Japanische Zen-Gärten, in unseren Breitengraden vielmehr nach japanischem Vorbild angelegte und gestaltete Grünflächen, gelten als Orte der inneren Ruhe und Einkehr. Sie laden ein auf eine meditative Reise, an deren Ende Körper und Geist ihre Einheit wiederfinden werden und verhelfen dazu, eine innere Ruhelosigkeit zu überwinden. Dieses Prinzip der Ruhe und der Harmonie derart verinnerlicht, dass er die Lehre davon glaubwürdig weitergeben kann, hat Hirofumi Goto alias Rondenion, der erleuchtete Meister des Zen-House und Dharma-Disco. Im inzwischen fünften Jahr nun erfreut er mit bewegenden und einfühlsamen Stücken. Erschienen auf Still Music, Aesthetic Audio oder Rush Hour sind sie meiner Meinung nach wahre Lehrstücke, mittels derer in hektischen Zeiten zu meditativer Ruhe zu kommen ist, bei gleichzeitiger Zunahme an Stärke, Kraft und Klarheit. Immer noch ein Stimmungsgemisch aus endloser Gelassenheit und freudiger Erregung versetzt mich das auf Aesthetic Audio veröffentlichte “The Beautiful Memory.
Vor einiger Zeit hat sich der japanische Produzent auf dem italienischen House- und Techno-Label Bosconi, genauer auf dessen Sublabel Extra Virgin, mit einer 12″ zurückgemeldet. Haben sich von Beginn der Slow Motion- und Pitch Down-Strömung an die Produzenten daran abgearbeitet, die doppelte Kraft bei halber Drehzahl aus ihren Soundscapes herauszuholen, haben sie sich von zunächst 115 bpm beständig zur 100 bpm-Marke herangetastet, unterschreitet Hirofumi Goto diese mit 86 bpm auf “Beginning Of The Ring” ziemlich deutlich, ohne dass man nennenswerte Krafteinbussen hinnehmen muss. Der Wanderpokal im “How Slow Can You Go”-Wettbewerb dürfte damit vorerst ein Weilchen in seinem Regal stehen bleiben.
Doch dies ist nur ein äusseres Erkenntnismerkmal von “Beginning Of The Ring“. Wenig aussagekräftig über den Charakter des Tracks. Der Zen-House-Meister lädt ein zu einer Groove-starken Reise durch eine musikalische Landschaft, die man nur zu gerne mit vorbekanntem Wissens- und Erfahrungsstand verknüpfen und beschreiben möchte – allein es fehlen die Worte, und so bittet Rondenion zum grossen andächtigen Schweigen vor seinem musikalischen Werk. Sprachliche Bilder zur Umschreibung dieses Tracks müsste man der Welt des Soul, Hip Hop oder Disco entnehmen. Dorthin nämlich weisen das Bassfundament, die Charakterstruktur der Drums sowie das Vocal-Sample.
Mit “In One’s Mind” steigert er das Tempo erheblich. Kaum erklingen die ersten Takte dieses Tracks, mag man sich unschwer erinnern an eine Aussage Moodymanns, die er in diesem Frühjahr über seinen Schaffensprozess getroffen hat (Moodymann about his MPCs @ RBMA) und die man wohl mit “Hardware Sampler / Sequenzer leidenschaftlich bearbeiten” wiedergeben kann. Herzstück von “In One’s Mind” jedenfalls ist der Soul. Als Transformationsriemen zwischen diesem und der Tanzfläche wirkt Disco, nur, dass wir das Endprodukt heutzutage als House bezeichnen. “Like A Child” rundet die 12″ ab. Hirofumi Goto eröffnet diese Sample-basierte Arbeit mit einem Flöteninstrumental. Eine zauberhafte Melodie, die den mitreissenden, “jackin'” Rhythmus kontrastiert. Killer!
English (short) version: the master of zen-house and dharma-disco strikes back with three tracks on a 12″ that is released on Italy based imprint Bosconi records. Slow-paced and heart-warming is the title track. Something for the cool-headed. Passionate and with a good sex drive could be described what follows on this ep, “In One’s Mind” and “Like A Child” that both show an increase in tempo and hornyness. Killer EP!
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