Falkplatz Records – immer wieder habe ich mir in der Vergangenheit vorgenommen, einen Eintrag über das kleine Berliner Label und die darauf erschienenen Releases zu verfassen. Ein um’s andere Mal musste ich es – leider! – sein lassen. Zeitgründe und so. Doch wie unlängst geschrieben, ist es nie zu spät, gute Musik entsprechend zu würdigen, auch wenn die Rezensions-Frontrunner sich längst anderen Veröffentlichungen zugewendet haben.
Aus der Taufe gehoben wurde Falkplatz Records Anfang diesen Jahres von Oliver Deutschmann, DJ, Produzent und Vidab Records-Mitgründer (gemeinsam mit Stephan Hill). Erscheinungen auf Vidab Records schildern House- und Techno-Geschichten voller düsterer Schönheit, eröffnen mystische Klangwelten, die mich – um einmal ein Zweitmedium einzubringen – an die Ausdrucksstärke szenischer Äusserungen in Filmen eines Akira Kurosawa erinnern. Was ich damit sagen möchte: Releases auf Vidab-Records stehen im Spannungsverhältnis von Traditionsbewusstsein und Zeitgeistverpflichtung. Diese kreative Auseinandersetzung mit der (Club-)Musik hat etwas zeitloses, und das ist letzten Endes auch das Anliegen von Oliver Deutschmann (und Stephan Hill), mit ihrem Label, ihre Vorstellung zeitloser elektronischer (Club-)Musik umzusetzen.
Nach diesem Abstecher zum Autorentechno zurück zu Falkplatz Records. Dieses Selbstverständnis, diese Widmung, zeitlose elektronische (Club-)Musik zu arrangieren, lässt sich ohne weiteres auch auf Oliver Deutschmanns Tochterableger übertragen. Die erste Falkplatz 12″, die “Milanese Remixes” von Quarion und Nick Chacona, anhörbar auf Soundcloud, sahen sich mit ihren treibenden Grooves durchweg einem positiven Feedback gegenüber.
Ed Davenports Nachfolge-EP “Verdantin / Siebzehn erfreute mit zwei Tracks, welche einer rasenden Wildwasserfahrt gleichkamen. In bester Erinnerung habe ich das bewegungsintensive, energetische Trackgerüst, das Kräftespiel zwischen der anmutigen Stimme einer Elif Bicer sowie der brachialen Schönheit schroffer Drums und Bässe, wie es auf “Siebzehn” deutlich zum Ausdruck kommt.
Nun liegt seit kurzer Zeit eine weitere 12″ bereit, die unter dem Label Falkplatz veröffentlicht wird. Ihr Produzent? Ron Deacon aus Leipzig. Über diesen DJ und Produzenten muss ich eigentliich nur so viel schreiben: er veröffentlicht geniale elektronische (Club-)Musik. Zum ersten Mal begegnet bin ich ihm auf der “Jubiläumsausgabe” von Workshop Records. Dort, auf deren zehnter Release, war er mit einem namenlosen Track vertreten, auf welchem er House und sanfter Elektronika-Sounds mit musikalischer Begabung und Feingefühl vereinte. Die schnörkelig-leichte Melodielinie seines Workshop-Tracks hat sich bei mir derart ins Gedächtnis eingebrannt, dass ich dieses Stück aus tausenden anderen auch in Zukunft heraushören werde. Mit diesem wahrlich beachtlichen Debüt und Ersterfolg war’s das jedoch noch lange nicht. Ron Deacon legte mit “Secret Garden” auf Farside Records nach (einschliesslich eines – wiederholt – brilliant auftretenden Lowtec als Remixer). Und nun eben die “Sunday Walk EP“. Für diese lieferte Ron Deacon zwei Tracks ab. Den Titelgeber “Sunday Walk” sowie “Tune In”. Beide werden zudem einer Überarbeitung durch erfahrene Produzenten, Sascha Dive sowie Ingo Sänger und Henry L., unterzogen.
Auf “Sunday Walk” tritt der Leipziger förmlich hinaus ins helle Tageslicht. Mit hellen Klangfarben unterlegt vermittelt er ein Gefühl von Leichtigkeit und Ruhe – bestens geschaffen für einen lauen Spätsommernachmittag. Da sich derzeit jedoch der Herbst sehr deutlich bemerkbar macht mit Regenschauern, Wind und eine tiefhängende blaugraue Wolkendecke, lautet die Devise: drinnenbleiben. Hier ist der Remix von Sascha Dive, der “PanoraRmx” zuhause. Sein Einsatzgebiet ist mit tiefen, kräftigen Basstönen und einem forcierten Tempo eindeutig der Club, doch der Frankfurter DJ und Produzent eröffnet über die ganze Länge seines Remixes immer wieder Freiräume für Stimmengewirr und verstörende Synth-Konstrukte. Der Augenblick des Breakdowns steckt voll ohrschmeichelnder Melodiosität, man wünscht sich, er würde nie zu Ende gehen.
Zupackender und intensiver erweist sich der Rhythmus auf “Tune In“. Sein tiefgreifender House-Groove bringt Wärme auf die Tanzfläche. Ingo Sänger und Henry L. legen – so scheint es – das Augenmerk auf Lockerheit, auf das Erleben von des Rhythmus und eines harmonischen Bewegungsflusses, denn der “Dirty Disco Dub” schwebt viel mehr als dass er voranschreitet. Und da wären wir wieder, beim Gefühl der Leichtigkeit und Ruhe, bei einem “Sunday Walk”. Wenn doch der Herbst seine grausamen Vorboten nicht so umbarmherzig über’s Land hinwegtreiben würde!
English (short) version: Falkplatz is a sublabel founded by Vidab records co-owner Oliver Deutschmann. It is an imprint that aims to focus on impeccable quality, timeless style and classic beauty when giving birth to a record. Ron Deacon, Leipzig / Germany based up and coming producer who recently delivered a stunning track to the Workshop series, is appearing with “Sunday Walk” and “Tune In”, two handcrafted tracks full of ease and lushness that would perfectly fit into a late indian summer afternoon. Sascha Dive brings “Sunday Walk” back to a more club-oriented context whereas Ingo Sänger and Henry L. keep the faith to the original’s euphonic warmth. Dope Package.
Mehr im Web:
Ron Deacon @ MySpace
Sascha Dive @ MySpace
Ingo Sänger @ MySpace
Henry L. @ MySpace
Falkplatz @ MySpace
Falkplatz @ Facebook
Falkplatz @ Soundcloud