Plattenlabel, die mit Veröffentlichungen überraschen, sind selten geworden, aber es gibt sie. So zum Beispiel das schwedische Plattenlabel Studio Barnhus mit Sitz in Stockholm, das Axel Boman, Petter Nordkvist und Kornél Kovàcs 2010 gegründet haben.
Auf Studio Barnhus hat letztes Jahr Baba Stiltz – sein bürgerlicher Name ist nicht bekannt – die EP “Our Girls” veröffentlicht. Eine Platte mit drei Tracks, Variationen über ein Thema, voller knisternder Synth-Klänge und warmem LoFi-Funk. “B2” kommt Stiltz’ musikalischem Hintergrund und Ursprung als Produzent wohl am nächsten, gehörte und gehört der 20- Jährige auch heute noch zu einer Riege schwedischer Downtempo-, LoFi-Electronica- und Skweee-Produzenten. Das Sirren fusseliger Synthesizer, kratzende, schabende, rasselnde Geräusche – für eingefahrene Hörerwartungen ist das zunächst ganz schön gewöhnungsbedürftig.
“Man sollte zu Skwee so tanzen, wie man in der Dusche singt. Frei und fröhlich. Aber auf eine aggressive Weise fröhlich“, sagte Baba Stiltz gegenüber dem Fernsehsender Arte, der 2012 eine Reportage über die schwedische Skwee-Szene im Rahmen des Popmagazin-Formats Arte Tracks ausstrahlte. Auf “Palats”, Titeltrack seiner neuen EP für Studio Barnhus, überträgt er dieses Prinzip auf ein House- und damit Viervierteltakt-nahes Format.
Mit einem ruhig und stabil liegenden Bass, Synthesizer-Pads und Chords, täuscht er den Aufbau eines Stückes an, das auf hergebrachten Grundsätzen ruht. Intro, Intro-Break, Bassline, Kickdrum und Strophe, Break, und so weiter. Dann aber taucht ein Bass auf, der frühlingsgeil röhrt und das Begehren weckt, sich ganz wild zu bewegen, frei und fröhlich eben. Die Idee des Skwee taucht da wieder auf, genauso auch bei den 8Bit-Sounds, die sich durch das ganze Stück hindurch ziehen und einen eigenen Groove entwickeln.
Auf der B-Seite wartet “Crypt”. Da bringt Baba Stiltz Synthesizer zum Sprudeln. Die Melodien drängen aus der Tiefe des Bassgrooves hervor. Dazu kommen Arpeggi und ein leises, sanftes Rauschen im Hintergrund – dies als Andeutung, dem Hörer in Erinnerung zu rufen, dass Stiltz die enorme Beengtheit der House-Musik jederzeit verlassen kann.
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