Reggie Dokes, seines Zeichens “Chicago Pimp” und Mann hinter Psychostasia Recordings geniesst nach meinem persönlichen Dafürhalten nicht die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die ihm eigentlich zustünde. Denn über die Jahre hinweg hat er eine Reihe erstklassiger Produzenten wie Juju & Jordash, Vincent Halliburton oder Delano Smith auf seinem Label vereint, hat darauf und auf anderen Plattformen selbst Tracks veröffentlicht, die man letzten Endes nur in die Kategorien “gut” und “sehr gut” einteilen kann. Es hat aber auch sein Gutes, nicht ständig im Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit stehen zu müssen. Man muss nicht für ein Label produzieren, nicht einem ganz bestimmten Soundmuster entsprechen und schon gar nicht Erwartungshaltungen befriedigen. Es besteht durchaus ein Mehr an kreativem Freiraum als er bei einigen Fliessbandproduzenten auszumachen ist. Nun erscheint auf dem chilenischen Imprint “Ojo De Apolo” ein weiteres Werk aus den Händen Reggie Dokes.
Bis dato hatte ich zu diesem kleinen Label keinen Bezug. Ein kurzer Blick auf die hauseigene Website lehrt, dass jeweils ein chilenischer Produzent sowie ein ausländischer Gast als Remixer sich den Platz auf einer Platte teilen, und so findet man darauf bekannte Namen wie Ion Ludwig, Hauke Freer und Kai Alcé.
Hört man “House Is My Soul” zum ersten Mal, fühlt man sich fast ein wenig in die Zeit von Rain Redemptive Love, erschienen auf Philpot, zurückversetzt. Mit “Love” und “Rain On Me” hat Reggie Dokes damals zwei Arbeiten abgeliefert, auf denen er mit einem feinfühligen Umgang mit Bongo-/Conga-Percussion, schwebenden Synth-Flächen, ein paar Piano-Loops und einfachen Drum-Kompositionen herzwärmende Stimmungen zu erzeugen vermochte.
Nichts von alledem vermisst man auch auf “House Is My Soul“. Man könnte diese EP’s auch als unmittelbar nachfolgende, inhaltlich aufeinander Bezug nehmende musikalische Kapitel (s)eines Gesamtwerkes verstehen, dessen intertextuelles Konzept man – auf ein einziges Wort konzentriert – am besten als “Feeling” beschreiben mag. Denn seine hohe Fingerfertigkeit und ein gefühlvoller Umgang mit den Gestaltungselementen Beat, Bass, Percussion, Synthies, Instrumental, legt Reggie Dokes stellt auch hier wieder unter Beweis. Filigrane Perkussionsloops sorgen für einen trance-gleichen Zustand, welcher die Bedingung schafft, sich auf die schlichte, langsam atmende Melodie des Orgel-Instrumentals einzulassen.
Der “Mindlo Deeper Mix” hingegen setzt seinen Akzent durch Klavierakkorde, eine im Vergleich zum Original schwerer drückende Kickdrum und tiefere Bassfrequenzen. “My Soul Reaches Up” knüpft an diese beiden Versionen nahtlos an, erweist sich für mich als Variation der beiden vorangegangenen Stücke. Zu gerne wüsste ich, welche der neun Musen Reggie Dokes auf “She’s On My Mind” zu einem derartigen Output angetrieben hat. War es Euterpe, die Muse der lyrischen Dichtung und des Flötenspiels? Polyhymnia, die Muse des Gesangs? Kalliope, die Muse der epischen und elegischen Dichtung oder doch Terpsichore, die Muse des Tanzes und Chorgesanges? Womöglich waren es alle vier, die sich vor und während des Schaffensprozesses seiner angenommen haben. Das ruhig dahinfliessende Orgel-Instrumental weist lyrische und elegische Züge auf, und dennoch besitzt der Track genug Rhythmik und Tempo, um seine Energie auf die Tanzfläche zu übertragen.
English (short) version: Reggie Dokes never disappoints. He’s right back on “Ojo De Apolo”, a small chilean imprint that tries to focus on local electronic music producers on the one hand and some highly skilled house and techno soldiers from abroad like Ion Ludwig or Kai Alcé. Expect Reggie Dokes, the Chicago Pimp, to grace you with a four tracker full of analogue machine drums, ruff basslines and stellar organ and piano instrumentals that will bring you to tears – it’s that signature hand cut house music that we love!
Mehr im Web:
Reggie Dokes @ MySpace
Psychostasia Recordings
Ojo De Apolo @ MySpace
Ojo De Apolo
Reggie Dokes – Feature @ Head Sigh Music
Reggie Dokes – Feature @ Pop Your Funk