“Them People“, Tanzmann & Stefanik, Moon Harbour. 2003. Wie lange ist das her?! Nahezu sieben Jahre.
Solche kleinen, vordergründig unbedeutenden Erinnerungen verdeutlichen mir – wieder einmal – wie sehr doch die Annäherung an ein Kunstwerk und die Entfernung von diesem sowie von seinem Schöpfer an einen linearen Zeitablauf gebunden ist. Damals, in den ersten Nullerjahren, gehörte der Output von Produzenten wie (Matthias) Tanzmann oder (Daniel) Stefanik, wie beispielsweise die eingangs erwähnte 12″ “Them People“, zu den ständigen Begleiter in meinem Musikkosmos. Mit allergrösster Begeisterung ritt ich auf der House-Welle um Label wie Dessous, Freude Am Tanzen und eben auch Moon Harbour. Ach, damals.
Irgendwann, mit dem Fortschreiten der Zeit, nahm mein Interesse an Moon Harbour sowie an den für dieses Label produzierenden Künstlern beständig ab. In der Zeitkategorie “Katalogeintrag” gedacht, war die 12″ “Water” von Marlow & Claudia Nehls, einschliesslich ihres Daniel Stefanik-Remixes die letzte, die ich bewusst gehört habe. Dreh- und Wendepunkt, so könnte man es bezeichnen. Meine persönliche (lies: musikalische) Entwicklung nahm einfach einen ganz anderen Verlauf als die künstlerische beziehungsweise strategische Ausrichtung und Positonierung des Labels Moon Harbour. Das Schaffenswerk von Matthias Tanzmann und Daniel Stefanik verlor ich dabei völlig aus den Augen.
Dies änderte sich Ende 2008, Anfang 2009, als ich zum ersten Mal Daniel Stefaniks Debütalbum Reacitivity, erschienen auf Statik Entertainment vorgespielt bekam. Von Anfang an sagte mir seine experimentier- und spielfreudige Herangehensweise an die elektronische (Club-)Musik zu, die fest in einem tiefen Dub-Fundament gründet und auf sonoren Bass-Snare-Kombinationen aufbaut (als Assoziationsanker dienen dabei Produzentennamen wie Basic Channel, Maurizio, Quadrant, Radiance, und so weiter). Und von da an wuchs meine Neugier an Releases aus dem Hause Stefanik wieder.
Vor ein paar Wochen meldete sich Daniel Stefanik zum zweiten Mal auf Kann Records zurück, einem kleinen, in Leipzig beheimateten Label, das eine äusserst zurückhaltende Veröffentlichungspolitik in Sachen 12″ fährt. Ist mir recht, denn lieber habe ich nur ein einziges Release pro Jahr, das einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlässt, als ungezählter Output, der nach kurzer Zeit in der Beliebigkeit aufgegangen ist. “In Days Of Old Pt. 1” heisst seine EP – doch keine Angst, Daniel Stefanik springt hiermit nicht auf einen Nostalgiezug auf, den manch anderer Produzent so gerne fährt, und liefert auch kein Selbstzitat seines vorangegangenen Schaffenswerkes ab.
Mit “One” liegt ein ruhig pulsierender Track vor, in dessen Hintergrund bleepende, verschnörkelte Soundeffekte für leichte Verstörung sorgen. Der zunächst gleichmässig fliessende, später anschwellende Klang einer Synthesizer-Fläche bringt da etwas Ausgeglichenheit und Entspannung rein, und mit ihr schaukelt man auf den Höhepunkt des Tracks zu. Wem oder was Daniel Stefanik hier seine Referenz erweist, überlasse ich den jeweiligen Hörern des Tracks. Alles andere wäre nur ein reines, zudem auf unsicherer Tatsachengrundlage beruhendes Name Dropping. Mit dem Stichwort Temposteigerung könnte man “Two” charakterisieren. Konturierter, klarer im Bass, kleinteilige Hi Hat-, Becken- und Perkussionskombinationen, und die Climax zeitlich nach hinten verlagert, so kennt man Daniel Stefanik auch von seinen Remixe, beispielsweise für Johnny Wagners “Intercity” oder Motorcitysouls “Phantasy“. Auch “Three“, ein energetisch perkussiver Track, führt er einem musikalischen Höhepunkt überaus zeitentschleunigt zu, kontrastiert von sanften Flächensounds und zarten, angenehme Rhodes-Akkorden. More of this, please, Mr. Stefanik.
English (short) version: excellent 12″ by Daniel Stefanik on Kann Records, Leipzigs imprint for handcrafted custom made house music jewels. Three tracks on which he pays tribute to his musical influences in electronic club music, re-arranging and transferring the either straightforward or hypnotic end of night moments into a nowadays house layout.
Mehr im Web:
Daniel Stefanik @ MySpace
Daniel Stefanik @ Club Zooma (01. 05. 2009)
Kann Records