Steffis Label Dolly Records wird mit jeder Veröffentlichung besser. Inzwischen bei Katalognummer 16 angekommen, lässt sich unbestritten sagen: Dolly gehört neben Kann aus Leipzig, Uncanny Valley aus Dresden oder Live At Robert Johnson aus Frankfurt/Offenbach zu den wenigen Label, die mit Eintritt in die Zweistelligkeit keine Schwäche zeigen. Wo andere das Hit- und Erfolgsrezept der jeweiligen Vorveröffentlichung noch einmal und ein weiteres Mal bemühen, bieten diese Label stets neue musikalische Perspektiven.
Nach Techno von Johannes Volk (“The Second Resistance“), einer Various Artists EP sowie Leonids Einheiten der Tiefenentspannung (“Radar EP“), gehört nun Chris Callahan und John Matze der Platz auf einer Zwölfzoll-Vinylschallplatte. Zusammen sind Callahan und Matze das Produzenten- und DJ-Duo Duplex. Unter diesem Alias veröffentlichen die zwei seit 1997 Musik. Mal ist es roher, verspielter und rhythmisch gebrochener Techno wie auf Djak up Bitch (“EP1“), mal sind es düstere, melancholische House-Techno-Hybriden mit deutlichen Detroit-Referenzen wie auf Clone (“Rebuild“). Eine Vorliebe für den Maschinensound der Motor City zeigten sie in der Vergangenheit auch als Remixer für Arne Weinberg oder auf 7th Sign Recordings.
2009 schrieb Steve Mizek in einem Feature auf Little White Earbuds: “The Rotterdam-based duo is perhaps the most underrated members of the Clone family.” Das sollte sich mit Marcel Fenglers Berghain-Mix-Compilation, auf der ein Remix von ihnen zu finden war, geändert haben. Wenn nicht, wird es jetzt die EP “First Day” auf Dolly Records tun.
Die Stücke auf “First Day” schöpfen zum einen Kraft aus der Tiefe und Ruhe des Basslaufs heraus (“First Day Jx3PO”). Mit jedem Schlag einer Kickdrum fällt man auf “First Day Jx3PO” tiefer in den Entspannungszustand. Dieser Track befreit Körper und Geist von den Spannungen des Alltags, öffnet Horizonte und bringt die Energiezirkulation in Fluss. Jetzt nur noch tief durchatmen, und der unbedenkliche Seelentrip ist perfekt.
Der Chicagoer Steven Tang hat die Spuren dieses Stückes zum Remixen vorgelegt bekommen. Er holt den Track aus der hypnotischen Tiefe heraus und verleiht ihm mehr Tempo, mehr Schärfe für den Floor. Genauso ist auch “Skystream” eine stark rhytmisierte Uptempo-Nummer. Die Drums rollen in bester Detroit-Manier und wirbeln zugleich ordentlich kosmischen Staub auf – wie das eben so ist, wenn sein Workout an Maschinen aus einer längst vergangenen Zukunft macht. Bleibt noch “Almost There”, die “klassisch-housigste” Nummer auf der Platte. Wunderschön.
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