Zugegeben, ich habe mich im vorangegangenen Eintrag ein wenig in Rage geschrieben. Doch irgendwann platzt auch dem geduldigsten und langmütigsten Menschen der Kragen. Im Vergleich zu Herrn Löhes unterirdisch schlechten Groschen-Schund-Bericht erscheint die vor einem halben Jahr in der Bildzeitung veröffentlichte Reportage wie ein feinfühlig gezeichneter Roman beispielsweise eines Feridun Zaimoglu. Genug davon. Wieder zurück zum Alltag.
Nach We Play House Recordings liegt mit Eskimo Recordings ein weiteres belgisches Label vor, das ich überaus schätze, auch wenn ich es im Verhältnis zu seinem Bestehen erst sehr spät für mich entdeckte. Vornehmlich waren es die Alben von Lindström & Prins Thomas (Lindström & Prins Thomas) und Low Motion Disco (Keep It Slow) sowie die Compilation-Reihen (Cosmic Balearic Beats Vol. 1 // Cosmic Balearic Beats Vol. 2), die mir die Welt der Cosmic-, Electro-, Leftfield-Sounds (noch) näher gebracht haben. Was die Veröffentlichungen vor 2005 jedoch betrifft, habe ich erheblichen Nachholbedarf!
Doch nun zu einer der (jüngsten) Veröffentlichungen, “Burning Jupiter” von Ilya Santana. Geboren, aufgewachsen und musikalisch sozialisiert auf Gran Canaria, also Spanien, was wiederum (ein wenig) wiederlegt, dass auf der iberischen Halbinsel bzw. den (Ferien-)Inseln ausschliesslich Big Room- / Ibiza-Anthems produziert, veröffentlicht und gespielt werden. Sein Produzenten-Debüt feierte er mit “Walking On A Crystal Sea auf Daniel Wangs Balihu-Imprint und war in der Folgezeit auf Permanent Vacation, Tirk oder auch Gomma unterwegs, was zum einen Rückschlüsse auf seine persönlichen Einflüsse (die er in einem Interview auf Cool In The Pool Preis gibt) und auch auf die Musik auf “Burning Jupiter” zulässt.
“Burning Jupiter“, der Titeltrack, beginnt zunächst instrumental, ouvertürenartig, womit er auch voranstellt, dass es ihm vielmehr um Atmosphäre und Melodie denn um Beats und Bässe geht. Diese sind auf Burning Jupiter nämlich sehr zurückhaltend, beinahe unspektakulär und verschmelzen mit der warmen Synthesizermelodie sowie den einem Windrauschen gleichenden Effekten. Ruhig und melancholisch narrativ ist auch “Lioness Dream“, dessen sanfte Synthesizer-Wellen einen fortzutragen im Stande sind, wären da nicht die Glockensounds, die mit der Regelmässigkeit eines Weckschlages wiederkehren. Bleibt “Time To Come“, auf dem Ilya Santana das Tempo ein wenig anzieht und mit einer ein wenig an Donna Summers I Feel Love erinnernden, pulsierenden Bass-Synthline, den Bezug zur Tanzfläche sucht. Insgesamt eine opulente Klangfarbenpalette, ideal für den Frühling.
English (short) version: Inspiring melodies, rich and opulent synthesizer based soundscapes, reminding you the late seventies / early eighties high times of leftfield and cosmic disco sounds, this is what you’ll find on “Burning Jupiter”, the latest artwork of Ilya Santana, who debuted a couple of years ago on Daniel Wangs Balihu Imprint. Great package!
Mehr im Web:
Ilya Santana – Mix @ Cool In The Pool
Ilya Santana – Interview @ Cool In The Pool
Eskimo Recordings
Ilya Santana – Burning Jupiter @ Soundcloud
Ilya Santana_Burning Jupiter by Ilya Santana
Ilya Santana – Lioness Dream @ Soundcloud
Ilya Santana_Lioness dream by Ilya Santana
Ilya Santana – Time To Come @ Soundcloud