Tensnake – In The House (Defected)

Auszeichnung, höchste Ehrung, Karrierekrönung, Ritterschlag auf der einen, Todesstoss, Kommerzialisierung, Glaubwürdigkeitsverlust, Ausverkauf auf der anderen Seite. Aus diesem Pool der Extrempositionen heraus liesse sich mit Leichtigkeit eine Tagcloud bilden, wenn von der unlängst veröffentlichten neuen “In The House” – Mix-Compilation aus dem Hause Defected die Rede ist. Verbindliche Zwischentöne gibt es da nämlich nicht.

Ihr Urheber, der Hamburger Marco Niemerski alias Tensnake, war vor etwas mehr als zwei Jahren einem noch sehr kleinen Kreis von Eingeweihten, Freunden, Nerds und Informationsfrontrunnern gleichermassen, bekannt, auch wenn einer seiner ersten veröffentlichten Tracks, “Around The House” aus dem Jahre 2006, durch die Lizensierung von DJ T für die zweite Ausgabe der Body Language-Reihe auf Get Physical einem doch beträchtlichen Publikum zugänglich gemacht wurde.

Mit weiteren Releases, “I Say Mista” (auf Mirau) und “Keep Believin’” (auf Endless Flight), erklomm der Hamburger Produzent weitere (Karriere-)Stufen. Doch gewissermassen mit Überschallgeschwindigkeit nach oben ging’s bei ihm – meiner Meinung nach – mit “In The End (I Want You To Cry)“, einer 12” aus dem Jahre 2009, veröffentlicht auf Running Back, die überaus weite Kreise zog. Ins nahezu Unermessliche steigerte die 12″ Coma Cat auf Permanent Vacation. Nichts, was nicht bekannt wäre.

Mit all diesen credits, mit all dieser credibility, trifft Tensnake nun auf Defected. Für manche ist das britische (House-)Label der Olymp schlechthin in Sachen House- und Clubmusik. Für andere jedoch ist Defected mit dem Leibhaftigen gleichzusetzen, der verkörperten Form von Ausverkauf und Kommerz, eine alles verzehrende Grossvieheinheit, die top Tracks abgreift, um sie unter ihrem Labeldach zusammen mit einer Vielzahl Remixe zu veröffentlichen, die an Belanglosigkeit kaum zu überbieten sind. Dergleich Schicksal widerfuhr beispielsweise “To Be In Love” von den Masters At Work oder “Rej” von Âme. Diese Weiterveröffentlichung entfaltete eine grosse Sogwirkung mit dem Negativergebnis, dass ein Künstler / Produzent gerne nur auf sein eines gemeinhin bekanntes Werk reduziert wird. Der anglophone und in Sachen Kommerzialisierung weitaus weniger sensible Liebhaber der House Music würde in diesem Fall wohl lediglich von “put the artist on the map” sprechen, anstatt die Ausverkaufskeule zu schwingen.

Was den Deal nun zwischen Defected und Tensnake anbelangt, komme ich zu dem Schluss, dass ein wenig musikalische Erziehung auch all denjenigen nicht schaden kann, die über Miami und Ibiza nicht hinausblicken (können / wollen). So beinhalten beide CDs mit Tracks von u.a. Tiger & Woods, den Boom Clap Bachelors im Tuff City Kids Remix, Remixen von Prins Thomas und Lindstrom, DJ Sprinkles im MCDE Remix, Mano Le Tough im Iron Curtis Remix und Material von Tensnake selbst, durchaus Sounds, vor denen man keine Berührungsängste zu haben braucht. Sowohl CD 1 als auch CD 2 laufen gut rein. In Sachen Karriere war diese Arbeit für Tensnake wohl lediglich ein kleiner, was die Qualität der Compilation anbelangt jedoch ein grosser für Defected.

Tracklist CD 01

01. Mugwump – Boutade
02. Zev – Don’t Break It (Kenny Glasgow & Jonny White Remix)
03. Tiger & Woods – Dr. Burner
04. Tensnake – Need Your Lovin (Dub Mix)
05. Carol Williams – Can’t Get Away (From Your Love)
06. Al Usher – Lullaby For Robert (Prins Thomas Diskomiks)
07. Boom Clap Bachelors – L-O-V-E (Tuff City Kids Remix)
08. Lovebirds – Want You In My Soul (Hot Toddy Dub)
09. Shirley Lites – Heat You Up (Melt You Down) (Instrumental)
10. Kaine feat. Kathy Diamond – Love Saves The Day
11. Michael Mayer – Amanda
12. The Chemical Brothers – Swoon (Lindstrøm & Prins Thomas Remix Edit)

Tracklist CD 02

01. Mount Kimbie – Carbonated / Osunlade featuring Divine Essence – My Reflection (Accapella)
02. Âme – Fiori (Dixon Beat Edit)
The Wizard Brian Coxx – My Dream (Accapella)
03. Louie Balo feat. Spanky – Don’t Shut Me Out
04. Coyote – Moving (Still Going Remix)
05. Mano Le Tough – Baby, Let’s Love (Iron Curtis Rmx)
06. Louie “Balo” Guzman – Keep It Simple
07. Butch – No Worries
08. Tom Demac – Crewcuts & Curls (Jamies Jones’ Watercooler Remix)
09. Heaven and Earth – Prescription Every Night
10. Sneak Essentials – In Da Clouds (Da Original Dub)
11. Tensnake – Coma Cat
12. DJ Sprinkles – Grand Central Part 1 (MCDE Bassline Dub)
13. Basic Soul Unit – Things Pass (Original Mix)
14. Armando – Don’t Take It (Thomos Edit)
15. Phase II – Reachin (Original Brotherhood Mix)

English (short) version: I don’t want to argue with you about going commercial and mainstream sellouts as the British label Defected has the capacity to evoke such long and neverending reflections. The label’s latest edition of its “In The House” series showcases the German producer Tensnake’s qualities as a (sound) compiler and arranger – and it is only due to his ability in bringing together raw house (from artists like Basic Soul Unit or DJ Sprinkles in an MCDE costume), custom made club tunes from Butch and Lovebirds, disco-tinged sounds from the artist himself and Norwegian disco dons Lindstrom & Prins Thomas, that the label Defected regained my attention.

Mehr im Web:

Tensnake @ MySpace
Tensnake @ Soundcloud
Tensnake Blog
Defected

Tensnake In The House by Defected Records

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