Mit Ben Westbeech alias Breach und Yuri Boselie alias Cinnaman haben sich zwei gefunden, die zusammen gehören. Das legen “Liberty” und “Avocado”, die Stücke ihrer ersten Zusammenarbeit, nahe.
Braune, gerippte Schale; gelblich-grünes, cremiges Fruchtfleisch; harter Kern. So sieht eine Avocado, auch Butterfrucht genannt, aus. Wie muss ein Stück der elektronischen Tanzmusik klingen, das nach ihr benannt ist? Breach, bürgerlich Ben Westbeech, und Yuri Boselie, bekannt vor allem als Cinnaman, haben sich an eine Vertonung gewagt. Das Ergebnis erscheint jetzt auf dem Plattenlabel Naked Naked, das der Mitdreißiger Westbeech im Sommer 2012 für zunächst eigene Veröffentlichungen gestartet hat.
Da sind einmal Synthesizer, Flächen und Stabs. Sie fallen schmeichelnd weich aus und legen sich um die Basstöne wie eine sanfte Umarmung. Mit der Zeit entwickeln sie allerdings eine Intensität, die schnell auch in Kolossal-Kitsch umschlagen könnte. Doch Westbeech und Boselie sind nicht Disclosure. Sie bleiben immer eine Nuance unter der Kitsch-Grenze.
Ohne Hektik, aber bestimmt und mit klarem Ziel marschieren die tiefen Bassfiguren. Ihr Ziel heißt Tanzfläche. Dort sind Westbeechs unter dem Breach-Alias veröffentlichte Stücke, aus Garage, UK Bass und House geformte Hybride, und Boselie, der Resident in dem inzwischen geschlossenen Club Trouw war, zuhause. Dort und nirgendwo sonst können der leichte Offbeat und die synkopierten Hi-Hats ihre Schubkraft voll entfalten. Sie klingen kräftig. Der harte Kern des Stückes.
Repetitive Glockenmuster charakterisieren dagegen “Liberty” – bis zum Breakdown. Ab dann übernehmen anschwellende Streicher und Synthesizer ihren Part. Weiche sangliche Passagen wechseln sich mit gläsern-metallischen ab. Diese immer neuen Farbklangmischungen bilden einen reissenden Strom, der die Tänzerinnen und Tänzer mit sich tragen wird. Auch das Zusammenspiel von Bassline und Kickdrums zeichnet eine prägnante, motorisch-repetitive Rhythmik aus. So spannt man einen dramaturgischen Bogen, vom House, der den musikalischen Stempel der Zehnerjahre trägt, zu Trouw’scher Dancefloor-Euphorie.
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