Cottam – Cottam 003

Der geheimnisvoll verborgen bleibende Produzent und DJ Cottam meldet sich mit seiner mittlerweile dritten 12″ zurück. Dass ich seine ersten beiden Releases nicht in meinen persönlichen Rezensionskatalog aufgenommen habe, ist unverzeihlich, um nicht zu schreiben grenzt an Ignoranz. Es ist, als ob ein Weinführer, sagen wir Parker, Gault Millau oder Pauli, die Augen bewusst vor der Tatsache verschliesst, dass Cottam mit seiner kleinen, noch geringen Anzahl produzierter Tracks, zudem in limitierter Auflage veröffentlicht, schon längst seinen Underground-Status verloren und sich innert kürzester Zeit in die Riege der Spitzenhäusern katapultiert hat. Nun aber genug der Selbstkritik.

Auch nach der dritten 12″ schwebt noch immer die Frage im Raum, wartet, einer Antwort zugeführt zu werden, wer sich hinter dem Alias Cottam verborgen hält, bzw. wer dieser Cottam ist. Von Anfang an eine Plattform fand dieser Produzent und DJ bei den Jungs von Randomcircuits, für die er sich Mitte des vergangenen Monats Oktober sogar bereit erklärt hatte, ein paar Fragen zu seiner Person und seinem Schaffenswerk zu beantworten sowie als Sahnehäubchen obenauf einen Mix einzuspielen und aufzunehmen (http://www.randomcircuits.com/si/the-random-mix-with-cottam). Sie bezeichnen in kurz und prägnant als “English soul tinged, slo-mo producer“, und daran möchte ich mich ebenfalls halten.

Als Heimatort gibt er, beispielsweise bei Soundcloud, viel- und nichtssagend zugleich “Near Preston” an. Ob damit die Stadt Preston in der englischen Grafschaft Lancashire gemeint ist, bleibt offen und ungewiss, was jedoch nicht auszuschliessen ist. Denn im Norden und Nordwesten Grossbritanniens, zwischen Nottingham (Red Rack’em), Manchester (Trus’me) und Birmingham (Mark E), hat sich in den letzten Jahren eine Szene hochtalentierter, engagierter und leidenschaftlicher Produzenten / DJs entwickelt, die mit schier unerschöpflicher Energie an einer Vielzahl musikalischer Projekte arbeitet.

Doch wieder zurück zur Musik: Surgeon, Regis, DJ Sneak und Klangmaterial auf Relief zählt Mr. Cottam unter anderem zu den für ihn wesentlichen stilprägenden Vorbildern, die auf sein persönliches Schaffenswerk Einfluss auszuüben vermögen. Und wenn man sich die A-Seite auf Cottam 003 anhört, so vermag man insbesondere aufgrund des dunklen, loopbasierten Ansatzes die Arrangements der beiden britischen Techno-Alt-/Grossmeister als geistige Überväter und stilistische Mentoren ausmachen zu können. Jedoch nur, was das technische Arbeiten mit dem Loop als solchem betrifft, bestehen doch zwischen (alten) Regis / Surgeon-Platten und Cottam allein was das Tempo betrifft erhebliche Unterschiede. So rau, dunkel und düster er sich auf der A-Seite präsentiert, Industriekellermusik gewissermassen, so entwickelt er die B-Seite zu einem südlich sonnenverwöhnten Track, vermischt Cottam hier doch jamaikanische Roots, wohldosierte Reggae-Dub-Elemente, pluckernde Bassline, das Motherland huldigende Vocals, mit einem schwer stampfenden, im Mid-Tempo gehaltenen Housebeat und warm perlenden Gitarrenlick. Hypnotisierend, im wahrsten Wortsinn.

Mehr im Web:

http://myspace.com/cottam76

P.S. “All being well there should be a Cottam 04 in the not too distant future…” (http://www.randomcircuits.com/si/the-random-mix-with-cottam) – wenn das mal keine gute Nachricht ist!

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