Das Universum besteht aus unzähligen Galaxien. Diese liegen in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen vor. Es gibt Spiralgalaxien wie beispielsweise unsere Heimatgalaxie Milchstrasse, es gibt aber auch Elliptische Galaxien oder Zwerggalaxien. Es ist unmöglich, sie alle zu erfassen, auch wenn man sich daran macht, Tag für Tag neue zu entdecken.
So geht es mir zur Zeit auch mit der elektronischen Clubmusik. Woche für Woche, Podcast für Podcast, Radiosendung um Radiosendung, begegne ich neuer Musik, solcher, die bereits sehr lange besteht, von mir jedoch erst jetzt aufgespürt wurde; solche, die soeben entstanden ist und deren Urheber noch am Anfang ihres Wachstumsprozesses stehen. Dazu gehört auch A Sagittariun, ein bereits namhafter und doch anonymer Produzent, der 2011 mit der EP “The Circle Stops Somewhere” ein bemerkenswertes Debüt auf Elastic Dreams gefeiert hat.
Lokal zu verorten ist er, der seine Identität mit dem Namen eines astronomischen Phänomens verhüllt, allem Anschein nach in der westenglischen Stadt Bristol. So wie das Universum aus den unterschiedlichsten Galaxien zusammengesetzt ist, baut auch die Musikszene dieser Stadt auf den verschiedenartigsten Künstlern auf. Sie vereint, dass sie sich nicht auf dem musikalischen Erbe ihrer Heimat ausruhen. Im Gegenteil. Das Potenzial – auch für Neues, Unbekanntes – scheint noch lange nicht ausgeschöpft, und wer wünscht sich nicht, auch weiterhin sensitiv genug zu sein, um die musikalischen Strömungen und ihre Abstufungen bewusst wahrzunehmen?!
Der Einfluss des Bristol’schen Erbes durchdringt auch die zweite EP von A Sagittariun. Es tritt ganz deutlich hervor in dem Track “Space Dub Dream“, einer langsam fliessenden Elegie, in der der (beinahe) anonyme Produzent – rein assoziativ – die Zeit der Anfang- und Mitneunziger heraufbeschwört, als Formationen wie Portishead und Massive Attack, aber auch Kruder & Dorfmeister auf dem Festland sich anschickten, melancholische Dub-Songs auf einen elektronischen Unterbau aufzuziehen. Im Hintergrund von “Space Dub Dream” ziehen ausserdem Synthesizer-Flächen auf, die durch den Track hindurchwabern wie Schwaden süssen Cannabis-Rauchs. Ähnlich verträumte Hirnbilder erzeugt A Sagittariun auf “An Afterthought“mit dickem Brummelbass, scharfkantigen Claps und einer einfachen Tonfolge, die ein Gefühl von zarter Wehmut auslöst.
“Carina“, der Titeltrack, sowie “The Ninth Sin” stehen demgegenüber für Bristol 2012. Das Titelstück glänzt mit einem treibenden Rhythmus, etwas versetzten, leicht geshuffelten Drums, Synthie-Flächen mit einer schier unendlichen Spannweite und einer Melodiefolge, die wie aus fernen, astralen Sphären zum Gehirn vordringt. Als Remixer steht Julian Raymond Smith alias DJ October zur Seite. Der Mann hinter Caravan Records bürstet den Rhythmus gerade und taucht mit seiner Interpretation ein in drexciyanische Tiefen: Die Synthesizer werde mit ozeanisch warmen, wasserdampfgesättigten Dubs versehen und der Bass erhält einen elektroiden Anstrich. Top!
English (short) version: Bristol based producer A Sagittariun blends together roots-based, trippy dark electronic music and a raw drum machine workout on his second EP “Carina” that recently hit the stores. Remix-duties are up to DJ October who offers some Drexciyan underwater deepness – deep, dark and organic-tinged flavours – to Carina. Big!
Mehr im Web:
A Sagittariun @ Facebook
DJ October @ Facebook
Elastic Dreams @ Soundcloud
A Sagittariun – Podcast @ teshno
A Sagittariun – Teshcast (Interview / Mix @ teshno)
Wow erst der Nuron Tipp und jetzt direkt nochmal sowas geniales!