Johannes Albert – Wooden Pearls

Holzperlen sind für mich als Wahlfreiburger kein unbekannter, ein kindliches Staunen auslösender Anblick. Ob im Vorlesungssaal, ob in einem Café oder in einem Club, jedes – gefühlt – dritte Mädel trägt ein Schmuckstück, sei es eine Brosche, ein Arm- oder Halskettchen, aus winzig-kleinen, manchmal auch tropfenförmigen Kügelchen bis hin zu grossen runden Klunkern; naturbelassen oder handbemalt, selbstverständlich mit ökologisch unbedenklichen Farben und in Fair Trade-Werkstätten, auf das Nachhaltigkeitsbewusstsein wird in Freiburg nämlich grossen Wert gelegt. Ein wenig über habe ich sie schon, diese Holzperlenkultur. Das gebe ich offen zu.

Ganz anders hingegen verhält es sich mit den “Wooden Pearls” aus dem Hause WHITE, gefertigt von ihrem Neuzugang, dem Würzburger (und seit kurzer Zeit Wahl-Berliner) Johannes Albert. Dieser ist mir schon vor einigen Jahren aufgefallen, damals allerdings noch als ein überaus fleissiger Zusammensteller und Aufzeichner von wundervollen DJ-Mixen, die er in regelmässigen Abständen zum Download anbot. Viel House, viel Disco, ein wenig Techno, Soul und Electronica zeichneten diese aus. In dieser Hinsicht ist es etwas ruhiger um ihn geworden, doch macht Johannes Albert dies wett durch emsige Werkelei an Tracks und Edits, und das mit Erfolg. Sein – meines Wissens – erstes Release erschien im vergangenen Jahr auf Stupendous Music, und zwar die Dome Street EP, House mit Konzentration auf den Groove, Verwendung von jazzy Instrumental-Samples und Remixen von Iron Curtis, DJ Aakmael sowie Ernie.

Nun also “Wooden Pearls” auf WHITE, einem Label, dessen Output, dessen DJs und Produzenten ich überaus schätze. Auf “People Say” ist deutlich zu hören, dass hier jemand am Werk war, der schon sehr lange into House ist und für den die gängigen Schlagworte Chicago und New York keine blosse Formeln darstellen. Hier bewegt sich jemand metronomisch exakt in dem Rhythmus, den die Housemusik der späten 80er- und frühen 90er-Jahre vorgegeben hat. Das Objekt der Bezugnahme, dieser Sound, verkommt hier nicht zur inhaltsleeren Phrase. Johannes Albert spielt hier seine ganze Erfahrung, seinen breitgefächerten musikalischen Hintergrund aus, paart schwere Bässe mit pumpenden Kickdrums, lässt sie auf dissonante Klavierakkorde treffen, blendet während des Breakdowns zarte Orgelsounds ein und untermalt das ganze mit wenigen rollenden Klangeffekten. Wer kann sich dieser jackenden Intensität entziehen?!

People Say by vinylgroover

Auf “Swing King Was My Only Hero” erweist Johannes Albert mit einer beeindruckenden, voll von Disco, Funk und House beeinflussten Nummer seiner früheren Anlaufstelle Nummer 1, dem Plattenladen “Swing King” die Ehre. Hier vertiefte er seine Leidenschaft für die verschiedensten Musikrichtungen, und genau diese unbändige Freude scheint aus dem sehr kraftvollen Stück zu sprechen. “Three Hand Shake” schliesslich erweist sich als sehr entspannt treibender Track, Beatdown mag einem in den Sinn kommen, muss aber nicht. House, Baby. Was sonst?!

English (short) version: you may have realized that I honestly appreciate what’s coming from Berlin based house imprint White, be it Tristen, Oskar Offermann or, now, Johannes Albert. This up and coming producer’s a true vinyl lover and (deep) house soldier hailing from Würzburg / Germany, a romantic and – sometimes – sleepy university town. On “Wooden Pearls”, Johannes Albert is carving out three tunes that are drunk with nothing else than house. Great!

Mehr im Web:

Johannes Albert @ MySpace
Vinylgroover @ Soundcloud
Vinylgroover
White – The Label

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