Mitte Dezember des vergangenen Jahres habe ich zum ersten Mal einen kleinen Auszug von Tensnake‘s “Need Your Lovin” gehört, das Ende Januar 2010 auf dem Münchener Label Permanent Vacation als Bestandteil der 12″ Coma Cat veröffentlicht wurde. Schon damals war ich erneut fasziniert von der Herangehensweise an und Interpretation von klassischen (achtziger Jahre beeinflussten) Disco-Sounds des Hamburgers Marco Niemerski alias Tensnake.
Dieser zählt für mich zu der – unstreitig – Speerspitze der (deutschen) Produzenten, die sich ganz der intensiven Rezeption und selektiven (Weiter-)Verarbeitung von Disco, Synth-Pop und (Proto-)House verschrieben haben. Einer Musik also, die einerseits die Seele streichelt und sich von Takt zu Takt tiefer ins Herz hineinschleicht und andererseits mit dem Kitsch-Aspekt, den sehr viele Produktionen aus dieser Zeit beinhalten, kongenial spielt. Deren Syntax ins Heute weiterzuführen, versteht Tensnake meisterhaft.
So präsentiert der Hamburger Produzent auf “Coma Cat” einen Disco-Funk Track mit dominierendem Bass, prägnanten Clap-Sounds und sich im Hintergrund haltenden, ein wenig sentimental wirkenden Glockenklängen. Ein Track, der mir beim Hören das Gefühl vermittelt, es umgebe mich der süssliche Duft von Orangenblüten. Bei “Need Your Lovin’“, das auf Vinyl in einem Dub Mix erscheint und dessen Original (lediglich) digital erhältlich ist, gilt noch immer, was ich vor einigen Wochen dazu geschrieben habe. Der fluffige Beat, die lieblichen Synthesizer-Melodiefragmente und träumerisch süssen Vocals haben kein bisschen an Aussagekraft eingebüsst. “Get It Right” besticht mit gequetschten, aufgerauhten Synthesizertönen und einem in Richtung Disco Beatdown weisenden Drumprogramming. Grande.
Abschliessend bleibt mir nur (wie schon einmal) zu schreiben: Schön, dass Tensnake mit einem Song wie diesem die Diskrepanz zwischen echtem, tiefen Fühlen und unecht gesteigerter Sentimentalität, wie sie der 80er-Jahre Disco-Ästhetik eigen ist, auch im Jahre 2010 aufrecht erhält.
English (short) version: I wonder what is your impression when hearing the latest 12″ on Permanent Vacation which was produced by Hamburg / Germany based Marco Niemerski a.k.a. Tensnake. Do you really feel like being in 2010 or do you rather feel like standing on a late seventies, early eighties dancefloor, shiny white with disco balls glimmering over the dancefloor? This is one of Tensnakes most amazing skills: playing with ease and juggling georgeously melodic soundscapes, heavy synth basslines and, yes, cheesy vocals and making a sleek dancefloor monster out of’em. Disco has never waned!
Mehr im Web:
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Permanent Vacation
Und wer bisher noch nicht die Zeit fand, Tensnakes Podcast für ResidentAdvisor zu hören, sollte dies sofort nachholen. Here you go:
Tensnake RA 187 – Resident Advisor Podcast // 12-28-2009 by Tensnake