James Duncan. Wer war das noch einmal? Woher kenne ich diesen Namen? Aus der Welt des Sports? Möglich. Ein 400-Meter-Hürdenläufer aus der Zeit des grossen Edwin Moses vielleicht. Oder Weitspringer. Beständiger Konkurrent zu Mike Powell und Carl Lewis. Google klärt auf. Den gab es nicht. Möglicherweise kenne ich James Duncan aus der Politik und Wirtschaft? Ein Dozent, der sich mit einer Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Alternative Investments einen Namen gemacht hat?
Weit gefehlt! Doch es war / ist einfach zu ruhig (geworden) um den Produzenten aus der kanadischen Metropole Toronto. In den vergangenen zehn Jahren hat er immer wieder einmal eine EP veröffentlicht, mit einer Peak Time um die Mitte der Nullerjahre. Aus dieser Zeit stammt auch sein letztes Werk für das Label Real Soon. Genauer gesagt, war sein letzter Auftritt hierfür im Jahr 2005 mit “Peoples Are Peoples“. Mir persönlich ist das jedoch viel lieber, diese Zurückhaltung, als wenn man vor lauter darniederprasselnden EPs gar nicht mehr weiss, für welche man sich zu entscheiden hat – nur um Monate oder Jahre später festzustellen, dass man diese Platte besser nicht bestellt, gekauft, hätte.
Nun denn. “Shades Of House” hingegen lässt bei mir keine Wünsche offen und auch keinerlei Zweifel aufkommen. Denn der Kanadier, der sich vor allem auch als Instrumentalist (Trompete) auf Werken eines Morgan Geist / Metro Area oder Kelley Polar verdient gemacht hat, liefert auf dieser 12″ vier Weltklasse-Tracks ab. Vorausgesetzt, man mag das Rohe, Unbehauene, Ungeschliffene, den teilweise skizzenhaften Charakter der Stücke. Skizzenhaft, ja, aber dennoch nicht fragmentarisch erscheinen die vier Arbeiten für Real Soon, die zur Unterstützung der Rohschnitt-Eigenschaft keinen eigenen Titel tragen. Durch sie hindurch zieht sich die Handschrift eines erfahrenen Produzenten, der Erfahrungsschatz aus einer lehrreichen und förderlichen Zusammenarbeit mit Grössen wie Morgan Geist / Metro Area und Kelley Polar. Einen besseren Untergrund für eigene Arbeiten gibt es kaum.
Ein wichtiger Bestandteil der vier Tracks nimmt James Duncans Arbeit am Groove ein. Er versteht es vortrefflich, dem eingangs verwendeten Bild der Skizze und deren flüchtigen Eigenschaft entgegen zu arbeiten, denn trotz oder gerade aufgrund der Einfachheit geht James Duncan in die Tiefe. Perfekt sind Kickdrums und Basslines aufeinander abgestimmt, nur behutsam trägt er weitere Klangschichten auf, wie beispielsweise ein statisch laufendes Synthesizer-Motiv im zweiten Track. In atmosphärische Räume mit weiten Klangflächen entführt James Duncan im darauffolgenden dritten Stück, wohingegen der vierte Track, eine grandios heruntergestrippte Nummer, bei mir einen wahren Begeisterungssturm entfacht. Man mag dabei an die trockene, knackige und rhythmisch unschlagbare Musik eines Daniel Bell denken oder an die Sounds der New Yorker House-Garde um DJ Qu oder Fred P. Muss man aber nicht. Egal. Top notch 12″!
English (short) version: Real Soon with a heavy package by Toronto / Canada based producer James Duncan. Four sharp-edged tracks with bone-dry funk. All killer!
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James Duncan – Interview @ Deep Transmissions Blog