Gerade Bassdrum, ein paar Snares, Hi Hats, Synthiegeschraube, und wahlweise ein Instrumental oder Vocal oder beides, in kühn gewagten Fällen. Mehr ist House doch nicht. Oder etwa doch? Und was ist eigentlich so besonders daran?
Die Ausgangsstoffe, jeder für sich genommen, sind denkbar einfach und es bedarf schon einiges, wenn man einem monotonen Bassdrum-Pluckern überhaupt etwas, zudem noch mit irgendeinem ästhetischen Gehalt, abgewinnen kann. Drum-Maschine anwerfen, an den Knöpfen drehen – das kann jeder, zumindest wenn man lediglich die rein mechanische Bedienung dieser Geräte betrachtet. Doch die Gabe, aus diesen, aus der Einfachheit des Klanggerätes und der Begrenztheit der Mittel etwas Schönes, etwas Besonderes herauszuholen – das kann nicht jeder.
Eine gewisse Grundgabe hat Kris Wadsworth, Produzent der vorliegenden EP, auf jeden Fall mitbekommen. Dass er sein Talent schleift und formt, sich an elektronischer Musik abarbeitet, konnte man über die letzten Jahre hinweg feststellen. Mehrere Releases auf Morris Audio (beispielsweise “A Sexual Position“), Hypercolour (“Mainline“) sowie Remixe für Steve Bug (“Swallowed Too Much Bass“) oder Jimmy Edgar (“Hot, Raw, Sex“) in seinem Portfolio bezeugen, mit welcher Konstanz und (zunehmender) Qualität Kris Wadsworth arbeitet. Er vermengt die Ausgangsstoffe mit geschickter Hand, ohne dass ihm der übermächtige Motor City Mythos – Detroit ist seine Heimatstadt – zur Last wird.
Hart und gerade treten Kris Wadsworths Beats auf “Lime & Pink” in Erscheinung. Sie marschieren gemeinsam mit einem röhrenden Synthesizer-Bass und bilden dabei ostinate Figuren. Im Verlauf des Tracks verdichten sie sich mit Vocal-Samples und Synth-Pads im Hintergrund zu einem Energiezentrum. Spannungsaufbau und -entladung erscheinen als Wechselspiel. Als solches erweist sich auch “Barefoot“, der zweite Track des Detroiter Produzenten, der den Körper in zahlreichen orgiastischen Wellen erfasst.
In Anbetracht der Remixe zeigen sich Groove und de:bug unterschiedlicher Meinung. Letztere lobt ausnahmslos alle vier Tracks. Aus erstgenanntem Medium lässt sich herauslesen, dass beide Remixe für überflüssig gehalten werden. Was die Überarbeitung von jozif betrifft, stehe ich selbst auf der Seite des Groove-Rezensenten. Dieser Remix dreht sich zu verschlossen-verkopft um die Slowness-Achse, sichtlich bemüht um Tiefe und Substanz. Er bleibt allerdings im Versuchsstadium stecken. Er kann anders. Definitiv! Burnski lässt in seiner Neuabmischung von “Lime & Pink” britisches Flair aufkommen. Der Track erfährt eine Beschleunigung, wird mit zischend-perlenden Effekten versehen, die Synthies werden flächiger, weicher – das dumpfe Röhren eines Detroiter Sportmotors weicht der Laufruhe und stillen Motorkraft eines Bentley. Ich weiss auch nicht, wie ich es beschreiben soll, aber man hört den Engländer bei Burnskis Remix einfach heraus.
English (short) version: Kris Wadsworth with raw, crude and relentless pounding energetic house music. Burnski on remixing services delivers a British flair whereas jozif is limping along the original’s wall of beats and basslines.
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Kris Wadsworth – Interview @ Machines Are Funky
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