold, DJ 2xC
Wann: Samstag, 18. Februar 2017, 23 Uhr
Wo: Monk Bar, Karlsruhe