Mit Mount Kimbie auf Hotflush Recordings verlasse ich auf Keep-It-Deep mein wohlbehütetes Nest und betrete neues Territorium, waren bis dato Veröffentlichungen aus bassreichen Gewässern kaum bis gar nicht Thema dieses Blogs, Label wie Tempa, Hemlock Recordings, Hyperdub, Hessle Audio oder eben Hotflush und Künstler wie Benga, Sigha, Joy Orbison, Pangaea oder eben Mount Kimbie hier nicht vertreten. Daran wird sich auch in Zukunft nicht (allzu) viel ändern.
Genau deswegen passt nach meinem Dafürhalten diese 12″, die ja lediglich ein Remixpaket darstellt, in den Kontext von Keep-It-Deep, denn die durchweg abwechslungsreich gestalteten, vielschichtig konzipierten Tracks des in London beheimateten Produzenten-Duos Mount Kimbie, seine kleinteiligen, feinsinnigen Klangfiguren, Pulsierungen und Sounds zeugen bei aller Verankerung im Dubstep eine Vorliebe für eine freie und offene Interpretation seiner Genremerkmale sowie eine tiefe Zuneigung zu allem, was sich irgendwie unter Ambient / Electronica / IDM subsumieren lässt. Dieser Freigeist sorgte bei einigen Bloggern und Rezensenten für Verstörung auf den ersten Blick im Sinne von “Kann bzw. darf Hotflush Recordings so eine EP überhaupt veröffentlichen?” / “Gehört diese EP nicht vielmehr auf Warp?” (Quelle: Goon), weckte bei mir jedoch ein noch viel stärkeres Interese an dem Projekt Mount Kimbie und dessen Output.
Vor vierzehn Tagen erschien die erste Remix-12″ (“Mount Kimbie – Remixes Part 1“), auf der sich so namhafte Produzenten wie Instra:mental, FaltyDL und James Blake verewigten. Doch auch die Künstlernamen, die hinter dem vorliegenden Remixpaket stehen, können sich sehen lassen. Es ist zum einen der Brite Paul Rose alias Scuba alias SCB, DJ, Produzent und Hotflush-Gründer sowie Tama Sumo und Prosumer.
Für seinen Remix hat sich Paul Rose hinter seinem SCB-Alias versteckt, das er sich für seine Ausflüge in technoide Regionen reserviert hat. Seine Überarbeitung von “Vertical” bezeichnet er zwar als “Edit”, doch aus meiner Beobachter- und Konsumentenperspektive wäre “Remix” vielleicht doch ein wenig zutreffender, krempelt er “Vertical” doch vollständig um. Verschwunden ist die ambiente Atmosphäre, aufgelöst haben sich die verspielten Glockenkläng und warmen Orgel-Keys. Klein- und kleinstteilige Electronica-Sounds, die sukzessive Aufschichtung der einzelnen Atmosphären, welche für mich den Reiz des Originals machten, spielen bei Scuba / SCB eine nur untergeordnete Rolle. Schnell und hart schlägt sein Edit zu, und auch wenn er dem Track ausreichend Zeit zur Entwicklung lässt, mag ich so recht nicht mitgehen, und steige spätestens bei den sirenenartigen Ravesignalen aus. Schade eigentlich, denn seine Techno-EP “20_4” gehört für mich bis dato zu den besten Releases in diesem Jahr.
Anders hingegen das Berghain /Panoramabar Tag-Team Tama Sumo & Prosumer. Nicht nur an den Decks sind die beiden ein gut eingespieltes und perfekt aufeinander abgestimmtes Duo. Auch im Studio harmonieren die beiden hervorragend, wie sie u.a. auf “Alien Mutts” eindrücklich unter Beweis gestellt haben. Mit grossem Feingefühl machten die beiden sich an “William” zu schaffen, der seinen raumeinnehmenden, sphärischen Klangcharakter beibehalten darf. Diesen transferieren Tama Sumo und Prosumer auf ein sehr einfaches, rauhes House-Gerüst, um das sie die nahezu meditativen Ambientflächen und die verhalten klickernden Mikrosounds behutsam wickeln. Sehr fein!
English (short) version: with Mount Kimbie, we’re leaving the save haven of (deep) house music on Keep-It-Deep as the London-based Duo have been delivering two much-talked about 12″ on Hotflush Recordings over the last year on which they were diving deep into an ocean, to a large extent, of experimental electronica and ambient soundscape-laden music by remaining ingrained in what you’d call dubstep. Two of their tracks get remixed by Hotflush head honcho Paul Rose alias Scuba alias SCB himself and by Berghain / Panoramabar tag team Tama Sumo & Prosumer. Scuba /SCB is transferring the track “Vertical” into a banging acidic techno slammer on which the original is losing its ethereal atmosphere and chapel bell sound effects, and I still don’t know, what good is that wailing siren for. Tama Sumo & Prosumer, instead, deliver a work of subtlety, a slow burning house ode to the luscious sensual atmosphere and the burbling tones and effervescent clickiness of “Williams”. Great.
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