Infinite State Machine – Ein Nachruf

Foto: Infinite State Machine

“Quite simply, we love music, and we have something to say about it.” Mit diesen Worten beendete der US-Amerikaner Thomas Cox alias pipecock, Teil des DJ- und Produzenten-Kollektivs Pittsburgh Track Authority und Mitinitiator des Blogs Infinite State Machine, seinen ersten Blogeintrag vom 5. August 2007.

Jetzt, sechseinhalb Jahre später, ist diese Stimme verstummt. Infinite State Machine stellt zum Jahresende den Betrieb ein. Fortan wird es unter dieser Adresse keine neuen Besprechungen von aktuellen Vinylveröffentlichungen und Klassikern, keine Interviews und Features, keine Podcasts und auch keine Meinungsbeiträge zur Clubkultur mehr geben.

Das ist bedauerlich. Mit Infinite State Machine verliere ich, verlieren mit mir zahlreiche Musikliebhaber weniger ein Blog, vielmehr ein Onlinemagazin, deren Autoren sich mit Disco, House und Techno kritisch auseinandergesetzt haben. Die Beiträge waren alle subjektiv, jedoch mit offenem und aufgeschlossenem Geist verfasst. Sie waren mal hart, dann wieder herzlich. Sie waren stets streitbar und von einer tiefen Leidenschaft für das Gute, von einer tiefen Sehnsucht nach dem Guten getrieben.

Infinite State Machine war ein Meinungsleuchtturm in der Welt der Onlinemagazine, in denen bei Plattenbesprechungen und Künstlerporträts oft die Grenzen zwischen glattgebügelter PR und Journalismus verschwimmen.

Thomas Cox, Kenny Hanlon und ihre vielen Mitstreiter zwischen London, Dublin, Glasgow und Pittsburgh, waren in all ihren Beiträgen musikideologisch sicher nicht ganz unbelastet. Zwanzig und mehr Jahre der intensiven Beschäftigung mit House und Techno auf der einen, Dub und Reggae, Jazz und Afro-Funk, Ambient und experimenteller Musik auf der anderen Seite prägen und sorgen für ein tiefes Meinungsfundament.

Nie hielten auf Infinite State Machine jedoch ein verhärteter Ritualismus, ein verkrusteter Traditionalismus einzug. Dazu schätzten und schätzen die Betreiber auch heute noch viel zu sehr, worum es bei aller diskursiven Auseinandersetzung mit der Musik geht: eine gute Party, eine gute Zeit zu haben. “We will provide you with our thoughts and feelings on issues we feel are important.” Diesen Satz haben die Betreiber von Infinite State Machine in ihr Stammbuch geschrieben. Vielen Dank für diese sechseinhalb Jahre der Teilhabe an euren Gedanken und Gefühlen.

Ein Infinite State Machine-Klassiker: Interview: A Conversation With Omar-S


Pittsburg Track Authority – Live from Nonline (London, 4/10/13)


Weitere Qualitätsblogs, die ihren Betrieb in den vergangenen Jahren eingestellt haben:

24Hours (31. 12. 2011)
Allez-Allez (10. 11. 2011)
American Athlete (03. 11. 2011)
Cool In The Pool (2012)
Dosci
Lovefingers (01. 01. 2010)
mnml ssgs (13. 07. 2012)
Waves At Night (17. 10. 2013)


Aktive Qualitätsblogs:

20 Jazz Funk Greats
Beat Electric
Bleep43
Drift Ashore
FrohFroh
Heads Down
Inverted Audio
Little White Earbuds
Midi Deux
Modifyer
Monday Edition 
Paint It Blank
Pop Your Funk
Six Axxle
Sleazy Beats
Teshno
Testpressing
Trace A Line
Trackwerk

[Die Listen eingestellter und aktiver Blogs haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier schlagen die persönlichen Vorlieben des Autors durch.]

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