Eine Zeitlang war es sehr still geworden um den Mann aus Chicago, Andres “Specter” Ordonez, der in einem Zeitraum von knappen vier Jahren, von 2000 / 2001 – 2004, mit gerade einmal drei Veröffentlichungen, zu einem überaus hohes Ansehen in der (Deep) House Community gekommen war. Nach “The Deep Theory EP“, der damals vorerst letzten 12” auf dem gemeinsam mit Damon Lamar gegründeten und betriebenen Label Tetrode, verbrachte Andres “Specter” Ordonez mehrere Jahre in Ruhe und Abgeschiedenheit, nahm Abstand vom praktizierenden Musikgewerbe, und kehrte erst wieder 2008, vier Jahre später also, zurück mit zwei Tracks auf Eargasmic Recordings und Deep Explorer.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mir die Zeit kurz nehmen, um einmal auf die hervorragende A & R – Arbeit der Deep Explorer-Gründer Dubbyman und Above Smoke hinzuweisen, die seit mittlerweile drei Jahren Perlentaucher-gleich nach (noch) unbekannteren Musikern / Produzenten suchen und Tracks von diesen für ein Release verpflichten. So veröffentlichten hierauf beispielsweise Lady Blacktronica und Anton Zap erste Werke (Ocean Species EP – Deep Explorer Sampler Vol. 2), hatten Scott Ferguson, Marvin Belton, Juju & Jordash oder Reggie Dokes bereits Gastauftritte genauso wie Jus Ed, Patrice Scott oder Kai Alcé. Und auch Andres “Specter” Ordonez bekam nach seiner Auszeit mit Deep Explorer eine Plattform, um wieder Fuss zu fassen. Thumbs up!
Mit “Mind Over Matter auf Downbeat (vgl. auch hier, veröffentlichte er seine erste (Solo-)12″ nach seiner Kreativpause, und vor kurzem erschien auf Patrice Scotts Label Sistrum Recordings seine EP “Bionic Being“.
Nach dem ersten Anhören der drei Tracks sprach ich – hinter vorgehaltener Hand – den heimlichen Wunsch aus, dass sich doch so manch ein anderer Produzent eine künstlerische Auszeit gönnen möge, nur um anschliessend, mit an neuer Energie aufgeladener Seele und mit befreitem Geist ein so – in meinen Augen – gefühlstrunkenes Herzenswerk abzuliefern. “Bionic Being”, der Titeltrack, beginnt mit einem kurzen Intro aus drückenden, samtig-weichen Synthesizer-Elementen, die umgehend von unaufdringlichen Cymbals und gleichmässig pulsierenden Bassdrums Verstärkung erfahren. Für audiophile Zufriedenheit sorgen in der Folge eine tieffrequent schnarrende, electroide Synthline, welche sich auch noch in die verborgensten Hirnwindungen einzugraben scheint sowie die kurze, wunderbar arrangierte, traurig-melodische Tonfolge. Nach dem Breakdown entfaltet Specter die volle Wirkkraft von “Bionic Being”, der in einem Snare/Clap-Inferno kulminiert. Genauso langsam, wie er hier das Feuer entfacht, lässt er es auch wieder niederbrennen. Wahnsinn!
Ein stimmungsvolles, rauhes, dreckiges, flächiges Klangmoment zaubert Specter mit “Half Life“, aus dessen Tiefe er immer wieder kleine Acid-Loops abfeuert. Hart sind die Snares, düster die Bässe und tonnenschwer die Kickdrums. Frühlingshaft mild und sanft erscheint im Vergleich dazu “Paradox“, der dritte Track auf der Platte. Organische Perkussionselemente treffen auf verträumt gespielte Synthesizer-Harmonien auf einem langsam groovenden Fundament aus Kickdrum und Bassline – Slow Motion House einmal ganz anders. Dope!
English (short) version: Andres “Specter” Ordonez with his second (solo-) 12″ within the last eight months. “Bionic Being”, which is released on Patrice Scotts label Sistrum Recordings, is a dark tempered, soul- and powerful musical composition with some bright and humorous moments. Grande!
Mehr im Web:
Specter @ MySpace
Sistrum Recordings
Specter – Uzuri Mix: