Foto: Katja Runge |
Das Jahr 2013 war noch jung, als ein Disc Jockey und Produzent über seine Social Media-Kanäle bekannt gab, dass fortan eine Agentur für Bookingangelegenheiten zuständig sei. “Zu früh”, sagten einige Stimmen in meinem Bekanntenkreis. “Besser so, jetzt kann er sich ganz auf die Musik konzentrieren”, meinten andere.
Die Vorteile, bei einer Bookingagentur unter Vertrag zu stehen, liegen auf der Hand. Eine Agentur verfügt über Wissen, Erfahrung, Netzwerke und den – durchaus notwendigen – nüchternen Blick auf den ganzen Betrieb. Profil schärfen, Aufmerksamkeit steigern, Aufträge bringen und im Streitfall den Rücken stärken: Das sind Aufgaben eines Agenten.
Ein grosser Vorteil gerade für Newcomer ist es auch, wenn sie im Agenturportfolio neben bereits etablierten und respektierten Künstlern geführt werden. Beispielsweise bei Magnet zwischen Move D und Roman Flügel oder bei Octopus zwischen Mike Dehnert und Skudge zu stehen, hat eine Werbewirkung, die nicht unterschätzt werden darf, ganz gleich, ob tags darauf Anfragen vom Amsterdamer Trouw, Plastic People in London und ähnlichen Clubs eingehen oder auch nicht.
Bei Bookinganfragen liegt auch einer der sensiblen Punkte in der Zusammenarbeit von Künstler und Agentur. Wer von seiner Agentur erwartet, dass er ständig Gigs haben wird, dass er jede Woche von Donnerstag bis Sonntag in einem Club, auf einem Festival und noch auf einer Afterhour spielen kann, wird sicher enttäuscht.
I Simbad, Lady Bar, Basel, Freitag, 1. November 2013. Reggae, Dub, Hip Hop, Funk, Soul, House und Bassmusik: Der gebürtige Franzose und Wahl-Londoner Simbad kennt keine Genregrenzen, weder als Disc Jockey noch als Produzent. Das zeigen beispielsweise sein Album “Blessings”, erschienen 2005 unter Alias Marathon Men (zusammen mit Freddy McQuinn) sowie die die Compilation “Worldwide Family Vol. 1” für Gilles Petersons Label Brownswood.
II French Fries, Garage, Basel, Samstag, 2. November 2013. Valentino Canzani Mora alias French Fries gehört mit Manaré und Bambounou zu den bekanntesten Vertretern der Pariser Bassmusik-Szene. Kann und darf man da überhaupt von “Bassmusik” sprechen? Produktionen und Sets speisen sich aus Einflüssen der Chicagoer Dance Mania- und Trax Records-Schule, Juke und Footwork gehen Hand in Hand mit Garage und Dubstep, dann wieder schimmern Anklänge an House und Techno durch, wie er im Umfeld des Hardwax stattfindet.
III Robag Wruhme, Schmitz Katze, Freiburg, Samstag, 2. November 2013. „Klott Motturé“, „Bombina Bumm“, „Fukkeldibobb“: Die Song- und Remixtitel des Jenaer Disc Jockeys und Produzenten Gabor Schablitzki klingen wie seine Musik: eigenbrötlerisch, verspielt, abgedreht. Sie erinnern an Hugo Balls Lautgedicht „Zug der Elefanten“ („Karawane“). Sie erzählen kurze Zaubergeschichten, die Platz lassen für Assoziationen und Gefühle der Leser. Sie sind alles. Sie sind nichts. Sie sind dada.
IV Sun Of Moon, Café Atlantik, Freiburg, Sonntag, 3. November 2013. OY, Disco Doom, Pola und Feist sind alles gute Bands beziehungsweise Künstlerinnen mit großartigen Bands im Rücken, da sind wir uns einig. Der Schweizer und Wahl-Berliner Marcel Blatti, der sich selbst Lleluja-Ha nennt und Teil von OY und Pola ist, vereint nun ein Kollektiv aus Mitgliedern dieser Bands in dem Projekt Sun Of Moon: Flo Gotte (Disco Doom / Evelinn Trouble) an Bass und Gitarre; Joy Frempong (OY) an Keyboard und Sampler; Sophia Baltatzi (Berliner Symphoniker) an Geige und Bratsche; Lucky Paul (Feist) an den Drums; Blatti selbst spielt Gitarre, Piano und singt.
Ursprünglich war Sun Of Moon Blattis neues Soloprojekt. Nach musikalischen Arbeiten für Leander Haußmann und Stefan Pucher zog er sich in sein Studio zurück und spielte für das Debütalbum (“Sun Of Moon”, erschienen Anfang Oktober 2013) alle Instrumentalparts, Bläser, Streicher, Gitarre, selbst ein. Nur für einige Bassläufe griff er auf das Können von Gastmusikern zurück.
Das Ergebnis ist ein Doppelalbum mit insgesamt 36 Stücken. 14 davon sind Songs zwischen Art Rock, LoFi-Pop und Singer-/Songwriter-Elementen, die 22 instrumentalen Skizzen variieren zwischen ruhigen, melancholischen und kraftvoll treibenden Stimmungen. Hier und da schimmern auch Anklänge an elektronische Clubmusik durch. Sicher interessant, und die eine oder andere Horizonterweiterung hat noch nie geschadet.
V tageins mit Johannes Albert, Waldsee, Freiburg, Montag, 4. November 2013. Ein kleiner Ausblick auf den ersten Arbeitstag: Johannes Albert kommt endlich mal wieder nach Freiburg zu tageins. Schön!