Nach den ganzen Southport Weekender– und Deep Space Network-Video-Einträgen in der vergangenen Woche, Leri Ahels Guest Mix am Wochenende und der montäglichen Mix-Selection soll dieser Eintrag wieder etwas mehr zum Lesen aufforden und somit den Geist fördern. Denn bekanntermassen heisst es ja: “Lesen ist für den Geist, was Gymnastik für den Körper ist.“
Blicke ich, dieses Zitat im Hinterkopf bewahrend, selbstkritisch auf die letzten Jahre zurück, komme ich zu dem Schlusss, nicht Gymnastik sondern Marathonläufe betrieben zu haben. Dies ist kein Selbstlob, wohlgemerkt, denn erst sehr spät habe ich erkannt, dass ich mich zu einseitig in eine (Lese-)Richtung bewegt habe, sozusagen ohne Ausgleichstraining. Das muss – und wird sich – hoffentlich bald ändern. Der Stapel ungelesener – wesentlicher – Bücher ist viel zu gross. Und die Wish-List erst. Doch ich schweife ab.
Einleiten möchte ich diese Leseempfehlung mit einem Hinweis auf den Beschluss des Hanseatischen Oberlandesgerichts vom 09. August 2010 (Az.: 5 W 84/10), der seit einigen Tagen rege diskutiert wird. Wer sich diesen Beschluss (hier nachzulesen) nicht in voller Länge geben möchte, der sei an dieser Stelle kurz gebrieft:
Ausgangslage, stark verkürzt und die Tatsachenlage möglicherweise nicht vollumfänglich wiedergebend, ist der Rechtsstreit zweier Unternehmen. Eines mit Hauptsitz in Cupertino (Kalifornien, USA) tritt weltweit auf und wirft seit Jahren Produkte mit vor allem einem schönen Zusatznutzen auf den Markt, den man mit sozialem Geltungsnutzen zusammenfassen kann. Das andere Unternehmen hat seinen Firmensitz im hessischen Erbach, stellt Dinge her, die zwar kein Mensch braucht, die aber dennoch in den Absatzmarkt Eingang finden, weil jeder von uns irgendwann einmal auf einer Geburtstags- oder Hochzeitsfeier eingeladen ist. Und bevor man sich den Kopf über in Frage oder nicht in Frage kommende Geschenksartikel macht, wählt man einen “custom made” Gegenstand für Bad, Küche oder Wohnbereich aus. Einer dieser Gegenstände aus dem Angebot des streitbefangenen Unternehmens ist der “eiPott“. Ein banaler Eierbecher. Verschiedenfarbiges Oberflächenlayout, kreisrunde Vorrichtung, um das Frühstücksei vor dem Davonkullern abzuhalten, Zweckentfremdungsmöglichkeit als Aschenbecher.
Diese Namensgebung und das Produkt selbst kamen bei dem weltweit auftretenden Unternehmen nicht gut an. Es sah Marktanteile schwinden, den guten Ruf gar in Gefahr, Verwässerungs- und Verwechslungsgefahr hinsichtlich der Marke, und ging deswegen gegen den Eierbecher vor. Ein Produktverbot konnten die Rechtsanwälte dieses Unternehmens zwar nicht erwirken, dafür immerhin ein Verbot, den Produktnamen “eiPott” weiterhin zu verwenden. Im Leitsatz des Bescheides liest sich das folgendermassen:
“Zwischen dem eingetragenen Gemeinschaftsmarke “IPOD” und dem vom Antragsgegner verwendeten Begriff “eiPott” für Eierbecher besteht eine Verwechslungsgefahr, die eine markenrechtliche Untersagung rechtfertigt. Die Zeichenähnlichkeit liegt darin begründet, dass die beide Begrifflichkeiten klanglich identisch sind. Da die Marke “IPOD” unter anderem auch für „Geräte und Behälter für Haushalt und Küche“ geschützt ist, liegt zudem auch eine Warenidentität vor.“
Nun ja. Dem kleinen Unternehmen verhalf diese Aktion zumindest dazu, seine Namensbekanntheit zu verbessern.
