Delsin Records. In absehbarer Zeit wird man das niederländische Techno-Imperium zu seinem 100. Release beglückwünschen dürfen. Bei derzeitigem Erreichen der Katalognummer 83 mag “absehbar” vielleicht ein wenig übertrieben, zu weit vorweggegriffen auf ein noch bevorstehendes Ereignis klingen. Doch die Zeit zerrinnt wie Sand zwischen den Fingern, und ehe man sich des Vergehensprozesses bewusst geworden ist, hat man das Zeitintervall durchschritten. 100er-Feiern stehen in den kommenden Monaten einige an. Dessous, Morris Audio und noch zwei, drei andere Label, deren Name mir gerade leider nicht gegenwärtig ist, werden in unmittelbarer Zukunft dreistellige Katalognummern auf die Platten pressen. Anyway. Dies wird mit Sicherheit gefeiert. Mit Sonderausgaben, Rückschauen, Neuauflagen und Compilations. “Gross einen raushauen” braucht das 1996 / 1997 von Peel Seamus gegründete Label Delsin Records jedoch nicht in Anbetracht seines Jubiläums. Das nämlich haben der Labelgründer selbst sowie die Vielzahl Künstler, die im Verlauf der letzten eineinhalb Jahrzehnte auf dieser Plattform einzelne Tracks, 12″ und Alben veröffentlichten, mit jedem einzelnen Musikwerk, das im Hause Delsin das Licht der Welt erblickte. Aardvarck, Newworldaquarium, Future Beat Alliance, tragende, altgediente Säulen, Quince, Delta Funktionen und an vorderster Front Redshape in jüngster Zeit. Und es geht weiter. Rabih Beaini alias Ra.H a.k.a Morphosis wird auf Delsin demnächst in Albumgrösse debütieren. Vielleicht lehne ich mich nun ein wenig zu weit aus dem Fenster, setze mich damit argumentativem Gegenwind aus, aber: Delsin-Platten kann man auch ungehört kaufen.
Das gilt meines Erachtens auch für die Musik, welche ein Dave Huismans alias 2562 alias A Made Up Sound produziert. 2006 / 2007 sah man ihn sein Debüt feiern auf Philpot mit Sunday / Late Drive” und “Channel Two” auf Tectonic. Letzteres ein eindrucksvoller Ritt auf Wobbelwellen und durch kaleidoskopisch kleinteilige Soundwolken. Doch ich bin ehrlich: sein Material, das er unter A Made Up Sound veröffentlicht, spricht mich ein klein wenig mehr an.
Nach zwei 12″ in diesem Jahr für sein eigenes Imprint, baut er auf “Rear Window” für Delsin ein weiteres Mal eine unheimliche Schlagkraft auf. Dafür verantwortlich eine brachiale Bassdrum. Sie ist Fundament, Stütz- und Eckpfeiler zugleich. Mauer und Fassade des Tracks baut Dave Huismans aus Stilelementen auf, die auch im Dubstep ihre Daseinsberechtigung hätten. Er akzentuiert “Rear Window” mit rhythmisch versetzten Synthie-Elementen, einem spannungsgeladenen Wechsel zwischen zischende Hi-Hats, wabernden und zirpenden Effekten. “Rear Window” rumpelt und poltert wie eine altgediente Antriebswelle, faucht wie eine in die Jahre gekommene, schweratmige Dampfmaschine der Watt-Ära. Diesen bedrohlichen Track liefert er in einer zweiten Version ab. “Shattered” nennt sich diese. Zerschmettert und Zerschlagen. Geborsten. Brüchige Rhythmen warten auf einen. Damit ist eigentlich alles gesagt. Denn für diese Version hat Dave Huismans seine Techno-Maske ausgezogen und serviert musikalische Urgewalt.
English (short) version: dirty industrial techno sounds is what you get on the latest Delsin 12″. The artist behind? Dave Huismans under his A Made Up Sound Moniker. ‘Nuff said!
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2562 / A Made Up Sound – Podcast @ Little White Earbuds
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