Steffi, die Panoramabar-Resident, eröffnet das Veröffentlichungsjahr für Ostgut Ton mit einer gefühlvollen House-Ballade, die somit ein harmonisches Gegengewicht zum rauhen und rohen Charakter der Loop-Architektur ihrer Label-Kollegen Marcel Dettmann oder Ben Klock bildet. Auch ihre Interpretation von House und Techno im zeitgemässen Kontext ist direkt und schnörkellos, konzentriert sich Steffi mit ihrer ersten (Solo-)12″ “Kill Me” auf ein einfaches, geradliniges Grundgerüst eines Songs beziehungsweise Tracks (Beatpattern, Bassline, Vocals, Effekte), das in seiner konkreten Ausführung jedoch umso überzeugender wirkt.
Elif Bicers Stimme, mit der sie in den vergangenen Jahren bereits Tracks von Ben Klock (“Goodly Sin”, “OK”, auf Ben Klocks Künstleralbum One) oder von Prosumer & Murat Tepeli (“Drama Baby”, “Lov”, “Turn Around”, auf Serenity) eine feine sinnliche Note verlieh, steht auch im Orginal Mix von “Kill Me” ganz im Mittelpunkt. Zart, zerbrechlich, fast flehend wirkt sie hier, und ich frage mich, warum sie an anderer Stelle in die Rolle einer starken Frau, einer wollüstigen (House-)Diva gedrängt wird (“Her vocal style lacks the nerve for this kind of tough-girl role, making lines like “you are behaving like an idiot” sound awkward and wide of the mark.” Quelle). Das muss nicht sein, kreischende Diva-Vocals gibt es zuhauf, und meiner Meinung nach zeichnet Elif Bicer mit ihrer Stimme auf “Kill Me” ein ebenso trauriges wie authentisches Bild einer Frau, der – in einer Beziehung – Leid zugefügt wurde.
“Kill Me“, dessen kraftvolles Midtempo-Beatpattern und nur sparsam eingesetzte, den Klang nicht unangenehm verfälschende Effekte, sowie teilweise sehr schroffen Synthesizer-Elemente mich von Anfang an fasziniert haben, erscheint auf der EP zudem auch in einem “Instrumental Dub“. Elif Bicers Gesang wurde hierfür auf ein kurzes Stöhnen beziehungsweise Seufzen reduziert, so dass das Hauptaugenmerk auf die Rauhigkeit der Bass- und Beattexturen gelenkt wird. Bleibt schliesslich noch der “Crushed Soul Mix“. Er allein hätte mir auf einer (single sided) 12” schon genügt, denn ich kann von der leidenschaftlichen, warmen und gefühlvollen Stimmung, die er vermittelt, gar nicht genug bekommen. Augen schliessen, Arme ausbreiten, sich von den House-Beats sanft treiben lassen, jenseits eines Raum-Zeit-Gefüges – das möchte man, das möchte ich hier!
English (short) version: Ostgut Ton is taking off into its new year of publication with a deep yet soulful twelve inch by Panoramabar resident Steffi featuring Elif Bicer on singing duties. On “Kill Me” you are given evidence of Steffis ability to carve out a truly raw and authentic house groove going hand in hand with lyrical and hymnic passages, be it the melodic part, be it the vocals. Excellent!
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Ich bin völlig deiner Meinung. Wer sagt, dass ein traditioneller “House-Diva”_Inhalt nicht mal ohne die sprichwörtliche ‘wailing diva vocals’geht.
Tolle Platte, und zwar alle Mixe.