Welch stark emotionale, euphorische Entäusserungen das Verliebtsein hervorzurufen vermag, habe ich erst kürzlich wieder in einer E-Mail erfahren, die mir ein guter Freund vor nicht allzu langer Zeit schrieb. Während einer Fahrt mit dem ICE von S. nach F. begegnete dieser einer jungen Frau, die ihn vom sprichwörtlich ersten Augenblick an sofort in seinen Bann gezogen hatte. Er beschrieb, dass zwischen ihr und ihm von Anfang an eine mit positiver Energie aufgeladene Stimmung herrschte, auch wenn sie sich über die ganzen Zugfahrt hinweg nur anlächelten und er es dennoch nicht vermochte, sie anzusprechen.
Zu verliebten Höhenflügen dieser Art treibt mich regelmässig (auch) die Kraft und Macht, die der Musik von Philip Lauer und Christian Beisswenger innewohnt, seit ich vor zwei (oder doch schon drei?) Jahren das erste Mal eine Platte von Arto Mwambe, so der Name ihres (Musik-)Projekts, in einem düsteren Kellerklub vorgespielt bekam. Es war Noh Ngamebo, erschienen 2007 auf der 12″ “Mudhutma“. Im Unterschied zu einer Anfangsverliebtheit, die schnell verfliegt, verflüchtigte sich meine Leidenschaft für Arto Mwambe– beziehungsweise Brontosaurus-Releases in keiner Weise. Sie, die Leidenschaft, gipfelte in einem ersten, rauschhaften Höhepunkt vor rund einem Jahr, als die Jungs von Arto Mwambe im Waldsee, in Freiburg, aus Anlass des 13. Geburtstags der Root Down ein funkensprühendes Live Set abfeuerten (Arto Mwambe @ Root Down, Part 1, Arto Mwambe @ Root down, Part 2).
[off topic: bei allem Respekt vor Rainer Trüby und Alex Barck, aber meiner bescheidenen Meinung nach konnte die am vergangenen Wochenende stattfindende Feier zum 14. Geburtstag der Vorjahresveranstaltung auf musikalischer Ebene nicht das Wasser reichen.]Diese Liebe zur Musik von Arto Mwambe wird durch die (inzwischen) vierzehnte EP auf Brontosaurus weiterhin nachhaltig genährt. “Love Lift” heisst sie bezeichnenderweise, und beinhaltet mit dem Original einen hochexplosiven und zugleich sanften Song (ihn als Track zu beschreiben, würde dem hymnischen Charakter nicht gerecht werden), der einen, aller Erdenschwere zum Trotz, Schritt für Schritt (also Takt für Takt) emporhebt. (Beinahe) unverkennbar das Drumprogramming, die Bassline und die Synth-Chords sowie die Rhodes(-ähnlichen) Pianosounds, die den Garage / New Jersey House der 90er-Jahre grüssen. Allerdings nur von weitem, denn “Love Lift” weist zu keiner Zeit epigonenhaft historisierende Züge auf (wie man sie bei so vielen zeitgenössischen Soulful House-Produktionen verzeichnen kann).
“Love Lift” erscheint gemeinsam mit zwei Remixen. Da wäre zum einen der “c.b. funk dub“. Hinter diesem steht das Arto Mwambe-Mitglied Christian Beisswenger alias c.b. funk, der hierfür die Bassline- und Beatstruktur ein wenig umgekrempelt sowie kleine Veränderungen an den Vocals und Synth-Chords vorgenommen hat, aber dennoch sehr nahe am Original geblieben ist. Ausserdem durfte auch der Detroiter soundmurderer Todd Osborn daran herumwerkeln. Sein Remix holt “Love Lift” ein wenig aus der Dunkelheit heraus, was unter anderem auch auf die mäandrierende Harmonik der Synthesizer zurückzuführen ist. Mein Favorit ist dennoch das Original. Love lifted me up!
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