Mehr dazu:
eiPott @ Handelsblatt
eiPott @ Süddeutsche
eiPott @ Netzwelt
Nun wieder zu Artikeln zum (weiten) Themenkreis der (Club-)Musik. In Freiburg aufgrund eines freundschaftlichen Verhältnisses zu Rainer Trüby verhältnismässig oft zu Gast ist der Brite Gilles Peterson. Im letzten Jahr veröffentlichte er mit “Havana Cultura” eine (weitere) Compilation, die sich kubanischer Jazz-Soul-Funk-Fusion-Sounds angenommen hat. Louie Vega, MJ Cole und auch Rainer Trüby haben sich dieser ausgewählten Stücke angenommen, und jeweils einen Remix abgeliefert. Freunde von Freunden, ein sehr nettes Blog, hat sich mit Gilles Peterson im Juni diesen Jahres getroffen und in ein kurzes Gespräch verwickelt – genauso wie den Musiker Paul Frick (von Brandt Brauer Frick), der auf die an ihn gerichteten Fragen doch etwas ausführlicher eingegangen ist als der Brite.
Auf The European bin ich auf ein Interview mit einer wahren Grösse des Berliner Nachtlebens gestossen, Heinz Gindullis a.k.a. Cookie, Gründer und Betreiber des legendären ehemaligen gleichnamigen sowie Gründer und Betreiber des aktuellen gleichnamigen Clubs in Berlins Mitte. Im Gespräch lässt er das Nachtleben der Vergangenheit, insbesondere des Jahres 1994, Revue passieren, setzt es in Vergleich zu 2010 – und bestätigt für mich wieder einmal, dass in solchen Rückschauen nicht viel mehr als belangloses Zeug geredet wird, Dinge, die jeder selbst schon wusste, so dass ich guten Gewissens mit Wilhelm Raabe schreiben kann: “Erst durch lesen lernt man, wie viel man ungelesen lassen kann.” Und die Klage oder das Bedauern darüber, zu den Betreibern eines ganz bestimmten Clubs keinen persönlichen Kontakt zu haben – ja mein Gott, den hab’ ich auch nicht, doch: wer will das wissen?!
Heinz Gindullis – Das Berliner Nachtleben im Wandel @ The European
Im Juli diesen Jahres stand der Berliner René Pawlowitz alias Shed dem britischen Fact Magazine Rede und Antwort. Das Ergebnis? Lesenswert! Wer’s noch nicht getan hat, kann es hier nachholen und, wer dazu eine Geräuschkulisse benötigt, kann sich Sheds bald erscheinendes Künstleralbum anhören, ebenfalls auf der Website des Fact Magazines und obendrein noch seinen Podcast auf Resident Advisor.
Ebenfalls im Fact Magazine erschien heute ein Interview mit Theo Parrish. Must read! The Essential…Theo Parrish @ Fact Magazine.
Über Sherard Ingram im Gespräch mit Little White Earbuds sowie Juan Atkins in einem Interview Feature auf Hybrid Life geht es zu Spiegel Online. Dort erschien vor fast vierzehn Tagen ein Artikel zum Thema Persönlichkeitsforschung mit dem Titel: “Warum Soul-Fans warmherziger sind” ( SPON – Warum Soul-Fans warmherziger sind). “Gehirn und Geist” erklärt, warum eine CD mit unseren Lieblingsliedern wie eine Visitenkarte ist.” – so die den Artikel einleitenden Worte, die mich an die Zeit erinnert haben, als ich für die eine oder andere Angebetete in mühevoller Kleinarbeit ein Mixtape erstellt habe – damals noch Kassettentape. A-Seite Hip Hop, mehrheitlich französisches Material, B-Seite House, was damals so bei mir und in den Sammlungen der Nachbarkinder herumlag. Kerri Chandler, Moodymann, Glenn Underground und komisches Zeug, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Ach ja. damals.
P.S. Morgen geht’s dann wirklich weiter mit Reviews.
English (short) version: another recommendation for all your reading needs. I started off with some personal thoughts about Apple vs. Koziol – get an overview here. Then head over to an awesome and attractive blog “Freunde von Freunden”. There, you’ll find more than a handful interviews with Berlin based and international artists. I put a link to the one with Gilles Peterson and Paul Frick of Brandt Brauer Frick. After that, hurry to Fact Magazine that is questioning Shed and Theo Parrish. From there, move on to Little White Earbuds with Sherard Ingram as interview partner, Hybrid Life with Juan Atkins and to finish of this blog entry, read about why soul fans are more warm-hearted (than others) at Spiegel Online.
P.S. We will serve you with some reviews from tomorrow on.
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nolvadex