Drivetrain – Tragedy Park

Immer wieder beschleicht mich ein ungutes Gefühl, wenn ich die auf diesem Blog besprochenen Releases betrachte. Ich habe Angst, dass auch hier sich gewissermassen eine ökonomische Konzentration, eine Reduzierung einer einst vorhandenen Vielfalt, einstellt. Denn schon wieder habe ich eine 12″ aus dem Hause Yore ausgewählt. Langweilig, oder?

Im Gegensatz zu meinem allmählich immer deutlicher sich abzeichnenden musikalischen Minimal-Horizont, zeigt sich der Detroiter Derrick Thompson auf der neuen Yore Limited (das übliche Programm: künstliche Verknappung auf 300 Pressungen, farbiges Vinyl, diesmal ganz in Rot gehalten, nur der handschriftgleiche Stempel fehlt) äusserst vielseitig und deckt auf “Tragedy Park” eine grosse stilistische Bandbreite ab. Welcher Park damit gemeint ist, habe ich leider noch nicht in Erfahrung bringen können.

In diesem Zusammenhang ein kurzer Exkurs: unbedingt lesen, den jüngst in der ZEIT erschienenen Artikel “Die Affäre Hammelbein“. Here you go: http://www.zeit.de/2009/35/DOS-Tiergarten. (Mein Dank geht hier an http://ablogworkorange.de/ für den Hinweis).

Wieder zurück zur Musik. Derrick Thompson a.k.a. Drivetrain ist in der Housegemeinde längst kein Unbekannter mehr. Als DJ steht er seit ungefähr zwei Jahrzehnten an den Turntables, beinahe ebenso lange betreibt er das Label Soiree Records International, dessen Backkatalog sich zwischen den Eckpfeilern Deep, Soulful und Detroit bewegt. Feine Tracks (oder gar Songs, schliesslich arbeitet Drivetrain sehr gerne mit Vokalpassagen, auch wenn das klassische Songschema nicht durchgehend eingehalten wird) beinhaltet beispielsweise die Reihe “Symphonium“, die sich durch jede Menge Instrumentierungen zu sehr rauhen Beats auszeichnet.

Mit der instrumentalen Anreicherung durch Altsaxophon, Piano, Querflöte und Bass zeigt sich “Make Love (In The Rain)“, der zweite Track auf “Tragedy Park“, überaus swingend und könnte aufgrund der Verbindung mit tief rollenden Basslines und einem tragend ruhigen Grundrhythmus durchaus in einem Set der Detroit Beatdown-DJs um Keith Worthy, Delano Smith oder Patrice Scott auftauchen. Mein absoluter Favorit auf dieser EP. “Angel (Serenity Mix)” fordert mit seinem pulsierenden Rhythmus dagegen schon vielmehr zum Tanzen auf. Der ruhige Fluss hat sich in einen sprudelnden Bach gewandelt, wohingegen der Titeltrack “Tragedy Park” mit stark angezogenem Tempo, treibenden Drums und surrenden Acid-Synth-Fragmenten sich wie ein reissender Strom präsentiert. Feine EP, die am 31. August 2009 erscheinen wird!

Mehr im Web:

http://www.myspace.com/djdrivetrain
http://www.soireerecords.com/
http://www.myspace.com/soireerecords
http://www.yore-records.com/

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