Letztens hatte ich – rein zufällig – das Vergnügen, einem alteingesessenen, langgedienten DJ meiner Stadt über den Weg zu laufen. Er hat sich – im wahrsten Wortsinn – mit Leib und Seele dem Techno verschrieben und veranstaltet seit etwas mehr als zwanzig Jahren Parties in der Region. Wie geht’s Dir, lange nicht gesehen, was macht das Feiern, und so weiter. So in etwa lässt sich unser Gespräch zusammenfassen. “Komm mal wieder vorbei”, gab er mir zum Abschied mit auf den Nachhauseweg, um noch einen oben drauf zu setzen: “Ich spiele Techno. Das magst du doch.” Ich schlug in seine ausgestreckte Hand ein, nickte, versprach ihm jedoch nichts.
Denn “das”, also Techno, mag ich schon. Nur diesen, “seinen” Techno, nicht allzu sehr. Ich war ja noch nie dem Prototyp eines Ravers ähnlich. Als ich jedoch in sein vor Freude strahlendes Gesicht blickte, die euphorisch weit aufgerissenen Augen sah, beschlichen mich leichte Zweifel, ob mein (musikalischer) Weg der richtige sei, oder ob es der Seine sei, der letztendlich zu nachhaltiger Erleuchtung und Erlösung führen würde. Diesen inneren Konflikt löste ich sehr schnell auf. Denn er, der DJ, will – genauso sehr wie ich – nur glücklich sein und aus der Musik eine gewisse Kraft und Energie für den Alltag – oder auch nur den einen Moment auf der Tanzfläche – ziehen. Dazu muss ich “seinen” Sound, der zudem in Clubs wie dem Space oder Amnesia so viel besser aufgehoben ist als in kleinen, verrauchten Kellern, nicht mögen, genauso wenig wie er “meinen” Sound mögen muss, der zwischen vor sich hin bröckelnden Betonmauern und zersessenen Polsterkissen erst seine volle Wirkung erzielt.
Um mal wieder etwas deutlicher zu werden: “meinen Techno” mag ich einfach so, wie ihn beispielsweise ein Boris Bunnik alias Conforce zubereitet. Rush Hour, Meanwhile, Delsin oder Curle waren einige Stationen, an denen er sich mit Releases niedergelassen hat. Zudem hat er die Veröffentlichungsreihe “Night Time Activities” auf Clone West Coast Series zu verantworten. Dort erfolgt sein Auftritt jedoch als Versalife.
Das Ergebnis seiner Arbeit an den Maschinen ist fast schon Magie. Er entlockt ihnen musikalische Bilder und rhythmische Sequenzen, deren Charakter dunkelfarben und schemenhaft flüchtig, aber auch wundervoll atemberaubend, bezaubernd und filigran ist wie die Figuren eines mystischen Schattenspiels. Einen stimmungsvollen Akzent dieser Art setzt Boris Bunnik alias Conforce mit leuchtend hellen Synthesizerklängen, die aus dem neblig finsteren Bassreich, in dem “Luminous” beheimatet ist, aufsteigen. Noch deutlicher verspürt man diese Atmosphäre bei “Desolate Ground”. hier wird ein tiefer Subbass zur Theaterbühne, auf der Boris Bunnik mit dumpfen (Dub-)Chords und zerfrickelten Click-and-Cut-Sounds eine Danse Macabre inszeniert. “Lonely Run” und “Vacuum” hingegen weisen den Weg von der Schaubühne auf die Tanzfläche, wobei letzterer untermalt wird von einer tiefen, dubbigen Bassline.
Conforce – Lonely Run by Delsin Records
English (short) version: Dutch producer Boris Bunnik blesses us again with another 12″ on Delsin Records. It is meant for preview and promote his oncoming second longplayer, “Escapism”, that will see the light of day and the dark of night in september. “Dystopian Elements” is an excellent teaser, full of darkness and brimming with dreamy soundscapes. Big!
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Conforce – Podcast @ Little White Earbuds
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