Vergesst mein Geschwätz von vorhin. Von wegen “eine Zukunft für die Vergangenheit”, und auch der alte Zopf namens “welche Rolle spielt die Vergangenheit für die Zukunft” gehört abgeschnitten. Klar, jeder Produzent träumt davon, dass er derjenige ist, dem es gelingt, endlich die alchemistische Essenz aus Chicago und Detroit herauszufiltern. Bei allem Respekt vor diesen Städten und den ihnen entstammenden Künstlern: zu wichtig nehmen und aus zeitlicher / räumlicher Distanz heraus nostalgisch zu überhöhen, braucht man diese Götterburgen auch nicht.
Ein wenig selbstbewusst(er), schelmisch(er) und rotzig frech auftreten wie Loki in den Edda-Götterliedern kann und darf man auch in unseren Breitengraden, um die (House)-Musik vor dem Eingefahrensein zu bewahren und sie aus der Referenzstarre etwas herauszulösen. Wer dafür zuständig ist, wer sich dazu berufen fühlt – god only knows!
Vielleicht sollte man das Thema Clubmusik auch nicht immer so verdammt ernst nehmen, auch sich selbst nicht, und sich der Musik wieder sehr viel unbeschwerter, vielleicht sogar naiver annähern. Wie unbeschwert und selbstbewusst man dies tun kann, hängt – unter anderem – auch davon ab, wie leicht es sich von dieser Grübelei loslösen lässt. Und wo, wenn nicht auf der Tanzfläche, könnte man dies beser tun? Dort, wo diese leichte und (damals) unglaublich unbeschwerte Liebe ihren Anfang nahm?
Für diese Tanzfläche hält Fear Of Flying auf einer neuen 12″ drei Stücke bereit, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Original, den Titeltrack, liefern Kevin Griffiths, seines Zeichens Kopf des Tsuba-Labelimperiums, und Justin Drake, Teil der Formation Peace Division. Was die, Peace Division, in den letzten Jahren so veröffentlicht haben, habe ich nicht mitverfolgt. Überblickt man die Auflistung auf discogs.com, fällt einem sehr schnell auf, dass die beiden sehr stark auf tanzbare Grooves gesetzt haben. Prägnante Bassline, dicke Bassdrum, kleine, nicht über zwei, drei Akkorde hinausreichende Melodiefolgen, sogenannte Licks, und sparsam im Einsatz von Vocals. So in etwa präsentieren sich der Tsuba-Mann Griffiths und Peace Division’s Justin Drake auch mit “The Devil’s Eyes“. Ihr Track kann auf jeden Fall die Tanzlust hervorlocken – oder gar steigern -, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Verbindung mit anderen Stücken der DJ dieses Tool zum Einsatz bringt.
An den Remix-Stationen sitzen zwei Produzenten bereit, die hier bereits vorgestellt wurden. Zum einen ist es Bleak, der vor kurzem sein Debüt auf Sudden Drop gab, zum anderen ist es Christopher Rau – Asper Clouds, Smallville, Ne Travaillez Pas, Dérive und so. Bleak verkörpert mit seiner Neuabmischung eine sehr dunkle, düstere Seite der elektronischen Clubmusik. Irgendwo zwischen House und Techno ist der Track einzuordnen mit seinen upbeatig programmierten Beats, den schnell dahineilenden Kickdrums und nervösen Snare Claps. Christopher Rau hingegen entlockt dem Original den Soul – wer auf einen milden, leicht tremolierenden Rhodes-Sound steht und auch zerschnippelte Vocals, die lässig über einen Track gestreut werden, nicht verachtet, ist hier richtig. Tipp: die Augen schliessen und versuchen, nur auf den Basslauf zu achten. Es stimmt mich sprachlos, welchen Puls Christopher Rau ihm verliehen hat. Mitreissend und doch nicht aufgeregt. Gross!
English (short) version: three different approaches and interpretations of a track. Kevin Griffiths of Tsuba fame and Justin Drake, part of Peace Division, deliver an uptempo and catchy swinging house tune. Bleak – we met this newcomer producer recently at Sudden Drop, take things darker and deeper into a techno influenced sound area whereas Christopher Rau squeezes the soul out of the track and offers it in a head-bopping enough costume.
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