Chicago – kaum eine andere Stadt in den Vereinigten Staaten von Amerika weckt so viele (Vor-)Freuden und Erinnerungen wie diese. Waren es als kleiner Junge der intensive Geschmack der Schokoladenkekse (Oreo), Kaugummis (Trident oder Hershey’s Bubble Gum) oder quietschebunter Bonbons (Live Savers), mit denen mein Vater jeweils auf der anderen Seite der Einreisekontrolle auf mich wartete, kamen mit den Jahren lange Schlangen am Sicherheitscheck, Wolkenkratzer, Glitzerfassaden, tagsüber und abends einsame Saxophonisten auf belebten Plätzen und Strassenkreuzungen sowie Regen und Wind hinzu. Chicago, the windy city. Seit nahezu einem Jahrzehnt belebt und bereichert diese Stadt auch meinen persönlichen “Atlas der Musik”: Chicago, The Warehouse und Frankie Knuckles, Namen, die im Gedächtnis des House-Head tief verankert sind und ihn zum träumen veranlassen.
Glenn Underground ist ein weiterer Name, der eng mit dieser Stadt und ihrem Sound verbunden ist. Der 1971 als Glenn Crocker geborene DJ, Produzent und Musiker gilt meines Erachtens zu Recht als “most underrated“, ein Meister seines Fachs, der seinesgleichen sucht. In seinen Songs / Tracks greift der Begründer der Strictly Jaz Unit das reiche musikalische Erbe Chicagos auf, (Chicago) Jazz, Gospel und Blues und spannt den Bogen über die 60er/70er-Soul und Funk-Ära bis in die Jetztzeit. Ausgefeilte Harmonien, (sommerlich-) warme Instrumentierungen und ausbalancierte Bass- und Rhythmussequenzen zeichnen seine Produktionen aus, mit denen er stets eine Geschichte zu erzählen weiss.
Auch auf seiner neueste 10″-Vinyl, die Chicago Theme (Last Laugh EP) (Trippin’ Records, TRP-006) bleibt “The Man With The Golden Hands”, wie Glenn Underground auch genannt wird, seinem Stil treu und erfreut den Hörer mit leicht schwebenden Rhythmus-Arrangements, teils klassischen Soul-Harmonien, teils an jazzige Improvisationen erinnernde Instrumental-Soli und sanft vorwärts treibenden Beats. Neben dem Original beinhaltet die a-side auch eine Dub-Version des Chicago Themes, die b-side wartet mit dem Song “You Don’t Own Me” auf, auf der Consuela Ivy alias Swaylo, House- und Soul-Sängerin aus Chicago, mit Glenn Underground persönlich die Vocals performt.