“I think this is the best mix I’ve ever done“. Das persönliche Statement des schottischen DJ’s und Produzenten Funk D’ Void über sein neuestes Werk: die vierte Ausgabe der Sci. Fi. Hi. Fi. – Reihe des schottischen Premium-Labels Soma.
Innerhalb der letzten fünf bis zehn Jahre hat die Zahl der auf Silberlinge gebrannten und unter einem (grossen) Label-Namen veröffentlichten DJ-Mixe zugenommen. Auch und gerade auf dem Sektor der elektronischen Musik sind Marktanteile und die Behauptung auf denselben hart umkämpft. Versprach man sich um die Jahrtausend – / Jahrhundertwende durch das Gütesiegel “progressive” exponentielle Absatzsteigerungen, versuchten die Produzenten in den letzten drei Jahren, mindestens einen Output unter der Kategorie “minimal” zu veröffentlichen. Das Schlagwort “minimal” wurde und wird inflationär verwendet. Doch gehört dazu weitaus mehr, als unter einer Berliner Adresse Tracks mit nahezu unaussprechlichen Titeln zu veröffentlichen.
Auch an dem schottischen Label Soma, ursprünglich ein reines Techno-Label, ist der Minimal – Hype nicht spurlos vorüber gegangen. Dies belegen eindrücklich die Vorgänger – Compilations, für die Luciano und Alex Smoke reduzierte Klänge und Rhythmen einspielten und abmischten. Mit grosser Spannung erwartet wurde deswegen Funk D’Voids Werk. Neben M.A.N.D.Y.’s Fabric 38 oder Gilles Petersons In The House eine der ersten grossen Compilations des Jahres 2008, durchaus richtungsweisend und tonangebend.
Als ich die “Sci. Fi. Hi. Fi. Vol. 4” als Promo-CD zum Pre-Listening erhalten habe, hatte ich leichte Berührungsängste, vorbelastet durch die teilweise doch sehr abstrakten Vorgänger aus der Hand eines Luciano oder Alex Smoke. Doch welch frischer Wind auf Funk D’Voids Mix: Newcomer wie Itamar Sagi, Giles Smith oder Quince kommen ebenso zum Zuge wie ältere Produktionen von den Vector Lovers, Alex Moran oder H-Foundation.
Itamar Sagis Black Gold eröffnet den Mix und gibt den Ton an für die folgenden 80 Minuten: DEEP! Dies belegen eindrücklich die Künstler, die für die Remixe mancher Tracks verantwortlich zeichnen: Jimpster, King Britt, Milton Jackson oder Francois Dubois. Ob nun Techno oder House, die Stücke bauen nahezu ausschliesslich auf warmen Klangtexturen und tiefen, tragenden Basslines auf; schöpfen aus dem reichhaltigen Erbe, das der Chicago- oder New York-House hinterlassen haben, erweisen durch den Einsatz von Hi-Hat- oder knochentrockenen Kickdrum-Elementen dem Detroit Sound ihre Ehre (Communicate von Artec); können als “modern funk” auftreten, wie New Era des Eingangs erwähnten Quince; der Mix hält auch “Minimal” die Treue, wenn Funk D’Void Joel Mull’s “Klangfarben” oder Lusines “Drip” im Remix des Berliners Apparat einspielt. Besonders überzeugend: die 80 Minuten gehen nicht einfach stur nach vorne, nicht ausschliesslich “four-to-the-floor”, 4/4. Gerade Beats wechseln ab mit gebrochenen, Alex Morans “Earth Women Are Easy” oder Vector Lovers’ “Melodies & Memory” seien beispielsweise erwähnt; letzteres Stück könnte mit seinen Vocoder-Vocals und dem Einsatz von Synthesizern durchaus auch als Elektro-Pop durchgehen. Eine grosse Bandbreite an Musikstilen, variierende Rhythmen und Tempi, beat matching mit höchster Präzision; DEEP als vereinender Überbau. Sci. Fi. Hi. Fi. Vol. 4 ist mit Sicherheit nicht nur der beste Mix, der bis dato aus den Händen Funk D’Voids kommt, sondern auch – sofern ich das bereits jetzt schreiben darf – einer der besten des Jahres 2008.
Hier die Tracklist:
01 Itamar Sagi – Black Gold
02 Beroshima – Horizon (Funk D’Void’s Hope Mix)
03 Alex Moran – Earth Women Are Easy
04 Joel Mull – Klangfarben
05 Lusine – Drip (Apparat Remix)
06 Cloud – Those Days (Jimpster’s Deep Dub Mix)
07 Quince – New Era
08 Vector Lovers – Melodies & Memory
09 H-Foundation – Tonight (King Britt Remix)
10 Dirt Crew – Deep (Francois Dubois Remix)
11 Ski Oakenfull – Illuminations (Milton Jackson Remix)
12 Ozy – Sequential Dub
13 Giles Smith – Track 5
14 Sian – R U Aware
15 Blakkat – Deeper
16 Artec – Communicate
17 Vincenzo – Timeout (Atmosphere 320 Dub)